Was wir essen werden: Was die Amerikaner heute essen

Eine nett aufgemachte Info-Graphik zum Konsum von Nahrungsmitteln in den USA wirft mehr Fragen auf, als sie beantwortet:
Reine Durchschnittswerte über den Pro-Kopf-Einkauf von Lebensmitteln sagen wenig über die konkreten Einzelfälle aus. 

Der Jahresverbrauch taugt letztlich nur, um unterschiedliche Jahresverbräuche miteinander zu vergleichen; vorstellen kann man sich vielleicht den Verbrauch pro Tag – aber die Frage, was bedeutet es, dass durchschnittlich rund 50 Gramm Maissirup pro Kopf und Tag konsumiert werden, ist Interpretationssache.

Man kann es so verstehen: Für Viele ist der Fruchtzucker Gift. Fruchtzucker kann dazu führen, dass das Sättigungsgefühl “verloren” geht:

…  in einem Punkt unterschieden sich die mit Fruchtzucker verwöhnten von den Fruchtzucker-abstinenten Ratten: Die Fruktoseratten entwickelten eine deutliche Resistenz gegen Leptin.

Leptin ist ein Hormon, das üblicherweise von den Fettzellen des Körpers gebildet wird. Leptin drosselt das Hungergefühl. Das Hormon steigert aber auch die Fettverbrennung zum Beispiel durch Steigerung des Energieverbrauchs in Ruhe, des sogenannten Grundumsatzes.

Leptinresistenz bedeutet, dass der Körper unempfindlich wird gegen die Wirkung der hormonellen „Adipositasbremse“.

Und tatsächlich: Die zuvor mit Fruktose gefütterten Ratten nahmen erheblich mehr zu als die Kontrollgruppe und auch mehr als erwartet, als sie eine fetthaltige, hochkalorische Kost erhielten.

Bei Wikipedia wird übrigens die “deutsche Zuckerartenverordnung” erwähnt, ein recht schwammiges Werk:

muss ein Glucosesirup, der mehr als 5 Prozent Fructose des Gewichts in der Trockenmasse enthält als „Glucose-Fructose-Sirup“ bezeichnet werden. Enthält der Sirup einen Fructoseanteil von mehr als 50 %, so muss er entsprechend als „Fructose-Glucose-Sirup“ bezeichnet werden.

Irgendwie nicht sehr verbraucherfreundlich: Eher schwirrt einem Laien hier der Kopf, als dass er versteht, was gemeint ist.

Aber wir finden einen Link zu diesem Text:

Neuer Zusammenhang zwischen Fructose-Konsum und Gewichtszunahme entdeckt

Wissenschaftler vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke haben in einer neuen Studie (Jürgens et al., Obesity Research, 13:1146-1156, 2005) herausgefunden, dass die Aufnahme von Fructose (Fruchtzucker) die Körperfett- und Gewichtszunahme bei Mäusen deutlich steigert. Damit liefern die Forscher neue Daten, die einen Zusammenhang zwischen dem weltweit angestiegenen Fructosekonsum und der stetig steigenden Zahl übergewichtiger Menschen möglich machen.

In der vorliegenden Studie boten die Forscher Mäusen entweder eine 15%ige Fructoselösung, ein Saccharose- (Rohrzucker-)haltiges Erfrischungsgetränk (10% Saccharose), ein Süßstoff-haltiges Diät-Getränk ohne Kalorien, oder Wasser an.
Die Mäuse, die die Fructoselösung tranken, nahmen im Vergleich zu den anderen Mäusen stärker an Gewicht und Körperfett zu und zeigten zudem einen Anstieg der Leberfette. Das Saccharose-haltige Getränk hatte nach den vorliegenden Daten keinen Einfluss auf die Gewichtsentwicklung der Mäuse.
Überaschenderweise aßen die Mäuse, die mit der angebotenen Flüssigkeit zusätzliche Kalorien aufnahmen, weniger feste Nahrung als die Tiere, die nur Wasser oder das Diät-Getränk erhielten, so dass die Gesamtenergieaufnahme bei allen Gruppen annähernd gleich war.

