Start-Ups mit „Fermentation“, Kartoffelsalat, Nudelgerichte, Greenpeace, Verantwortung und Perspektiven

Start-Ups mit „Fermentation“ hatte kürzlich ein etwas merkwürdiger, englischsprachiger Artikel erwähnt, in dem die Zuwendung eines Millionenbetrags an den Fachbereich „Ernährung“ der Uni Kopenhagen vermeldet wurde:  Immerhin könnten z. B. durch die milchsaure Vergärung Lebensmittel energiesparend haltbar gemacht werden, so könnte durch die Fermentation auch Lebensmittelverschwendung verringert,  vor allem aber könnten auch neue Geschmacksvarianten erzeugt werden.

Schaut man dann, was die Suchmaschinen hierzu hergeben, kommen ältere Artikel, auch solche mit eher aversivem Titel wie

Bei Fermentos kommt nur Schimmliges auf den Tisch

„Fermentos“ sind keine Fruchtlutschpastillen, sondern sollte  eine Bezeichnung für die Freaks sein, die leidenschaftlich fermentieren – Alles, außer Schuhsohlen“ sozusagen.

Der „Oberfreak“, der den Stein ins Rollen brachte, Sandor Katz, hat 2020 ein Video herausgebracht: „Revolutionary Maize – Sandor Katz makes Corn Tempeh“. Die bisher 250 Betrachter können sich als „Eingeweihte“ verstehen – als eingeweiht in eine Geheimwissenschaft, eingeweiht in ein Fachgebiet, das dem „normal-Sozialisierten“ offenbar zu kompliziert ist.

Bei Tempeh aus Mais wird sodium hydroxide beim Kochen hinzugegeben; Natriumhydroxid oder schlicht Natron im (abzugießenden) Kochwasser von Hülsenfrüchten ist gleichfalls bewährt.  Sandor Katz erklärt die Tempeh-Herstellung, die ich im Blog darstelle, hier quasi als Videoblogger…

Das fertige Tempeh wird häufig in Scheiben geschnitten mariniert, zum Beispiel mit einer Erdnussbutter-Ingwer-Knoblauch-Sauce mit Ahornsirup („Made a peanut butter ginger garlic and maple syrup marinade and sauce“), und wer suchet, der findet solche Rezepte auch – das hat etwas von  „World-wide-community“, und man fühlt sich nicht so alleine mit seinem „komischen Hobby“.

 

Das hier ist übrigens ein schnell selbst gemachter Kartoffelsalat – wobei „schnell“ relativ ist.  Schnell gewinnt man bei der Zutatenliste

Zutaten:

Trinkwasser, Rapsöl, 5% PARMIGIANO REGGIANO 32% F.i.Tr., Zucker, EIGELB, Branntweinessig, Maisstärke, 2% Sardellenpaste (SARDELLEN, Speisesalz, Rapsöl, modifizierte Stärke, Verdickungsmittel Guarkernmehl, Xanthan, Tarakernmehl, Pfeffer), Speisesalz, Gewürze, Zitronensaft aus Zitronensaftkonzentrat, Glukosesirup, Zwiebeln, Balsamicoessig (Weißweinessig, Traubensaftkonzentrat), Knoblauch, Dextrose, SENFSAATEN, Petersilie, Verdickungsmittel Guarkernmehl, Xanthan, Säureregulator Natriumacetate, SELLERIE

die Einsicht, dass realistisch so nicht in der heimischen Küche zu agieren ist; was den Preis von mehr  als 5 Euro pro Liter betrifft, kommt man mit einer guten Vinaigrette günstiger weg.

 

(Band-)Nudeln mit Sauce, oder Pesto, oder „nur“ mit Olivenöl und Knoblauch – das gibt es gar nicht so selten, gerade auch im Durchschnitts-Haushalt. Dabei muss es gar nicht die klassische Tomatensauce sein; hier sind Rote Beete, eingelegte Champignons und Tahin (Sesampaste) zusammengekommen; ein Versuch, bei dem es schlussendlich auf die eigene Würzung ankommt. Ob nun noch Sriracha-Sauce dazugehört oder nicht: Geschmackssache.

 

Im Prinzig das selbe Rezept, bei den Nudeln von der Form her modifiziert, die Sauce noch etwaqs fruchtiger (mit Paprika-Chili-Würzung und Mango-Aprikosenkompott und sahniger (mit Kokosmilch):

Hierzu gibt es auch eine  größere Ansicht.

