Die Traumfigur mit formoline, das Wunsch-gewicht mit fressnet

 

Zu den Zumutungen, die der „Blätterwald“ uns aufhalst, gehören Kostenlose Beilagen, die übers Fernsehprogramm [2] [3] zu berichten vorgeben.

Dass wir, ob wir wollen oder nicht, immer wieder mit Klischees aus der Mottenkiste konfrontiert werden – das gehört sozusagen zu den Nebenkosten.

Eine auf faltenfrei umgerenderte, gealterte Diva, einträchtig neben einem Model, das bei der Aufforderung zum Abnehmen gebraucht wird, auf der Titelseite.

„Abnehmen“ ist hier rot und groß gedruckt (wenn auch nicht fett – gedruckt, das wäre wohl irgendwie unpassend), eindeutig ein Imperativ. Dazu der unverbindliche Slogan: „Leichter zur Traumfigur … formoline“.

Rezeptfrei und aus der Apotheke – wie die Schüssler-Salze, die jeden rechtschaffenden Pharmazeuten in Erklärungsnotstand bringen.

Dabei geht es gar nicht um pharmazeutische Eigenschaften irgendwelcher Quellstoffe, die vielleicht Fett an sich binden können – Fett kann man ja einfach weglassen und ballaststoffreich essen, sondern um die Traumfigur, wie die Werbung bereits besagt.

Wer aber hat schon einmal einen Traum, in dem eine Traumfigur vorkommt, gehabt?

Die Traumfigur ist doch eher ein Produkt des Tagtraums, der, intensiv genug geträumt, der Trance nahekommt, oder dem Erlebensmodus während eines Films, oder dem Kaufrausch, den die Shopping-Kanäle bei ihren Kunden erzeugen.

Wer gerne von seiner Traumfigur träumt – es ist ja nichts dagegen einzuwenden – soll also gerne weiterträumen.

Der Schritt vom Traumgewicht zum Wunschgewicht ist jedenfalls der erste Schritt zum Wunschgewicht.; was das betrifft, kommt es nur noch auf die richtigen Schritte in der richtigen Reihenfolge an.

Wie tauglich der „Kreuzschritt zur Seite“ hierbei ist, wird noch nicht verraten – nur soviel: Wer hier Fehler macht, bekommt einen Knoten in die Beine und fällt auf die Nase. Lassen wir uns also etwas anderes mehr einfallen…

[Fortsetzung folgt]

Links zum Thema

Vom Traumgewicht zum Wunschgewicht

und weitere Links im obigen Text

 

 

Narzissmus und Diät
Alles im Lot?

Vom Bananenlaster zum Bananenblues

LasterOhne Worte kommt dieser LKW aus, und vermittelt doch eine Botschaft – wahrscheinlich etwas wie „Wenn ich Bananen essen will, muss ich auch akzeptieren, dass Banaenlaster auf der Autobahn fahren.“

Also wieder mal ein Beispiel dafür, wie wir mit subtilen Botschaften zugemüllt werden, und diese gleichzeitig mit sachlichen Informationen verarbeiten müssen.

Das Bild könnte auch dazu anregen, über die Arbeitsbedingungen auf den Bananenplantagen nachzudenken, über den Kaloriengehalt der Banane oder sonstige banale Themen.

Wer bis jetzt noch keinen Bananen-Blues bekommen hat, kann ihn sich wenigstens ansehen:

Und spätestens beim Mitsingen, oder bei der nächsten Banane, könnte es passieren…

Lassen Sie doch einfach die Heizung aus, machen Ihre Smoothies selbst und: Laufen Sie!

Bloss keine Heizung!

Sarrazin – das ist kein Wanderzirkus, sondern der Nachname zu Thilo, und Thilo Sarrazin (SPD), empfiehlt, zum Energiesparen die Heizung im Winter auf 15 bis 16 Grad Celsius zu drosseln und sich warm anzuziehen.
So eine Meldung aus der Rubrik „Kurioses“ hat – im Sommer – doch etwas erfrischendes. Aber mal im Ernst: 15 oder 16 Grad?

Smoothie oder Milchmischgetränk?

Dass hausgemachte Smoothies den gekauften haushoch überlegen sind, setzen wir mal als bekannt voraus. Wenn auch die DGE fleißig über die Smoothies berichtet („Smoothies in aller Munde„), lässt das auf deren wachsende Bedeutung für die Volksernährung schließen, wobei wir auch deren ethische Bedeutung ins Auge fassen sollten.

Erbeersmoothie und Carob-Bananedrink

Was ein „Trimm-Dich-Pass“ ist, wissen wir jetzt auch: Ein paar Übungen, die auf einem widerspenstigen Folder abgedruckt sind, den man auch noch dem Arzt vorlegen soll. Der wird sich freuen, derart noch auf ein bestimmtes Gerät zur Blutzuckermessung hingewiesen zu werden.
Fruchtzuckerreich darum gleich das passende Smoothie (mit Erdbeeren und, wegen der Farbe, ein paar EL Heidelbeersaft).

Über die Bedeutung von Carob bei der Diabetesbehandlung wissen wir ja noch gar nichts, aber das passende Mischgetränk (Banane, Carob, Kakaopulver, Schokolade, Haferflocken), das ein komplettes Frühstück (und keine Zwischenmahlzeit – so etwas ist gestrichen!) ersetzt, muss der Arzt dann bitte auch gleich beurteilen.

