Diäten: Wenn’s brennt, kommt die Feuerwehr!

Hier kommt die Fortsetzung des Artikels über das „Diäten-Karussell“ mit 13 Thesen von Prof. Liebermeister und ein paar Lebensmittelfotos, Abschweifungen und Anmerkungen dazu von mir:

Wenn Du bei der Feuerwehr anrufst, und die Auskunft bekommst, dass sie schon unterwegs sind…
 

Das Vergnügen, Karussell zu fahren, lässt sich im Kern auf das Verghnügen, geschaukelt (gewiegt) zu werden, zurückführen. In alten Westernfilmen steht häufig ein Schaukelstuhl auf der Veranda; das Bild ist hierzulande nicht gängig.

 

(7) Religiöse Speisenge- und Verbote können sich günstig auswirken

Im Bereich der Christenheit hält man sich nur noch teilweise  an das Freitags-Fleischverbot und die Einschränkungen der Fastenzeit. Unsere religiöse Ernährungslehre wandelt sich.  Dabei gibt es auch verborgene Regeln zur Lebensführung in der Bibel – die sind meist unbekannt. Wer etwas Zusatzenergie braucht, um diesen Artikel zu lesen, kann sich ja [„Promotion“] einen hausgemachten Kefir mit frischem Orangensaft besorgen…

Heute sucht man sich für die Fastenzeit Objekte des Verzichts, wie Handy, Plastik, Alkohol, Zucker. Das Fasten ist noch mit Zeiten verknüpft, als die Religion „gläubig“ gelebt wurde, das Essen hat unterschwellig die Funktion einer Ersatzreligion  mit ungezählten Splittergruppen angenommen.

Man kann vegan essen, kann steinzeitlich („Paleo“) essen, kann beides fusionieren („Pegan„) und ohne zu wissen, warum, gleichzeitig Hülsenfrüchte verbieten – vielleicht, weil gerüchtweise die griechischen Pythagoräer keine Bohnen essen durften: Das kann genausogut eine satirische Spöttelei gewesen sein, deren Witz heute einfach nicht mehr verstanden wird.
Welche Ernährungstrends sich in der Zukunft herausbilden, könnten wir eigentlich selbst beeinflussen, indem wir fördern, was wir selbst für richtig halten.

 

(8) Die  Ratschläge der „Diätapostel“ mit ihrer Unzahl alternativer Diäten wirken wie ein Störfeuer

Zwiespältige Gefühle gegenüber Gurus und Diätgurus enthalten immerhin einen Teil gesunder Skepsis, wecken aber auch den fortbestehenden Aberglauben, die Hoffnung auf ein Wunder. Wer den Hoffenden ihren Stohhalm wegnehmen zu wollen scheint, wird als Angreifer erlebt, bekämpft, gemieden und gefürchtet.

Vor lauter Ratschlägen („Störfeuer“) aus allen Richtungen traut man sich nicht mehr, aufrecht durchs Gelände zu laufen, geht permanent in Deckung, hat zum Zurückschießen auch nicht die richtige Munition, mit einem Gegner, der hinter seinem Kugelhagel kein klares Ziel erkennen lässt.

Sich den Diättipps ironisch entgegenzustellen und zum Beispiel die „Fatburner-These“ satirisch auf die Schippe zu nehmen, ist auch zwecklos. Bei meinem Fatburner-Foto „Ingwer mit Flamme“ brennt das Paraffin einer Kerze…

So kann der gute Rat, möglichst keine hochverarbeiteten Lebensmittel zu kaufen, befolgt werden, und am Beipiel „Chili von Carne“ zu so einem Ergebnis führen:

Chili con carne

Der Rat, auf Vorgefertigtes („Convenience“-Produkte) zu verzichten, lässt das entscheidende „Es kommt immer darauf an, wie was gemacht ist“ und den Zeitfaktor aus – zudem ist das Bedürfnis nach „Bequemlichkeit“, quasi (auch mal) bedient zu werden, doch legitim.

Hier hatte ich – nach dem Motto „Frisch auf den Tisch in 20 Minuten“ recht viel klein gewürfeltes Wurzelgemüse in Olivenöl angedünstet, bevor das Fertig-Chili dazukam; die Cherrytomaten vor dem Servieren kurz mitgedämpft:

Die falschen Ratschläge – etwa „esst keine Bohnen“ führen hier ins Unglück, zum unglücklich-Sein. Auch der Befehl, keine Auszugsmehle zu verwenden, kann zu glücklosen Verzicht führen – denn so ein selbstgemachtes Ciabatta, als wahreres Luxus-Elebnis, darf und muss doch auch mal sein!

 

(9) Schreck lass nach – die Diät-Hypochonder

Mit der „konservativen“ Behauptung, es gebe zweierlei Essen, „welches, das schmeckt und solches, das gesund ist“ wusste sich ein guter Bekannter immer zu profilieren, hangelte sich samt „Gewichtsstillstand“ stets an der „üHu-uHu-Grenze“ entlang, hatte also „immer“ so rund 100 kg und schlechte Erfahrungen mit „Diät“ (also irgendwelche „Shakes“, bei denen er das Gefühl hatte, er müsse in Wasser eingerührte Sägespänge schlucken) gemacht und konnte sich nicht vorstellen, dass das steinharte Vollkornbrot, das von dieser „Birkenstock-Generation strickender Grüner“ in Scheiben gesägt wurde, überhaupt essbarer als Sandstein sein sollte.

Beim Essen imponierte er durch rituelle chirurgische Präzision beim Entfernen und Beiseite-Legen des dünnen Fettrands eine Scheibe Schinken, was zu einer Fettersparnis von geschätzt 1,5 Gramm führte.

