Tempeh-Nachrichten und Rezept-Kompositionen

„Die Informationen kommen  heute immer schneller und immer zahlreicher herein – da den Überblick zu behalten und für die Zuschauer das Wichtige herauszufiltern, ist wirklich schwierig“, meinte ein Redakteur, der im „Newsroom“, einem Großraumbüro, zwei Megabildschirme gleichzeitig im Auge hatte und natürlich auch telefonisch erreichbar war.

Klar, diese Vollzeitjournalisten haben es schwer, doch auch deshalb kommt es zu einem unerwarteten Phänomen: Sie machen es sich leicht.

Beim Rezepte-Entwickeln ist das auch legitim –

„Dreifach-Tempeh (Tofu, Amarath, Hafer), zweimal einfach mariniert, als Füllungsgrundlage der Käse-überbackenen Schmorgurke oder Substanz  lockerer Gute-Laune-Bällchen an Curry-Kokossahnesauce“

Ich versichere ehrenwörtlich; Diese Überschrift verspricht nur, was sie auch hält. Das gilt nicht für jede Schlagzeile;
„Wie Medien ticken – „Vom Neandertaler zum Blogger: Nachrichten im Wandel der Zeit““
hatte ich nur aufgerufen, um zu schauen, was ein Medienmagazin des Bayrischen Rundfunks zu Blogs und Bloggern sagen könnte, dumm war nur, dass die Blogger aus der Überschrift im Beitrag gar nicht vorkommen. Wozu auch?

 

Vielleicht, weil es solche und solche Quellen gibt. Wenn die eine Quelle sagt, Tempeh wird aus Soja gemacht, eine andere, dass auch andere Bohnen verwendet werden und eine dritte, dass und was außer Bohnen beim pilzigen Tempeh funktioniert, will man sich ja nicht durchs Zitieren oder Kopieren der einen Halb-Information blamieren. Oder lässt es darauf ankommen.

Man kann auch bei Rezepten investigativ recherchieren, und unter Umständen gehört dazu, Einiges bei der Gelegenheit selbst auszuprobieren. Hier ging es um die Frage „Wie verhält sich gepopptes Amaranth bei der Tempeh-Fermentation?“, und die Antwort lautet: „Nicht so heftig, verglichen mit Tofu in der gleichen Charge“.

Im Sinne der Abfallvermeidung kam es dann zur Weiterverarbeitungm wie oben demonstriert. Vielleicht bietet Ikea nach dem ultimativ letzten Shutdown letztendlich vegane Köttbullar an?

Wie wir wissen, zerstört „… Billigfleisch (…) Natur, forciert das Artensterben und heizt die Klimakrise weiter an, steht im Gegensatz zu artgerechter Tierhaltung, denn die verursachen Kosten.“
Die daraus abgeleitete Forderung  „Schluss mit Billigfleisch! Für mehr #Tierschutz, Artenschutz, #Klimaschutz.“ könnte zu Gedanken wie „Dann ist wenigstens teures Biofleisch ökologisch vertretbar“ verleiten und die Prestige-Bedürfnisse der Wohl-Habenden beim Fleischkonsum mit „Premium-Fleisch“, dessen Preis  längst schon die prekären Esser vom Mahle ausschließt, befriedigen. Dabei ist und bleibt Fleischkonsum jenseits eines engen Rahmens Naturzerstörung.

Kein bisschen Billigfleisch ist auf diesem Teller – ein paar Löffel Ziegen-Frischkäse, mit Yoghurt verrührt und mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt, werden wohl nicht bereits eine „Ausbeutung von Tieren“ sein. (Was hier nicht zu erkennen ist: Die im Dampfdruck des Multicookers gegarte Kartoffel ist ein wenig ausgehöhlt und bietet so mehr Platz für die „Sauce“.)

„Unsere Landwirte“ sind mal wieder unterwegs, aus diversen Gründen und Eigeninteressen. Ein „Insektenschutzgesetz“ passt ihnen nicht, die Agrarindustrie macht nicht, was sie wollen, und wenn jemand statt „Pflanzenschutzmittel“ die verwendeten Gifte „Pestizid“ nennt, ist das einigen auch nicht recht, und so drehen die Traktoren die Räder, also manche Bauern und BäuerInnen am Rad.

