Diät: Was ist der springende Punkt?
Geschrieben am 21. November 2010 von KPBaumgardt
“Diäten helfen heilen” heißt es heute bei der Berliner Morgenpost, und die Bezeichnung Diät komme von (griech.) díaita und sei ursprünglich im Sinne von Lebensführung oder Lebensweise verwendet worden.
Heute aber gelte als Diät
- eine kurzfristige Veränderung der Ernährungsform zur Gewichtsreduktion (etwa bei Adipositas), in einigen Fällen auch zur Gewichtszunahme (bei Anorexie)
- oder eine längerfristige bis dauerhafte Ernährungsumstellung zur unterstützenden Behandlung einer Krankheit (z.B. bei Zöliakie, Lactose- oder Fruchtzuckerunverträglichkeit).
Zwieback und Kamillentee
Wenn das alle sagen schreiben, heißt das nur, dass alle aus derselben Quelle abschreiben.
Seit Hippokrates wird als Diät eine spezielle Ernährung bezeichnet, bei der längerfristig oder dauerhaft eine spezielle Auswahl von Nahrungsmitteln verzehrt wird.
Dieses Zitat finden wir tatsächlich 470 mal in dieser Form, unverändert bei Wikipedia kopiert, und es ist Quatsch:
Mag Hippokrates auch einmal Zwieback und Kamillentee bei nervösem Darm, fleischlose Kost bei Gicht oder diese oder jene Kräuter bei diversen Wehwehchen verschrieben oder vorgeschrieben haben, kann das an der antiken Lehre von der gesunden Lebensweise nicht viel geändert haben, und das Konzept der Diät nicht aus den Angeln gehoben haben.
“Seit Hippokrates wird als Diät eine spezielle Ernährung bezeichnet…” – das klingt so, als hätte Hippokrates selbst das “ursprüngliche” Konzept von der gesunden Lebensweise gekippt, und folglich wäre es auch nicht mehr wert, eingehender betrachtet zu werden: Schließlich ist es dem Anschein nach überholt…
Wir verwerfen ein Konzept, das wir gar nicht kennen, lehnen vielleicht ein Gesundheitskonzept ab, das uns in Wirklichkeit weiterhelfen würde. Ein paar Grundprinzipien der antiken Lehre von der gesunden Lebensweise oder Diät sind bei Fressnet.de schon vorgestellt worden. Und mit ein wenig Intuition geht es weiter:
Asklepios
Gott der Heilkunst, Sohn von Apollon und Koronis und übernahm vor allem seit dem 5. vorchristlichen Jahrhundert die Funktion des Heilgottes von ApolIon. (Aus: Griechische Mythologie)
Um diese Spur aufzugreifen, soll im folgenden Artikel noch einiges zu Apoll, dem Gott der Kunst und der Heilkunst, gesagt werden. Kunst und Heilkunst haben einmal zusammengehört; das Wort “Lebens(-)weise” ist als zusammengesetztes Substantiv eigentlich auch selbsterklärend.
Von Apoll hat Rilke den Satz “Du musst Dein Leben ändern” ins Ohr geflüstert bekommen und an uns weitergegeben.
Fortsetzung:
Antike Lehren zu “Leben und Lieben”
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Abgelegt unter: Diät, diäten, Männergesundheit, Nachhaltigkeit, Narzissmus | 2 Kommentare »
[…] drückte sich nicht nur in ihrem Verhältnis zur richtigen Lebensweise (vorheriger Artikel: “Diät – Was ist der springende Punkt?”) aus, auch zur Liebe, zur “Kunst der Liebe” gab es weise Lehren, die ja durchaus […]
Hippokrates von Kos, der berühmte
vor 2.400 Jahren in Griechenland
praktizierende Arzt, behandelte nach
dem Leitsatz: „Eure Nahrungsmittel
sollen Heilmittel und eure Heilmittel
Nahrungsmittel sein.“ Zugrunde lag
die Erkenntnis, dass eine gesunde Ernährung
nicht nur Heilungsprozesse
positiv beeinflussen, sondern mit ihr
einer ganzen Reihe von Zivilisationskrankheiten
vorbeugend entgegengewirkt
werden kann. Hippokrates
verschrieb auch Käse als Heilmittel,
warnte aber auch vor übergroßem
Genuss, weil Unbehagen, Hitzeanfälle,
Kopfschmerz, Durchfall oder Hautausschläge
eintreten. Auch Wein stand auf
seiner Therapieliste weit oben. Aber auch
hier hieß es, die Dosis macht das Gift!
aus:
http://www.iug-umwelt-gesundheit.de/pdf/072_47_56_SP_HIT_neu.pdf