Das Foto hatte ich auch an meine Antwort zu einem Greenpeace-Tweet angehängt, der die herrschende Agrarpolitik attackieren wollte:

 

 

„Natürlich sind die Verbraucher*innen unzufrieden, aber sie ziehen auch Konsequenzen und verändern ihre Ernährungskultur, lernen, dass und wie es auch ohne Fleisch schmeckt. #Biolebensmittelgrundversorgung = Landwirtschafts-Reform“

Die größten „Umweltsünden“ hatten aber schon viel früher stattgefunden, bei Flurbereinigungen wurde der Grundstock für industrielle Landwirtschaft gelegt, und die Angst, von „Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften“ überholt zu werden, muss es  auch gegeben haben.
Was die „bedingungslose Biolebensmittelgrundversorgung“ betzrifft, verhalten die Aktivist*innen, die vor 50 Jahren noch gegen Atombombentests ankreuzten, sich ähnlich wie ihre Kontrahenten Klöckner und Scheuer: Was man auch tut, was man auch sagt, es perlt ab.

Dabei hat Greenpeace auch eine sozialpolitische Verantwortung und muss neben dem Wunsch nach Freiheit für die Tiere auch an die Würde des Menschen denken, die von den Mängeln des Systems beeinträchtigt ist. Beispiel:

Wo Menschen als „Tafel-Kunden“ bezeichnet werden, faktisch aber Almosenempfänger sind, ist die Asche des guten alten Grundsatzes „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ längst unwiederbringlich verstreut.

 

Ganz egal, welche(r) Kanzlerkandidat/in das Rennen machen wird, „wir“ haben uns in eine Ecke gemalt, aus der so schnell kein Herauskommen ist:

Wenn so eine Situation „to paint someone into the corner“ schon sprichwörtlichen Charakter hat, handelt es sich nicht um Einzelfälle. Wer seine Ecke nicht verlassen kann, ohne Spuren zu hinterlassen, mag dennoch nicht global denken. Doch denken wir einmal global:

In China, Südasien und großen Teile Afrikas gedeiht die Mittelschicht. „Eine Milliarde neue Mittelschichtsmenschen werden Autos haben wollen, Kleidung, Elektrogeräte, Häuser. Sie werden verreisen wollen, ausgehen und Spaß haben.“

Da müssen wir uns doch fragen, wie das gut gehen soll, ob das, was wir „vorleben“ und Holly- und Bollywood  an Träumen liefern, Bestand haben soll und kann – Energie- und Ressourcenhunger befriedigen trotz Klimaneutralitätszielen?

Der ökonomische und soziale Umbau, den die Menschheit vollbringen muss, ist gigantisch. Dabei gibt es Optionen, die in winzigen Nischen verborgen sind, wie die Herstellung von Medizin, Nahrungsmitteln – und auch Treibstoffen – auf der Basis von Algen.

Algen – Nahrung & Treibstoff der Zukunft | Thomas Brück

 

Der Weltklimarat  hat Brücks Forschung als im Kampf gegen den Klimawandel „global relevant“ eingestuft .

„Man könnte solche Technologien schon längst einsetzen“, betont Brück. „Aber meistens ist das eine Kostenfrage.“ Denn Benzin aus einer Ölquelle zu gewinnen sei wesentlich günstiger, als es aus Algenöl zu gewinnen – Klima hin oder her.

Wir stehen ja noch am Anfang der Forschungen. Vielleicht wird ein kleiner, gut auf den neuen Treibstoff abgestimmter Motor ein besserer Energieverwerter als die bisherigen Verbrenner, und in Verbindung mit aerodynamischer Leichtbauweise ergibt sich eine annähernde Kostengleichheit.

 

 

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Frische Kommentare

  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
  • ClaudiaBerlin: Mit all meiner fortgeschrittenen Lebenserfahrung kann ich sagen, dass das mit den...
  • Julia: Da hast du recht, was das Fermentieren angeht, bin ich Spätzünderin 😂
  • Ulrike: Nachhaltigkeit und Produkte aus der Umgebung sind wichtig, da bin ich ganz bei dir. Alles...
  • Bine: Lieber Klaus-Peter, ich bin über die Foodblogbilanz2021 auf Deinem Blog gelandet und...

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