So fahrn sie dahin. Sie wollen nicht mehr die Handlanger fürs Billigfleisch sein. Billig aber werden Fleisch und Käse in der Industrie gestreckt, verlängert: Knusprige Käse-Snacks aus Schmelzkäsezubereitung, die tiefgekühlt werden muss, damit sie dick und mehrfach paniert werden kann, mit Phosphaten elastizierte Gelbwurst und anderes Teufelszeug aus der Hexenküche, das mit der guten „aus Hausschlachtung“-Ware der guten alten Zeit nichts mehr zu tun hat.

 

Wer Zeit hat, mit dem Traktor Kolonne zu fahren, kann auch bei der Warenproduktion für den Hofladen helfen. Das Geschäft für Erzeuger und Endkund*Innen kann helfen, Kontakte, „Kundenbindung“ zu schaffen, schließlich ist die „Mund-zu-Mund-Propaganda“ ein mächtiges Marketinginstrument.
Man kann das aber auch einfach unter dem Aspekt des gegenseitigen, mitmenschlichen Interesses verstehen – und im Verkaufsgespräch erläutern:

„Nüsse sollen doch so herzgesund sein, und da hatte ich neulich eine Idee, sozusagen „Studentenfutter ohne Rosinen“ in einen Brotaufstrich zu verwandeln.
Wem das nicht schmeckt, kann ja Wasser, Gewürz und Farbstoff künstlich emulgieren und mit raffiniertem Öl als „Margarine“ aufs Brot schmieren. Wenn auch die ZEIT Hummus oder gar Kichererbsen-Pfannkuchen empfiehlt – es gibt tausende Rezepte für Pfannkuchen aus Lupinenmehl; Vegane Lebensmittel aus regionaler Manufaktur – das ist mehr als ein Trend, das ist die Zukunft! „

Es geht eben kein Weg daran vorbei, dass der Trend das Ziel „Vegan-vegetarisch“ anzeigt. Selbst in Brasilien, das deutlich fleischlastiger lebt als unsereins, sind die veganen Produkte auf dem Vormarsch.

Wenn „Fazenda Futuro“ demnächst nach Europa expandiert, weil es einfach eine Schande wäre, so einen Markt zu übergehen, fehlt der Umsatz, den diese Veggies machen, unseren Tioerhaltern.

Sich über die Einfalt der Veggie-Burger-Käufer zu mokieren, hätte so viel Sinn, wie sich über die „hippen“ Starbuck-Trinker zu mokieren – denen kann man die „Freude“ am Markenbewußtsein nicht einfach vergällen, weil sie sonst ja eigentlich recht wenig haben. Was Tempeh betrufft, helfen Vernunft-Appelle vielleicht weiter, man kann auch das Interesse daran wecken – unter Anderem, weil es jetzt auch in Brasilien hergestellt, angeboten und verzehrt wird. Unter kulinarischen Gesichtspunkten ist die relative Neuheit ein wichtiger Aspekt, neben der geschmacklich sensationellen Komponente 😉

 

Zum „Tefto“ (Tempeh-Fermentierter Tofu) ist schon alles Wichtige gesagt…

Generell ist es schwieirig, bei der gegebenen Warenästhetik mitzuhalten, oder es wird teuer. Mit einfacher Darstellung Interesse zu wecken muss nicht funktionieren.

„(Relativ)  einfacher Hertellungsprozess, hoher Mehrwert, verbunden mit ausgezeichneten Gewinnchancen auch bei moderaten Stückzahlen“ wiederum klingt schon interessanter:

Zwei Nusstempeh-Buns, noch nicht essfertig, aber schon mit Zusammenhalt 😉

So ein Nuss-Mix ist gar nicht teuer, wenn der Supermarkt Studentenfutter abverkauft und man die Rosinen herausklaubt. Die Mischung ergänzen noch ein paar Tl. geschälter Hanfsamen  – hier fehlt mir noch eine gute Quelle, die flexibel  und nicht „ober-ökokorrekt“ den Standpunkt vertritt: „Bei mir gibt es nur gesunde, ungeschälte Ware, wegen der Ballaststoffe“.

 

Mehrheitsfähige Rezepte für so ein „gemischtes Designer-Tempeh“ zu entwickeln, ist sodann eine spezielle Aufgabe :

Paniertes Nuss-Linsentempeh mit Spinat und Kartoffel-Petersilienwurzelstampf sowie Röstzwiebeln

Das ist eine Möglichkeit, „fleischlos“ zu popularisieren, und eine kluge Experten-Runde findet stets weitere schöne Umsetzungen, auch nach dem Motto „Es muss nicht immer Hamburger sein!“

 

 

 

 

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