Bildung: Zucker in der Schule: Zucker ist süß
Geschrieben am 9. Oktober 2008 von KPBaumgardt
Manchmal fragt man sich, wozu Lehrer ein Studium brauchen, wenn sie die Vorbereitung für ihren Unterricht überhaupt nicht mehr selbst machen müssen.
Komplette Unterrrichtsdesigns können sie – bequem per Mausklick – bestellen, und müssen nur noch die fertigen Arbeitsblätter austeilen. Nicht unbequem…
Mit Folien und Kopiervorlagen ist das Grundkonzept der Unterrichtseinheit schon mal gut vorstrukturiert – und für eine Vertretungsstunde, oder mal vor den Ferien, wenn der Elan mal wieder auf dem Nullpunkt ist, bietet sich „Zucker“ als Thema doch an.
„Von der Zuckerrübe zum Zuckersaft“
und „Vom Zuckersaft zum Zucker“ – das sind schon mal 10 Minuten.
„Wozu verwenden wir Zucker?“
Klar, da haben die Kleinen noch mal 5 Minuten zum Nachdenken. Dazu noch eine Folie präsentieren… (15)
„Fragen zum Zucker“
Wieder 5-6 Minuten. (20)
Jetzt wird es aber Zeit für ein Arbeitsblatt … Nehmen wir „Wo steckt Zucker drin?“ Gut, wieder 10 Minuten (30).
Während die Kids das Arbeitsblatt bearbeiten, gehen wir doch noch mal zum Kopieren – Na, nehmen wir das Arbeitsblatt „Geschenke zum Anbeißen“. (5 min – Gesamt 35)
– Hm – ruhig beschäftigt sind die damit aber nicht mehr – und noch 10 Minuten bis zum Gong – zu blöd. Und da hat noch einer eine Frage – muss das sein? Na ja, die „Schülerbeteiligung“ – „Alos, bitte, was gibts?“
Fabrikzucker ist ja ein reiner Stoffe der so sofort ins Blut kann, während wenn man Körner und solche Sachen isst der Körper mehr zu tun hat an die Nährstoffe zu kommen. Bin ich auf der richtigen Spur?
Also, Fabrikzucker ist Zucker, der aus der Fabrik kommt, Das haben wir doch eben behandelt, wie die Zuckerrübe gekocht wird. Was Du meinst, ist der Stoffwechsel, das kommt in der dritten Klasse noch gar nicht dran.
Wir machen jetzt noch was an der Tafel!
Kopiervorlage 10: Zucker-Wörter…
Klar- Die Schüler schreiben abwechselnd Zuckerwörter an die Tafel, und wer das Wort zuerst errät, bekommt ein Gummibärchen, klappt schon.
- Zuckerpüppchen
- Zuckerschnäuzchen
- Zuckerhut
- Zuckerwürfel
- Zuckerbäcker
- Zuckersucht
- Zuckerlöffel
- Zuckerkandel
- Zuckerkrankheit
- Zuckermüsli
- zuckersüß
*** GONG ***
Bildungsauftrag erfüllt, CMA sei Dank! Und die Unterscheidung von Vollrohrzucker, Rohrohrzucker, Rohrzucker, braunem Zucker oder weißem Zucker – das ist sowieso kein Unterrichtsstoff, auch nicht in der Oberstufe. Den Link zum Arbeitsblatt gibt es übrigens inzwischen nicht mehr, so etwas ist inzwischen doch zu peinlich.
Und ökologische Aspekte –
Zuckerrohr wächst bei möglichst viel Sonne und hohen Temperaturen schneller als die meisten anderen Pflanzen. Durch den so genannten C4 Weg der Photosynthese (1) kann es Sonnenenergie effektiv wie kaum eine andere Pflanzenart in Biomasse umwandeln. Gemessen an seinem enorm hohen Zuwachs nutzt es Wasser und die vorhanden Nährstoffe im Boden sehr effektiv. … Die Zuckerausbeute … beträgt im Durchschnitt 10 Tonnen Zucker je Hektar! Der Rest – rund 90 Tonnen Bagasse – sind kein Abfall. Sie ersetzten rund 30 000 Liter Erdöl!
Für die Zuckerrübe wurden kürzlich Durchschnittserträge um die 60 t/ha und ein Zuckergehalt zwischen 18 und 19 Prozent genannt.
Ökologische Aspekte sind auch nichts, womit die CMA unsere Kinder und Jugendlichen belastet.
|
Related posts:
- Kann ich mit Qi-Gong abnehmen?
- Diäten: Wenn’s brennt, kommt die Feuerwehr!
- Schwierige Zusammenhänge, Mealsplaining, Wrap und Linsensuppe
- Umworbene Kinder – Kein Stopp bei der Werbung
- Zucker als Volksdroge: Noch so eine unheimliche Sucht
Abgelegt unter: Satire | 2 Kommentare »
Beilage (weiß aber nicht mehr von wem…) für’s Beratervolk in der E(rnährungs-) U(mschau).
…wenn Zucker dazu dient, dass Kinder gesunde Milchprodukte wie Joghurt oder Quark überhaupt erst essen, dann… (bitte selbst sinngemäß ergänzen)
Jedenfalls war’s keine Anti-Zucker-Beilage… 🙁
Die Argumentation ist ziemlich schizophren, ähnlich wie bei der „Puddingdiät„.
Mit wachem Bewusstsein lässt sich erkennen, dass der ganze Süßkram in die psychologische Regression führt. Süßer Brei und Verweichlichung werden aber so massiv propagiert, dass der hohe Zuckerverbrauch ganz normal aussieht.