Und der Teller wird doch leer gegessen!

Wenn eine Abnehm- und Diätexpertin freundlich dazu rät, beim Essen doch einfach den Teller nicht leer zu essen, sondern ruhig einen Rest auf dem Teller zu lassen: Was ist das für ein Rat?

Sicher, man könnte sich vornehmen, den Teller nicht leer zu essen, aber die “Überzeugung”, dass der Teller geleert werden muss, sitzt tief.

Und so können Viele gar nicht anders…

Das Experiment mit dem bodenlosen Suppenteller, der wie der Zauberbreitopf niemals leer wurde, zeigt das deutlich:
Brian Wansink wollte herausfinden, welche Reize den Menschen dazu bringen, mit dem Essen aufzuhören:
Von außen auftretende visuelle Reize oder das Sättigungsgefühl.
Der Teller wurde durch einen Schlauch im Boden heimlich nachgefüllt. Während die Probanden, die aus ganz normalen Tellern aßen, im Durchschnitt einen Viertelliter Suppe zu sich nahmen, kamen die Testpersonen mit den manipulierten Tellern auf 0,4 Liter; manche hörten erst auf, als man ihnen mitteilte, dass das 20-minütige Experiment nun beendet sei…

Die Probanden mit den “bodenlosen Tellern” waren übrigens überzeugt, gerade mal einen Viertelliter Suppe gegessen zu haben.

Der “innere Zwang zum geleerten Teller” ist also tief verwurzelt, und es ist wenig sinnvoll, gegen derart tief eingeschliffene Grundüberzeugungen anzukämpfen.
Wenn nun gar nicht zu viel auf den Teller kommt, ist schließlich auch gar nichts dagegen einzuwenden, dass der Teller geleert wird.

Anders gesagt: Wenn der Verstand beim Teller-Leeren aussetzt, sollte er beim Teller-Füllen eingeschaltet werden.

Traditionell war in der Familie das Füllen der Teller Sache der Hausfrau und Mutter, die um gerechte Verteilung und die Berücksichtigung der jeweiligen Bedürfnisse bemüht war. Es musste sich in diesem System niemand den Kopf zerbrechen, wie viel oder wenig man zu sich nehmen wollte…

Niemand außer der Köchin jedenfalls, und die hatte das mehr oder weniger im Gefühl.

Die Verhältnisse haben sich geändert, und wer das Gewicht in den Griff bekommen will, muss sich den “modernen Zeiten” anpassen. Zum Abnehmen braucht es ein gutes Programm: Die Änderung könnte auf dem Teller anfangen. Mit angepassten Essens-Portionen, zum Beispiel.

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Aufgegessen wird immer die ganze Portion

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15 Kommentare zu “Und der Teller wird doch leer gegessen!”

  1. weil ich das auch nicht hinkriege, tue ich mir einfach nur eine Portion auf den Teller, und zwar eine die nur so groß ist, dass ich sie auch schaffe. Das kann man eigentlich ganz gut abschätzen.

  2. Ja, so, wie Du das machst, finde ich das auch richtig.

    Was das Teller-leeressen betrifft – ich schaff’ da eigentlich jede Portion 😉

    Das hier war einmal “eine Portion  Nudeln” – inzwischen seh’ ich das doch etwas differenzierter und würde sagen, das sind mindestens vier oder fünf Portionen Kohlenhydrate.

    Wenn man das so aufschlüsselt, wie bei der Portionsdiät, wird es nämlich übersichtlicher. Und gleich kann man sich fragen: “Und wo bleibt das Gemüse?”

    Diese Spaghetti stammen halt noch aus meiner “Lernphase”. Heute würde ich eindeutig sagen: So etwas ist nicht gerade figurfreundlich – und auch nicht wirklich ein Genuss.

     

  3. Wie wäre es mit kleinen Tellern? Die kann man bis zum Rand satt füllen und leer essen ohne sich zu überfressen. Mode ist ja zurzeit der Riesentiefeteller beim „In“-Restaunrant. Die werden sich (is ja schick) dann auch privat angeschafft – mit schlimmen Folgen …

  4. Was für ein Wort: „Rientiefeteller“!
    Das ist dann ein Suppenschüssel mit flachem Rand?
    Wenn man da eine normalgroße Portion hineingeibt, sieht es aus wie „nichts“. Tolle Erfindung ;-(
    Zumal ohne vorgewärmte Teller das Essen sofort kalt ist.

    Aber an und für sich kommt es weniger auf den Teller an, als darauf, was auf den Teller kommt.
    Da ist dann eine nüchterne Realitätsprüfung angesagt; und eventuell mus man doch mal etwas zurückgehen lassen.

  5. Problem bei großen Tellern: Normale Portion – zu wenig. Anständig gefüllt – so gehört sich das. Da isst man dann eben zuviel. Wenn es denn auch noch lecker ist – gern noch Nachschlag …

  6. Ja, das stimmt. Auf dem zu großen Teller wirkt die normale Portion wie geschrumpft. Habe heute mal einen Versuch mit Kartoffelpfannkuchen auf Kuchenteller gemacht:
    Der war wirklich randvoll 😉
    Nachschlag ist entfallen. Hatte nur eine gewisse Menge gemacht. So geht es auch. Normalerweise nimmt man gerade bei den Dingen, die nicht sofort sättigen – eher kleines Volumen, und außerdem wird das dann zu schnell gegessen – doch noch mal nach.
    Sinnvoll ist es dabei, zu „analysieren“: Wieviel ist das eigentlich?
    Bzw. vorher zu fragen: Wieviel brauche ich?

    Und: Niemand muss essen, bis er pappsatt ist – es reicht auch, zu 80%. Von Hunger kann man dabei nicht wirklich sprechen.

