Satter mit Ballaststoffen (Pflanzenfasern): Biochemische Aspekte

„Wir essen die Kartoffeln heute mal mitsamt der Schale – weil, das ist gesund“ – Mit solchen Aussagen kann heute kein Vollwertköstler mehr einen „Normalgenießer“ schockieren – „Unverdaulich“ mit sinnlos gleichzusetzen, das war einmal. und die (unnötigen?) Ballaststoffe werden umbenannt in „Faserstoffe“.

apfelWas das Gesunde an Pflanzenfasern sein soll, die vom Körper unverdaut durchgeschleust werden? Bisher hatte man hier noch an eine Art Besen gedacht, der im Darm aufräumt und Schadstoffe hinausfegt, oder an einen Schwamm, der sie aufsaugt und außerdem, ist er einmal aufgequollen, mit seinem Volumen durch pure Anwwesenheit für ein Gefühl der Sättigung sorgt. Wir können diese Idee beibehalten und um einen weiteren Aspekt ergänzen:

Die jüngste Erkenntnis zu den … Ballaststoffen betrifft den Appetit: Die Fasern wirken bei Mäusen wie eine natürliche Hungerbremse. Dies lässt sich damit erklären, dass Bakterien einen Teil der Ballaststoffe im Darm zersetzen. Dabei entsteht Essigsäure (Acetat), die übers Blut in den Hypothalamus, einen Teil des Zwischenhirns, gelangt. Dort aktiviert das Acetat Nervenzellen, die den Appetit unterdrücken. (Quelle)

Dass die bakteriell erzeugten „kurzkettigen Fettsäure-Acetate “ „den Appett töten“, finde ich interessant, aber übertrieben reißerisch formuliert. Man kann es auch so sagen:

Appetitzügelnder Botenstoff

Wie sich zeigte, gelangen … Abbauprodukte fermentierter Ballaststoffe über den Blutkreislauf bis ins Gehirn. Dort reichern sie sich vor allem im Hypothalamus an – einem für die Steuerung unseres Stoffwechsels und Hungergefühl wichtigen Zentrum. „Das ist das erste Mal, dass eine solche bevorzugte Aufnahme von Acetat in den Hypothalamus nachgewiesen wurde“, sagen die Forscher. Als Folge dieser Aufnahme stieg kurz darauf der Gehalt eines appetithemmenden Neuropeptids um das Vierfache an. Andere Botenstoffe wurden deaktiviert. „Diese Daten demonstrieren, dass es einen zuvor unbekannten Mechanismus gibt, durch den die Fermentation von Ballaststoffen das Körpergewicht beeinflusst“, konstatieren Frost und seine Kollegen.

Satt machen also nicht die Ballaststoffe, satt macht deren Fermentation, geanuer, satt machen die bei der Fermentation gebildeten „Botenstoffe“. Insofern gehört zur gesunden Ernährung die Pflege der Darmflora mit Pro- und Präbiotika – von (ersatzweisen, therapeutischen???) Acetat-Injektion, die bereits angedacht werden würde ich absehen. Obwohl: Die Praxis, verdünnten Apfelessig zu trinken, um sich zu verschlanken, hatten wir ja auch schon einmal.

Ob nun Mäusen und Menschen unter den gleichen Bedingungen der Appetit vergeht, ist ohnehin zweifelhaft. Bei einem anderen Test erwies sich Leinsamen als Sattmacher, in einem zeitlichen Gefüge vor der verkleinerten Mahlzeit, dass an die Acetat-Produktion als Anreiz, weniger zu essen, nicht zu denken ist.

 

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Ein Kommentar zu “Satter mit Ballaststoffen (Pflanzenfasern): Biochemische Aspekte”

  1. […] Pflanzenfasern, um nicht “Balaststoffe” zu sagen, für die Gesundheit. […]

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