Schwierige Zusammenhänge, Mealsplaining, Wrap und Linsensuppe

Als „ohne jeden inneren Zusammenhang“ hat noch niemand meine Artikel bezeichnet, die Frage, was denn das Eine, etwa die „kulturelle Erosion“, mit dem Anderen, beispielsweise einer Paprikasuppe, zu tun habe ist aber schon aufgetaucht. Nun sind auch Rezepte Politik, die Esskultur führt zu ständigen Kämpfen, eine verbindliche, verbindende Leitkultur hat es vielleicht einmal gegeben, aber kein Heimatministerium kann sie zurückbringen. „Träumen, denken, kämpfen“ und „Verrohung ist eine falsche Vorstellung von Freiheit“ sind Slogans, die die Position des Sozialpsychologen Oskar Negt bestimmten – das kann man hinterfragen und (k)einen Zusammenhang sehen…
Ich gestehe, dass ich den Begriff der „kulturellen Erosion“ als fragwürdig empfinde – das wird man doch noch visualisieren dürfen, der Hinweis, dass der Mutterboden auf den Äckern schwindet, musste sein.

Das Unbewusste ist nicht unbedingt progressiv, heißt es im Nachruf des Deutschen Gewerkschaftsbunds auf Oskar Negt, dafür für rechte Parolen ansprechbar, so dass

„… ein Argumentieren auf der Ebene von Rationalität und Sachargument demnach nicht hinreicht. Gelingt es der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit aber, den psychologischen Zusammenhang zu verdeutlichen, und den von ihr Geschulten gelingt dies in der betrieblichen Öffentlichkeit ebenso, kann man den Hassverkäufern ihr Geschäft deutlich erschweren.“

Das sind Worte, die man sich auf der Zunge zergehen lassen kann, dabei ist daran zu denken, dass das „Wach-Bewusste“ „nur“ die Spitze des Bewusstseins-Eisberges ist. Dann kann man beim Anblick und Geruch, oder der intensiven Vorstellung seiner Lieblingsspeise, vielleicht auch bemerken, dass das Wasser im Munde zusammenläuft, was als Zeichen einer Konditionierung zu deuten ist, eines gelernten Reflexes.

Reibekuchen mit Apfelkompott  hatte ich kürzlich einem Aufruf, an einer Demo pro endlose-Fleischkonsum teilzunehmen,  gegenübergestellt, mit der Anmerkung „Fleischlos ist machbar, Herr Nachbar!“

Die geplante Demonstration vor der Deutschen Gesellschaft für Ernährung in Bonn richtet sich gegen eine Empfehlung der DGE, auch aus Umweltgründen beim Fleischkonsum zurückhaltender zu werden.
Krankenkassen bestehen darauf, dass Ernährungsberatungen, die sie mit-finanzieren, von DGE-konformen ErnährungsberaterInnen durchgeführt werden; somit sorgen die Krankenkassen für ein DGE-Monopol bei der „Richtlinienkompetenz“, und wer ganzheitlich oder betont pädagogisch oder tiefenpsychologisch fundiert beraten wollte, bliebe ohne den entsprechenden zweckgebundenen Mittel-Zufluss. Das sind zementierte Verhältnisse.

Mit einer gewissen Wiederverwendungslogik bietet es sich an, restliche Reibekuchen weiterrzuverwenden – so ist hier eine „Flädlessuppe“ entstanden, mit Anklang an die seltene Krautsuppe, die auf „Krautflecken“ beruht.

Die Diskussion über Portionsgrößen und „Rationen“ gehört dazu, hat es „schon immer“ gegeben. Das Beispiel dieser Suppe zeigt, wie wichtig es sein kann, die (Kartoffelpuffer-)Portionen einzuteilen.

 

Hummus“ ist dabei ein eigenes Thema. „Die Morgensonne lacht“ – das soll dieses Foto ausdrücken; was nicht zu sehen ist, ist, dass statt Sesam hier geröstete Erdnüsse Verwendung gefunden haben.
Eine nachhaltigkeitsorientierte „Ernährungsberatung“ würde Wert auf Abfallvermeidung bei der Herstellung legen – faktisch stört es die Wenigsten, wenn Alltagsrezepte von eingedosten Kichererbsen handeln.

Tipps und Empfehlungen sind die eine Sache, das sind nicht nur Tipps, das ist Kommerz.
Die CMA Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft mbH hatte „unvergessliche“ Kampagnen geführt, die reinste Materialschlacht im Vergleich zum nicht so begeisternden „5 am Tag“ der DGE.

Die Gewöhnung ans Dosenfutter, das auch nie die alleinige „Verpflegungsform“ sein sollte, hatte auf den Narrativen der Lebensmittelindustrie beruht.

Hummus ohne Dosen-Kichererbsen ist jedenfalls machbar, und wer es bei einer lokalen „Manufaktur“ beschaffen kann, soll sich glücklich schätzen und am Besten ein Abonnement abschließen

 


Das „Wrap mit Hummus“ ist mit einer  Hummus-Feta-Mischung bestrichen und mit angebratenen Champignons und Zwiebelwürfeln sowie Oliven gefüllt.

Offensichtlich passt ein Endivien-Salat zum Wrap 😉 .

In der Emanzipationsdebatte war einst der Begriff „mansplaining“ aufgetaucht für die endlosen Erklärungen von rechthaberischen Männern, die Frauen ihre Sicht der Welt aufdrängen woll(t)en. Besserwissereien gibt es natürlich auch im Ernährungssektor, aber eben keinen Dialog. Wenn also eine „association for advice“ mit Empfehlungen wuchert, statt Fakten zu liefern und es den ungebeten Beratenen zu überlassen, ihre eigenen Ent-Schlüsse zu ziehen, hat das „Mealsplaining“ ähnlich dem mansplaining schon viel mit Bevormundung zu tun.

Geräucherter Schinkenspeck ist eine der geschmack-intensivsten Zutaten, die unsere Lebensmittelkultur zu bieten hat. Das knüpft an eine Kindheitserinnerung an, wonach in der Linsensuppe eine annähernd weichgekochte Schinkenschwarte schwamm – und gefühlt sind demnach heutige Schweine dünnhäutiger als die Damaligen.
Diese Suppe enthält Sellerie, und zwar vor dem Kochen hinzugefügter, geraspelter Sellerie. Diese Suppen enthält auch eine Fertigsauce „zu Reis“, mit gezähmten Asia-Einschlag. Ressourcenschonend wäre es ja, so eine „Zaubersauce“ regional/saisonal korrekt herzustellen, vielleicht als „Nebenprodukt“ in den lokalen Sauerkraut-Manufakturen?

 

 

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