Fortschritte der Wissenschaft und Technik bei der Adipositas-Bekämpfung
Geschrieben am 12. August 2011 von KPBaumgardt
Die Psychophysiologie “befasst sich mit den Beziehungen zwischen psychischen Vorgängen und den zugrundeliegenden körperlichen Funktionen. Sie beschreibt, wie Emotionen, Bewusstseinsänderungen und Verhaltensweisen mit Hirntätigkeit, Kreislauf, Atmung, Motorik und Hormonausschüttung zusammenhängen.” (Quelle)
Ein recht interessantes Fundstück befasst sich mit psychophysiologischen Zusammenhängen von Humor, Belohnungszentrum und Meditation. Beispiel:
“Bist Du per Anhalter gekommen?”
“Warum?”
”Du siehst so mitgenommen aus.”
Das ist ein Witz, mit dem man das Gegenüber regelrecht überfahren kann, unter Umständen sogar der Wahrheit entsprechend – so etwas sollte man nur unter Freunden anwenden. Die Rolle, die das Belohnungszentrum bei der Suchtentstehung spielt, ist nicht zu vernachlässigen. Heiterkeit, Humor und Lachen werden neuerdings auch im Belohnungszentrum “verortet”.
Die “kleinen Tricks bei der Diät, die die Diät überflüssig machen” sind in die Kritik geraten:
Es gibt Experten zufolge vielfach nur einen Grund mit einer Diät anzufangen:
Die Unzufriedenheit mit der eigenen Figur.
Aber tausend Gründe, eine Diät wieder abzubrechen. Nämlich Heißhunger, Ärger im Job, Geburtstagspartys, der Duft einer Bäckerei, Langeweile, Magenknurren, verlockende Nachspeisen, das nicht besonders schmeichelhafte Licht in einer Umkleidekabine oder auch einfach nur Gewichtsstillstand nach ein paar Hungertagen. (Quelle)
“Mit kleinen Tricks zur Traumfigur”
Wo es um umsatzbringende Schlagzeilen geht, ist die Presse um Übertreibungen nie verlegen. Die Schwierigkeiten mit der “Traumfigur” sind ähnlich groß wie die Probleme, die Traumfrau oder den Traum-Mann zu bekommen.
Ganz wichtig ist, dass Mahlzeiten am Tisch und nicht vor dem Fernseher eingenommen werden, da man den Filmen so viel Aufmerksamkeit schenkt, dass das Mengenbewusstsein abhanden kommt.
Ungesunde Naschereien sollten nach Möglichkeit in den Supermarktregalen bleiben. Finden sie trotzdem den Weg in die Küche, sollten sie möglichst nicht auf Augenhöhe oder im Kühlschrank verstaut werden. Je höher die Süßigkeiten lagern, desto umständlicher ist der Weg in den Mund. So mancher ist doch zu bequem, erst den Tritt zu holen, um an die Leckereien zu gelangen.
Das Essen von gesunden Speisen sollte automatisch geschehen. Die Essgewohnheiten sollten umgestellt werden, und man sollte möglichst nicht viel an das Essen denken. (Quelle)
Und: “Auch bei Kindern zeigte sich, je größer der Umfang einer Müslischale, desto mehr aß …”
Diese Gegebenheiten zu berücksichtigen, ist wohl vernünftiger, als von der Traumfigur zu träumen.
Skalpell und Psychotherapie
…titelt die Neue Osnabrücker Zeitung über einem ellenlangen Beitrag zur misslichen Situation schwer adipöser Personen.
Da werden ExpertInnen aus allen Ecken der Republik zitiert, und im letzten Drittel des Artikels kommt man zur Sache:
Bei dem neuen Magenschrittmacher können die Ärzte und Ernährungsberater nun aber exakt kontrollieren, wann, was und wie viel der Patient gegessen oder getrunken hat und ob er sein Sportprogramm absolviert – per WLAN. Katrin Falb ist die Erste, die das System nach den klinischen Tests eingesetzt bekommen hat. Zwei Monate nach dem Eingriff berichtet die 31-Jährige glücklich: „Der Dauerhunger hat sich geändert.“
Gefühlsduseleien, dick aufgetragen:
„Wir waren als Babys schon so fett, dass wir nicht aus den Augen schauen konnten“, erzählt Irmgard H. von ihrer Familie, die in ärmlichen Verhältnissen lebte. Die Mutter war noch stolz auf ihre wohlgenährten Kinder, die als Erwachsene allesamt über 150 Kilogramm auf die Waage brachten.
Irmgard H. hat natürlich maßlos übertrieben. Wäre, was sie spricht, wahr, hätte sie nicht lesen und schreiben lernen können.
Dass, wer in ärmlichen Verhältnissen lebt, nicht die Motivation hat, sich da herauszustrampeln, ist übrigens ein gesellschaftliches Problem; die Ersatzbefriedigungen Essen und Fernsehen werden ja überall günstig und fertig angeboten.
Nun ja, die Bevölkerung (und Ärzteschaft) an so einen Magenschrittmacher als “übliche Praxis” und/oder kleineres Übel heranzuführen, bedarf schon einer gewissen Sensibilität.
Von “Nacherziehung”, Prävention und Selbsthilfe haben wir in dem überaus langen Artikel nichts bemerkt. Alles eine Kostenfrage?
Pädiatrie und Pädagogik…
“Seit 10 Jahren ist das Sozialpädiatrische Zentrum (SPZ) am Universitätsklinikum Jena Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche mit Entwicklungsstörungen, chronischen neurologischen Erkrankungen und Verhaltensproblemen.”
Ein lehrreicher Artikel. Wir erfahren etwas über
… eine Stoffwechselstörung, bei der ein Defekt der Glukosetransporter dazu führt, dass Hirnzellen nicht mit ausreichend Energie versorgt werden. Die Folge sind schwere Entwicklungsstörungen. „Heute können wir hier mit einer speziellen fettreichen Diät den genetisch verursachten Defekt ausgleichen“, erklärt Prof. Ulrich Brandl.
Insgesamt gebe es gerade auf diesem Gebiet eine große Dynamik.„Wir können davon ausgehen, dass uns künftig immer mehr Therapien zur Verfügung stehen werden. Je besser wir verstehen, was genau passiert, desto mehr können wir dagegen tun“, ist Brandl optimistisch. (Quelle)
Bei all dem modernen Wissensfortschritt bleibt zu hoffen, dass das alte Wissen nicht untergeht. Schließlich und endlich muss all das Wissen noch in alltagstaugliche Empfehlungen und Praxis überführt werden.
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