„Trimm Dich fit“ –
Schritt für Schritt zu besseren
Blutzuckerwerten

– Das war das Motto beim „Trimm-Pass“, bei dem allein das Porto auf 1,45 EURO kam – wäre doch besser, die Firma Roche würde das Geld gleich an die örtlichen Sportvereine schicken, denn bei mindestens einer der vorgesehen Übungen fallen Ungeübte garantiert auf die Nase.

Narzissmus und Diät
Alles im Lot?

Dünn sein beginnt im Kopf – und alles ist eine Frage der inneren Einstellung?

In der Rückschau auf einen Artikel mit der Überschrift „Abnehmen beginnt im Kopf“ tauchte wieder der Satz “Der Mensch denkt, der Bauch lenkt” als eine noch zu überprüfende These auf.

Bauchgefühle, Emotionen scheinen ja – zumindest im Fall des Hungers und der Sättigung – im Bauch zu entstehen; genauer gesagt, können wir sie dort lokalisieren. Angenehmere Gefühle scheinen manchmal „vom Herzen her“ zu kommen, dort kann aber auch Angst lokalisiert werden, Wut etwa im Nacken, ganz und gar unbestimmtes wieder im Kopf, als Schmerz bis hin zur Migräne.

Neben den unmittelbaren Gefühlen verfügen wir über „gewachsene“ innere Einstellungen, und aus dem überlieferten Wissen, dass „Alles Kopfsache“ sei, resultieren mehr oder weniger drastische Leitsätze:

  • Ich hungere mich nicht aus, ich perfektioniere meine Leere!
  • Das ganze Leben ist eine Modeschau!
  • Es ist besser dünn zu sein und tot, als lebendig und dick!
  • Wer schön sein will, muss leiden!

Das waren vier Elemente aus einem „Pro-Ana-Katechismus“, das Abnehmen wird hier zur Religion gemacht, die fanatisch betrieben, für keine anderen Gedanken und Bedürfnisse mehr Platz lässt: Auch die Fraulichkeit, Geschlechtlichkeit wird „ausgehungert und ausgetrocknet“.

Zum Glück lassen solche Ansätze zur Gedankenkontrolle sich nicht immer 1:1 in innere Einstellungen übersetzen, Affirmationen und Mantras sind nicht mehr als eine nette Übung, was im Kopf entschieden wird, hängt vom Selbstbild und vom Selbstbewusstsein ab, dabei ist es bestimmt nicht immer der Verstand, der das Verhalten steuert, zumal, wenn er zum Beispiel zu viele Persönlichkeitsanteile koordinieren oder akuten/ latenten Stress neutralisieren soll.

Zum Selbstbild gehört eine Mischung aus unterschiedlichen, alten Bildern und aktuellen Rückmeldungen – dem Stichwort „Körperschema“ wäre hier durchaus mehr Aufmerksamkeit zu widmen.

Zum Selbstbild gehört auch, sich auf einer „Selbstbeherrschungsskala“ einordnen zu können – nach dem dritten Jo-Jo-Durchlauf dürfte die Selbstbeurteilung nicht mehr allzu eindeutig ausfallen.

Bei der obigen Aufzählung von Leitsätzen haben wir es andererseits mit der Karrikatur von Selbstbeherrschung, der ein gieriges und unkontrolliertes, Bedürfnisse abwehrendes Selbst gegenüber stehen dürfte, zu tun. Da wirkt die Empfehlung zur flexiblen Verhaltenskontrolle auch etwas hilflos und unpassend.

Dass die Menschen eine ständige Einschränkung nicht aushalten, ist wohl eine uralte Erkenntnis: Je strenger, desto schlimmer ist tendenziell der Rückschlag. Askese ist nichts für jedermann, eine Gesellschaft, die zu 100 % aus Mönchen und Nonnen (bei denen geht es für den Rest des Lebens nur um das Seelenheil) besteht, wäre bald am Ende.

Die rücksichtslose Strenge (Der Begriff „Anorexis“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „frei von Begierde, frei von Hunger sein“), die hier rigide propagiert wird, ist die Kehrseite des aus Vernunftgründen ausgesprochenen „Nein“ – sozusagen ein „Nein aus Unvernunft“.

Eher gewohnt sind wir die Unvernunft, mit der im Trotz ein „Nein“ nicht akzeptiert wird: Was die „flexible Verhaltenskontrolle“ anstrebt, das „etwas weniger“ oder „in Maßen“, kann das trotzige Kind nicht verstehen; es wird sich (Motto: Alles oder Nichts) darüber hinwegsetzen – mit allen Mitteln.

Dabei hat, wer die Flexible Selbstbeherrschung beherrscht, durchaus Vorteile.

Narzissmus und Diät
Alles im Lot?

Frische Kommentare

  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
  • ClaudiaBerlin: Mit all meiner fortgeschrittenen Lebenserfahrung kann ich sagen, dass das mit den...
  • Julia: Da hast du recht, was das Fermentieren angeht, bin ich Spätzünderin 😂
  • Ulrike: Nachhaltigkeit und Produkte aus der Umgebung sind wichtig, da bin ich ganz bei dir. Alles...
  • Bine: Lieber Klaus-Peter, ich bin über die Foodblogbilanz2021 auf Deinem Blog gelandet und...

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