Massives Übergewicht, Therapie, Psychoedukation und Verhaltensänderung – in der Gruppe?

“Massives Übergewicht”: Was gemeint ist, weiß man im Allgemeinen auch ohne langwierige Definition.

neben der kindlichen Fettleibigkeit steigt besonders stark die Zahl derjenigen, die mehr als 40kg Übergewicht mit sich herumschleppen und damit als schwer adipös gelten. (Quelle 1)

Bei den Ursachen und vor allem den möglichen Therapieformen des massiven Übergewichts sind die Gelehrten nicht zerstritten, aber unterschiedlicher Meinung.

  1. Es handelt sich um eine Sucht – und da ist psychotherapeutisch nichts zu machen.
  2. Man kann es mit speziellen, langfristigen Programmen  versuchen
  3. Die Operation gilt als letzter Ausweg – “wenn Diäten nichts mehr bringen”.  (vgl. Quelle 1)
  4. Selbsthilfe, als strukturiertes Programm, hätte bei massivem Übergewicht ein breites Aufgabenspektrum.

Unterschwellig findet sich die Meinung ”Da kann man nichts machen” in Expertenkreisen wohl öfters, als angenommen.
Auch Experten sind keine Heiligen; es gibt rauchende Ärzte anorektische Ernährungsberater und anaklitische Psychoanalytiker, die sich an der Vorstellung von der eigenen Herrlichkeit festhalten  😉
Da verwundert es wenig, wenn solche Experten Suchtproblemen gegenüber etwas hilflos sind. (Vgl. Wolf-Detlef Rost)

Programme zur Verhaltensmodifikation sollen einen anhaltenden Lerneffekt bewirken.  Das ist mühsam, kann aber wirksam sein.

Die Ansicht, bei massivem Übergewicht operieren zu müssen, “wenn die konservativen Methoden ausgeschöpft sind”, wird gerne vertreten.
Dann, im Anschluss an die Operation, wird meist auch die Selbsthilfegruppe als zwingend nötig  verstanden.
Dass das Pferd hier von hinten aufgezäumt wird, scheint den Vertretern dieser Meinung gar nicht aufzufallen.

Die Suchthypothese hat ihren Reiz. Die Konsequenz für die Möglichkeiten der Psychotherapie bei massivem Übergewicht jedoch hängt davon ab, was man unter Psychotherapie versteht.
Zunächst einmal wurde unter Psychotherapie die Einsicht für die eigene Persönlichkeit, die Selbsterkenntnis verstanden. (Auch: Heilung durch Einsicht; Voraussetzung für Therapie: Die Krankheitseinsicht…)

Erwartet man von Psychotherapie jedoch, dass sie innerhalb von fünf bis zehn Behandlungen ein völlig neues Programm der Verhaltenssteuerung installiert, sollte man in die Computerbranche wechseln und Roboter entwickeln.

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Nostalgie bedeutet, auf Deutsch übersetzt, Heimweh. Der Ausdruck stammt aus dem griechischen "nostos" = Heimkehr und "algos" = Schmerz. Neben Heimweh im eigentlichen Sinne hat Nostalgie auch die Bedeutung angenommen von Sehnsucht nach Vergangenem, von schmerzlichem Herbeiwünschen einer "verlorenen Zeit". (Quelle)

  1. Dass es ein “verlorenes Glück” und die anhaltende Sehnsucht, zu diesem “Paradies” zurückzukehren, gibt, wird noch zu selten ins Auge gefasst.
    Es ist aber ein Aspekt unter vielen, die innerhalb der “Psychoedukation des massiven Übergewichts” angesprochen werden sollten.
  2. Sich an gewisse, feste Regeln zu gewöhnen: Das ist am ehesten durch praktische Übung möglich. Um welche Regeln es sich dabei handeln könnte, davon haben vom massiven Übergewicht Betroffene wohl noch keine klare Vorstellung.
    Insofern brauchen sie hier, in einem Bereich, in dem es nicht um “alles oder nichts”, nicht um die totale Abstinenz geht, eine sachlich richtige und einfach zu gebrauchende, funktionierende Unterstützung.
    Nicht eine neue Diätwissenschaft, sondern Vermittlung des “Know-How”, auf Deutsch: Des “gewusst wie” ist Voraussetzung für eine Verhaltensänderung.
  3. Der Körper auf dem Bild oben rechts hat offensichtlich eine Transformation durchgemacht, nach der nicht mehr so eindeutig zu erkennen ist, ob er männlich oder weiblich ist. Oder ob schwanger oder nicht.
    Wenn der “Fettmantel” – wie manche Theorie annimmt – vor gewissen Problemen schützt, treten die bei einer Verschlankung wieder zutage.
  4. Wer – zumindest beim Essen – ziemlich maßlos ist, in der Folge massives Übergewicht entwickelt, oder wer ständig gegen die eigene Maßlosigkeit kämpft, ist jedenfalls nicht der einzige mit diesem Problem (wenn es doch nur das einzige Problem wäre!).

Als folgerichtig erscheint es an diesem Punkt, an einer Selbsthilfegruppe teilzunehmen. Bis das in größerem Maßstab möglich ist, braucht es noch einige Anstrengungen.

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