Aufklärung über Depressionen und die Einheit von Form und Inhalt
Geschrieben am 19. November 2009 von KPBaumgardt
Eingezwängt zwischen Werbung für Küchen und “mehr Hygiene in der dritten Welt”, also Toilettenpapier, “informiert” BRIGITTE die moderne, aufgeklärte Frau über das “How-to” im Leben mit einem depressiven Partner.
Was kann ich für meinen Partner tun?
Die einfachen Tipps sind oft die besten – aber gleichzeitig auch die, die am schwersten zu beherzigen sind: Wer einfach zuhört, ohne gute Ratschläge aus dem Hut zu zaubern, ist eine große Hilfe für einen depressiven Menschen.
“Versuchen Sie, nicht selber zu reden. Nur zuhören. Für jemanden einfach da zu sein, ohne Meinung und Urteil, ist eines der besten Geschenke, die Sie geben können.”
Der zweite Abschnitt stammt in diesem Fall aus dem “Original”, dem Buch (*), auf das BRIGITTE sich stützt; aus “keine Meinung und Urteil” ist “keine guten Ratschläge” geworden – vielleicht eine tiefsinnige Verbesserung.
Eine adäquate Aufklärung über die Krankheit muss auch von der Form, vom “Setting” her wiederspiegeln, dass man das Thema wichtig nimmt.
Schön, wenn es ein Bilderbuch gibt, das die Problematik illustriert – dann sollte man dem aber auch den nötigen Platz einräumen. Es wäre angebracht gewesen, hier der Krankheit, den Kranken einmal – ausnahmsweise – den nötigen Raum einzuräumen; und zuvor über die Einheit von Form und Inhalt nachzudenken.
(*) Matthew und Ainsley Johnstone: "Mit dem schwarzen Hund leben – Wie Angehörige und Freunde depressiven Menschen helfen können, ohne sich dabei selbst zu verlieren". Kunstmann Verlag. 14,90 Euro.
“Wie ich meine Depressionen an die Leine legte” war der Vorgänger von “Wie Angehörige und Freunde depressiven Menschen helfen können, ohne sich dabei selbst zu verlieren”.
Vielleicht brauchen wir für manche Sachverhalte tatsächlich auch Bilder, um sie uns vorstellen zu können. Was die guten Ratschläge betrifft: Wenn mal jemand einen Schatten an der Wand sieht, den wir nicht sehen, wär’ es vielleicht nicht angebracht, zu sagen: “Ach, das bildest Du Dir doch bloß ein.”
Bei Amazon: Mein schwarzer Hund: Wie ich meine Depression an die Leine legte
Durchaus aber kann man sagen, wenn jemand den Teufel an die Wand malt, dass er den Teufel an die Wand malt. Was an der Wand ist, der Schatten, ist ja bekanntlich eine Projektion. Das Original ist wesentlich bunter, und hier auch: aufbauender.
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Abgelegt unter: Depression, Gesundheit | 2 Kommentare »
ich finds fatal, zu publizieren, man könnte eine echte Depression mit ein bischen zuhören heilen. eine depression ist eine krankheit, die behandelt werden muss!
@ Mausi Flaus 😉
Das Zuhören kann auch schon mal schwierig sein. Ist aber nötig, um den Anderen zu verstehen. Heilung soll das nicht allein bringen, wäre aber die richtige Haltung, das richtige Verhalten von Angehörigen und Freunden.
Den depressiven Partner zum Arzt zu schicken, kann dazu führen, dass der sich abgeschoben fühlt.
“Versuchen Sie, nicht selbst zu reden. Nur zuhören. Für jemanden einfach da zu sein, ohne Meinung und Urteil, ist eines der besten Geschenke, die Sie geben können.”