  7. […] wurde hier übrigens testweise auf einem kleinen Teller, der ist immerhin randvoll, bei einer Gesamt-Portion, die eigentlich etwas klein erscheinen […]

  8. na ja – „pappsatt“ ist doch auch nichts böses. stillt doch die Gedanken ans Essen.

    Dann muss sich allerdings nach einer angemessenen Pause auch anständig bewegt werden um den Körper nicht zu verfetten.

  9. (Ständige?) Gedanken ans Essen? Dauerhunger wirst ja nicht gerade haben – da könnte auch einen anderen Hintergrund haben. Weiß ja nicht. Ein Urbedürfnis vielleicht… Oder ein „Hungertrauma“?

    „Pappstt“ ist jedenfalls nciht nötig, um keinen Hunger mehr zu haben, also zum Satt-Sein. Und bis zum „Pappsatt“ zu essen (und manchmal auch darüber hinaus) wäre jedenfals für jemanden, der abnehmen möchte, doch recht kontraproduktiv.

    Die „durchschnittlichen Übergewichtigen“ kriegen den Ausgleich mit Sport ja auch nicht hin.
    Aber selbst wenn: Es ist schon ein erhöhter Aufwand, bei dem sich die Balken biegen – wenn man sich die Balance wie bei einer Balkenwaage vorstellt, bei der auf jeder Seite das gleiche Gewicht hängen muss.

    Eigentlich dachte ich, das zu-viel_Essen hängt mit einer lädierten Wahrnehmung der Sättigung zusammen. Dabei würde sich dann auch die
    http://fressnet.de/blog/?p=3129
    Portionsdiät empfehlen.

  10. hab ich was von „s t ä n d i g e“ Gedanken ans Essen geschrieben?

    die Sache mit dem nicht hinkriegen durch Sport sehe ich genau so als psychologisches Problem wie die Sache mit dem nicht aufhören zu viel zu essen.

    Meinst Du da ist was dran ?

  11. Nö, das war ich, aber mit einem Fragezeichen. „Ständige Gedanken ans Essen“ kommen bei mir schon einmal vor, besonders wenn ich an einem Tag zwei Rezepte poste – damit ist ja noch das Zubereiten, dokumentieren, fotographieren und „in Form bringen“ verbuden 😉

    Aber ich lerne auch mehr und mehr, in der Hinsicht abzuschalten und mich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Auch das ist eine Frage der „Einteilung“ 😉

    „Nicht aufhören zu viel zu essen“ – immer wieder zu viel essen also – muss wohl auch über die Psyche erklärt werden, was aber nicht ganz einfach ist.

    Da gäbe es so nette Begriffe wie Fixierung, Vermeidung – und man müsste das Problem innerhalb des Lebensumfelds, „systemisch“ untersuchen.

    Der volle Bauch macht ja müde, schläfrig, träge, und vielfach auch zufrieden. Zufrieden in einem ganz speziellen Sinne – warum d i e s e Zufriedenheit, und nicht eine andere Form gesucht wird könnte man im Einzelfall auch noch fragen.

    Dann nimmt der volle Bauch natürlich auch die Lust, sich zu bewegen, da gibts nicht viel zu deuteln.

  12. Ja bei mir kommt aber nach dem Essen und einer angemessenen Ruhephase mittlerweile dann der Drang zur Bewegung. habe ich wahrscheinlich so verinnerlicht, dass es normal ist.

    Ist natürlich genau richtig um die zugeführte Energie wieder zu verbrauchen.

    Beispiel: Ich nasche abends gerne mal was zu viel. Aber durch den frühen Sport vor dem kleinen Frühstück kompensiert mein Körper das wieder. Automatik ❗

  13. Dass Du in der Lage bist, Dein Gewicht zu halten und eine ausgeglichene Energiebilanz – auf hohem Niveau – hinkriegst: Schön und auch gut.

    Die Bewegung ganz alltäglich zu haben – das müsste auch allgemein geschehen, ganz klar.

    Aber eigentlich war es um die “angemessenen Portionen” gegangen; und wenn ich mir da noch einmal den Teller mit Spaghetti “Carbonara” anschaue:

    Das ist schon massiv und außer Fett massenhaft Kohlenhydrate. Kein Gemüse, kein Eiweiß. Ein “Gericht” aus der grauen Vorzeit eigentlich, und nicht wirklich wert, weitertradiert zu werden.

    Aber es macht, um den Bogen zur Diskussion wieder zu kriegen, “pappsatt”. Die Weight-watchers hatten ja auch mal das Schlagwort von den “Sattmachern” benutzt…

    Nun muss man gar auch gar nicht diskutieren, wo das Bedürfnis nach “Sattmachern” herkommt; es reicht ja, dass es mehr oder weniger vorhanden ist – und es geht dabei um das Gefühl des vollen Bauchs, das “Voll-sein”.

    Der abgebildete Teller mit Spaghetti hat eindeutig mehr Kalorien, als beim Abnehmen sinnvoll sind.

    Die Lösung: Ausgewogen essen, Und wenn es um den vollen Bauch geht: Einfach mehr Gemüse essen. Das füllt den Magen, ohne sonderlich viele Kalorien mitzubringen.

    Wenn es darum geht, Gewicht zu verlieren, sind nun einmal solche Dinge wie der Teller, der gewohnheitsmäßig leer gemacht wird, zu berücksichtigen.

    Wenn man sich an die Regeln der Portionsdiät hält – dann ist das eigentlich auch kein Problem.

  14. […] Und der Teller wird doch leer gegessen! […]

  15. […] Jahren hatte ich darüber schon mal berichtet – Was auf den Tisch komt, wird gegessen, Der Teller wird doch leergegessen – Aspekte der Ernährungspsychologie, die kaum jemanden […]

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