Solche Leute haben eine starke Ausstrahlung; ihnen unbefangen gegenüberzusitzen ist schier unmöglich.

Nicht jeder, der mal „nur ein Schüsselchen Salat“ isst, ist ein Hypochonder.

 

Tafel

Zum Beispiel in Potsdam hat die Tafel die Warenvergabe transparent organisiert, so dass längere Wartezeiten und „Rangeleien“ nicht mehr vorkommen, die Vergabe an Flüchtlinge ist hier in gewissem Maße kontingentiert, die „Festellung der größten Bedürftigkeit“ irgendwie an Flüchtlingsheime delegiert worden, womit sich ein Aurfnahmestopp, insbesonders „das Unwort Aufnahmestopp“, vermeiden lässt – wenn ich den Artikel richtig verstanden habe.

„Dass ganz Deutschland seit dem Vorfall in Essen über Tafeln spricht, findet Eisenblätter [die dortige Leiterin] jedoch gut. Seit Jahren kämpfe sie um Aufmerksamkeit. Trotzdem werde in der ganzen Diskussion viel zu viel hineininterpretiert. „Da erlauben sich Leute eine Meinung, die sich besser selbst ein Bild machen sollten. Die quatschen dumm daher.““

Es geht also nicht nur um die Verteilung von unverkäuflichen Lebensmitteln, sondern um die Organisation dieser Verteilung und darum, wie dieses Ehrenamt wahrgenommen und was mit solchen Lebensmitteln gemacht wird. Es gibt ja – um keine Lebensmittel im Müll entsorgen zu müssen – längst viele Initiativen und Ideen zur Resteverwertung, dabei taucht das Stichwort „Semmelknödel“ häufig auf:

Das „Gequatsche“ kann dabei in „Urteilen vom PC aus“, ohne die Materie in irgendweuiner Weise fundiert zu kennen, ausarten, so ein Kommentator.
Überhaupt – die Kommentar-„Spalten“ bei Zeit.de sind zu diesem Komplex ein Tummelplatz der Trolle und Halbtrolle geworden. Ein öffentlich-rechtlicher Filmclip mit dem Titel „Die Lüge vom reichen Deutschland (WDR) wirkt entsprechend wie ein Anti-Märchen, das keiner hören will.

Aus eher undurchschaubaren Interessen wird von wieder Anderen in einem dubiosen Video der diffuse Volkszorn auf den „Verteilungskampf arm gegen arm“ gelenkt, um „denen da oben“ die Leviten zu lesen, Sozial- und Christdemokraten in persönliche Haftung zu nehmen, die ja keine Politik machten, sondern eine Farce veranstalteten.  Wo von herrschender „internationalsozialistischer Politik“ geraunt wird, ist der Befall der Begriffe mit geistigem Schwarzschimmel begonnen. Auf dem Feuer der Tafel wollen manche ein unappetitliches Süppchen kochen. Währenddessen gibt es auch die Forderung nach einem echten Existenzminimum:

„Die Mehrheit [der Tafel-Kunden] schämt sich, Woche für Woche in der Schlange zu stehen, weil es nicht mal zu einem Einkauf beim Billigdiscounter reicht. Das ist würdelos.

… Der Paritätische Gesamtverband fordert eine Erhöhung der Regelsätze um mindestens 30 Prozent für alle – auch für die Zugewanderten.“

Das kann man machen, das würde die Tafeln auch entlasten. Manchmal gibt es günstige Lebensmittel für fast geschenkt ja auch im regulären Laden, das ließe sich vielleicht ausweiten.

Auch eine „Lebensmittelkarte“ für regionales Gemüse und Obst könnte durch eine Umlenkung landwirtschaftlicher Subventionen ohne Diskriminierung der  ärmeren Bevölkerung für jermann und -frau ausgegeben werden – vielleicht inclusive einem „Mindestkontingent“ an „freier Milch“ aus der Milchzapfstelle?

Das wäre gut für die Volksgesundheit und positiv für die „kleine“ Landwirtschaft.

„Serviettenknödel in alternativer Ausführung“ mit Spinat-Hanfsauce, die im Supermarkt aus dem Sortiment genommen worden war – zu teuer im normalen Sortiment, im Abverkauf für 50 Cent – und dafür kann man es mal wagen.
 

Der Nachrichten- und Kommentarstrom reißt übrigens einfach nicht ab, ein frischer Tagesschau-Kommentar:

„Es geht nicht darum, ob deutsches Brot zuerst für Deutsche da sein soll, sondern um die Frage, warum in einem der reichsten Länder der Welt so viele Menschen arm sind“, kommentiert Udo Grätz den Aufnahmestopp für Ausländer bei der Essener Tafel.

Das mag richtig sein, ist aber auch für die in „künstlichem Futterneid“ Befangenen kaum nachvollziehbar – voller Neid auf die „Geschwister“ aus aller Welt, die vielleicht wiederum „uns“ beneiden, ist es schwer, zur Vernunft zu finden.

Dabei sind die Gründe für Armut auf der ganzen Welt die gleichen, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung und besser oder schlechter abgefedert.

Zum Schluß mal wieder die Vorankündigungen: Auf die verbleibenden Thesen und auf Rezepte zur Verwendung von übriggebliebenen Brötchen und Brotresten…

 

Und „ganz zum Schluss“ die Essenz der gesammelten Weisheiten dieser Seiten…

 

 

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  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
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  • Julia: Da hast du recht, was das Fermentieren angeht, bin ich Spätzünderin 😂
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