Zucker als Volksdroge: Noch so eine unheimliche Sucht
Geschrieben am 7. April 2011 von KPBaumgardt
Wer demnächst mal wieder den Hausarzt aufsuchen muss will, freut sich vielleicht über eine gewisse Wartezeit: Gesundheitsthemen lassen sich doch am Besten im Wartezimmer lesen, und der STERN liegt ja fast immer aus. Alternativ: Der Friseurbesuch.
Wer im Besitz eines iPad ist, kann sich das Heft, das dann kein Heft mehr ist, sondern eine Ansammlung binärer Ziffern, auf sein Tablett holen und dort damit machen, was er will.
In der heutigen Ausgabe:
Volksdroge Zucker
Wie uns die Industrie süchtig und krank macht
Im Radio – Hessen 2, “Der Tag”, hat es schon einmal diese Sendung gegeben:
Die raffinierte Verführung – Volksdroge Zucker 29.01.07 19:05 Uhr
Zucker macht glücklich. Ein Stück Schokolade und – zack – das Glückshormon Serotonin wird ausgeschüttet. Was passiert, wenn man es übertreibt mit dieser Art von Glück, das wissen wir alle. Süßigkeiten machen dick und krank. So what? Denken sich die Deutschen und futtern weiter, durchschnittlich über dreißig Kilo im Jahr.
Aber leider hat es auch schon ein Mediengesetz gegeben, wonach die öffentlich-Rechtlichen ihre Produkte nur über eine beschränkte Zeit im Internet vorhalten dürfen – sonst könnte man sich ja bei Interesse den Podcast herbeiladen, und einmal horchen, was so über den Zucker, die Zuckersucht zu sagen ist…
Beim “Blick ins neue Heft” –
Wir verschlingen viel zu viel – und werden dick und krank davon. Oft wissen wir gar nicht, in welchen Lebensmitteln der süße Stoff versteckt ist. Der stern ist der Zuckersucht gefolgt und hat sich die süßen Produkte genau angesehen.
finden wir die bekannt-beliebte Bilderstrecke zum Durchklicken – nach vier Fotos reicht es aber auch:
Russisch Brot/Bahlsen/120 Gramm
23 Zuckerwürfel stecken insgesamt in diesem Produkt
Die Ergebnisse der Analyse im Überblick: Zuckergehalt gesamt 63 g (53 %); davon 56 g (47 %) Saccharose; 2 g (2 %) Glukose; 2 g (2 %) Fruktose; 3 g (3 %) Laktose
Russisch Brot – das wurde ja mal als Geheimtipp unter den Fettverächtern gehandelt und empfohlen,
hast du schon mal versucht, die schokolade durch gummibärchen oder russisch brot zu ersetzen?? ist genauso süß, hat aber 0g fett, du könntest damit also deinen "hunger" auf süßes stillen. funktioniert bei mir wunderbar…
und hatte es einst in die Diättipps geschafft 😉
Fragt sich, wie hilfreich Hefttitel wie dieser sind:
Volksdroge Zucker Wie uns die Industrie süchtig und krank macht
Kinder können übrigens an Zucker ersticken: Erstickungsgefahr durch Hartzucker-Bälle mit Kaugummikern, das Risiko ist festgestellt, aber vermutlich nicht ausgeschaltet.
Wenn “Die Industrie” uns süchtig und krank macht (wie es die Überschrift beim STERN suggeriert), , müsste sie uns auch wieder unabhängig und heil machen. Daraus wird aber nichts…
Zuckrig und zu meiden wären:
Limonade, Cappuccino, gesüßter Früchtetee, Ketchup, Balsamico, Likör, Limonade, Frucht-Nektar, Fertig-Müsli, (Fertigmüsli) Cornflakes, Vollmilchschokolade, Kuchen, Gummibärchen und Lakritze, Schoko- und sonstige Riegel, gesüßten Joghurt, Kondensmilch, Pudding und Götterspeisen, Speiseeis und Kekse.
Mit Süßstoff ist das Problem allerdings auch nicht gelöst…
Aber die Zuckerorgien fangen schon beim Frühstück an: Wie “gefährlich” oder harmlos Marmelade ist – das lässt sich nur unter Berücksichtigung der übrigen Ernährungsgewohnheiten sagen. In der “Nebenbei-Diät” wird uns erklärt, dass Pflaumenmus gesünder sei. Aber da kommt es natürlich auch auf die Menge an.
Ob das nachmittägliche Stück Kuchen Sonntags oder täglich verzehrt wird, nach einem ausgiebigen Spaziergang oder nach dem “Nickerchen” entscheidet womöglich über “Dickerchen” oder “Dünnerchen”.
Dass es die Sucht nach Zucker gibt, ist ja ein offenes Geheimnis. Aus ihr entwickelt sich manchmal die “Fettsucht”. Dann zu entscheiden, was ursächlich war, fällt schwer, oder ist unmöglich.
Ob es sich um echte Süchte, erlerntes Verhalten oder die Schuld der Industrie handelt, sind akademische Fragen. Was der Einzelne, die Einzelne tun kann, wäre die konkrete Frage.
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Nun ja, Zucker ist ein Nahrungsmittel. Der Körper stellt die meiste Glukose eh selbst her und nimmt dafür was er gerade zur Verfügung hat.
Es ist egal was man ißt, solange man einen sinnvollen Maßstab einhält. Da können auch mal 400 gramm Gummibärchen oder ne 200 Gramm Tafel Schokolade sein.
Die Schweizer essen übrigens 3x soviel Schokolade wie Deutsche und sind weder kranker noch sonst was.
Diabetes ist ein Milliardenmarkt und die Panikmache sowie die neuen statistischen Tricks und falsches Verständniss einiger Zusammenhänge dienen in erster Linie dem Geschäft.
http://www.euleev.de/images/stories/Diabetesepidemie_.pdf
Da finde ich aber vier Gummibärchen besser als vierhundert Gramm 😉
Beim Zuckerkonsum ist auch das Argument zu hören, Zucker sei “Nervennahrung”. Gebraucht wird diese ganz besonders, wenn die Betreffenden Stress ausgesetzt sind, den sie sich allerdings auch schon einmal selbst machen, mit übertriebenen Vorstellungen, wie perfekt sie zu sein hätten etwa. Andere geben unter der Hand zu, dass es ihnen auf den “Zuckerflash” ankomme. Und beim Küssen werden ähnliche Hormone wie beim Schokoladenessen freigesetzt. Dass die Schweizer glücklich sind, ist dann wohl verständlich 😉
Die Diabetes-Diskussion hier anzureißen, find’ ich nicht so toll, und selbstverständlich werde ich in Zukunft jeden Artikel mit der Bemerkung abschließen, dass Pollmer im Gegensatz zu mir, der als Laie sich bloß eine unmaßgebliche Meinung bildet, den totalen Durchblick hat.
Auch Zucker ist ein Milliardenmarkt!
Ja auch Zucker ist ein Markt. Aber genauso Süßstoffe, die nachweislich schädliche oder kontraproduktive Effekte haben.
Da kämpft doch der eine gegen den anderen und alle wollen irgendwie neue erfolgreiche Produktlinien fahren.
Wieso nicht einfach das natürliche leckere glücklich machende Süßungsmittel der indigenen Völker Europas konsumieren?
Am Ende ist der Mensch frei von dem ganzen Blödsinn, der da verzapft wird, der sich keinen deut um die Empfehlungen schert und einfach ißt, was das Bauchgefühl sagt.
Guten Appetit.
[…] Sucht wird – die Übergänge sind fließend – und sich der Teufelskreis schließt, spielt die Volksdroge ihre Macht […]