Kein Verständnis für Depression
Geschrieben am 29. August 2010 von KPBaumgardt
Sind die Deutschen “anti-depressiv” in dem Sinne, dass sie Depressiven gegenüber feindselig sind?
Die Ergebnisse einer telefonischen Bevölkerungsumfrage … legen nahe, dass gerade in Deutschland Depression oft als Schwäche ausgelegt wird. Dabei könnte mehr Akzeptanz auch mehr Betroffenen den Schritt zu einem Experten erleichtern ….
Weltweit sterben jedes Jahr etwa 1 Million Menschen durch Suizid. Allein in Deutschland nahmen sich im Jahr 2008 nach Angaben des Bundesamtes für Statistik 9451 Menschen das Leben (zum Vergleich: z.B. 4853 Verkehrstote in Deutschland im Jahr 2008). Aus der Forschung ist bekannt, dass Suizidversuche in etwa 90% aller Fälle in Zusammenhang mit einer psychiatrischen Erkrankung stehen, von denen mehr als die Hälfte Depressionen sind.
… Dass gerade die letztgenannte Komponente [Aufklärung der Bevölkerung] von großer Bedeutung ist, zeigt die eingangs erwähnte Studie. Aus ihr lässt sich schließen, dass hierzulande mehr Menschen negative Einstellungen und vorurteilsbehaftete Denkweisen gegenüber depressiven Menschen aufweisen als das in Ungarn, Irland oder Portugal der Fall ist. [Quelle]
“Negative Einstellungen” – das ist ein weites Feld, das mit einer Telefonumfrage nicht erkundet werden kann.
Ich vermute mal, dass in unserer Ellenbogengesellschaft (warum Mobbing zu unserem System gehört, ist hier nicht zu diskutieren. Aber welche Folgen es haben kann, gehört auch bei der Depression zur Ursachenforschung) die Überzeugung, man müsse sich durchbeißen, kämpferisch sein in Kombination mit der Haltung “Wie man sich bettet, so liegt man” zu einer Art von Verachtung der Depressiven führt: Wer nicht funktioniert, wo er doch “könnte, wenn er wollte”, wird abgelehnt.
Und nicht angenommen, nicht beachtet. Auch das Umfeld resigniert. In der folgenden Vernachlässigung und Isolation des/der Depressiven gedeiht die Krankheit mehr und mehr.
Dass es auch maskierte Depressionen gibt, sei zum Schluss noch angemerkt. Die sind zwar eigentlich sehr gut zu durchschauen, aber Vielen reicht ja schon der oberflächliche Kontakt. Und ansonsten gibt es ja Medikamente…
Am 10. September ist Weltsuizidpräventionstag.
Siehe auch:
Johanniskraut wirksam wie chemische Präparate
Related posts:
- Depressionen – Grundkenntnisse
- Depression: Vorbeugen mit der richtigen Ernährung
- Depression -> Adipositas -> Magenband?
- Schokoladen-Hunger und Depression
- Aufklärung über Depressionen und die Einheit von Form und Inhalt
Abgelegt unter: Depression, Gesundheit, Wissenschaft und Forschung | Keine Kommentare »
Frische Kommentare