„Da die Gewichts- und Fettzunahme der Tiere, die die Fructoselösung tranken, nicht auf eine gesteigerte Kalorienaufnahme zurückzuführen ist, ist anzunehmen, dass Fructose die Stoffwechseltätigkeit beeinflusst und auf diese Weise die Anreicherung von Körperfett begünstigt.“ so die Erstautorin der Studie, Hella Jürgens.

In den letzten zwei bis drei Jahrzehnten hat der Konsum zuckerhaltiger Erfrischungsgetränke, die einen hohen Fructose-Anteil (7-15%) aufweisen, weltweit stark zugenommen. Allein in den USA stieg der Verzehr von Fructose-haltigem Mais-Sirup, der häufig zum Süßen von Erfrischungsgetränken eingesetzt wird, in einem Zeitraum von 20 Jahren um mehr als 1000%, wie vor kurzem eine amerikanische Studie berichtete. Parallel dazu nahm die Anzahl übergewichtiger Menschen dramatisch zu, so dass Wissenschaftler seit einiger Zeit einen Zusammenhang zwischen gestiegenem Fructose-Konsum und zunehmender Fettleibigkeit vermuten. Die vorliegende Studie liefert nun erste physiologische Daten, die einen Einfluss des Fructosekonsums auf die Zunahme des Körpergewichts und des Körperfetts zumindest am Mausmodell bestätigen. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um die Daten am Menschen zu verifizieren, so die Experten.

Der oben zitierte Text ist jetzt fünf Jahre alt, die “angekündigte” weitere Erforschung scheint noch auszustehen.

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2 Kommentare zu “Was wir essen werden: Was die Amerikaner heute essen”

  1. Fruktose Sirup, Maisstärke, das Zeug ist alles Mist und doch in fast allen produzierten Lebensmitteln enthalten. Da denkt man, man tut sich etwas gutes mit einer Buttermilch oder einem Joghurt, schaut man dann aber mal genauer auf die Zutaten wird einem schnell übel. ich verzichte auf den ganzen Kram vollkommen. Auch Light Produkte sind einfach nur Mist, nicht nur das sie dem Körper etwas falsches vormachen bzgl Süße, immer mehr wird der Zuckerersatz Aspartam für verschiedene Krankheiten in Betracht gezogen. Ach ja und wenn man sich mal die Geschichte von Aspartam durch liesst, was die Ergebnisse sagten, wie das durch die Politik dann doch zugelassen wurde (als das Lebensmittel der Geschichte,was am längesten um Zulassung kämpfte), dann wird man freilich keine Cola Light o.ä. mehr anfassen.

    Und zu Deinem Titel (super : )): was wir essen werden…was die Amerikaner essen

    Man darf nicht vergessen, dass es zwei große Trends in den USA gibt. Es ist wie mit der Scheere zwischen Arm und Reich, die fetten werden immer fetter, die gesunden werden immer gesünder

    Während Adipositas immer noch ein riesen Problem in den USA ist, werden die Menschen an der Ostküste und in Californien immer fitter und wahnsinniger. Wer am Columbus Circle in NYC mal im WholeFoodsMarket drin war, der weiß, was es da auf der anderen Seite für eine RIESIGE Fitness Bewegung gibt. Rawfood, raw vegan, organic, etc…das alles boomt. Und ich denke, dass es bei uns genau so sein wird. die dicken bleiben dick, aber hier wird die vegan rohkost welle auch noch hinschwappen. die Reformhäuser und Biomärkte kommen jetzt schon nicht hinter her mit manchen Produkten (Bsp: reines Kokosnusswasser ist hier seit Wochen ausverkauft und in den USA schon seit Jahren ein Hit, so dass man es dort mitlerweile an jedem Kiosk kaufen kann)

    So, viel gelabert ; ) aber dein titel hat mich eben zum nachdenken angeregt.

    Ganz liebe Grüße,

    Miriam

  2. @ Miraim: Danke für den Kommentar; will nicht hoffen, dass die Entwicklung – was „Schere“ betrifft, so eintritt.

    Da wäre allerdings die Politik gefragt, gegenzusteuern; aber auch viel, viel Initiative von „unten“.

    Nicht zu vergessen, was die Medien so vorpredigen.

    Total ärgerlich ist für mich, wenn „Fachkräfte“ behaupten, Süßstoff könnte man bedenkenlos zu sich nehmen, weil das ja sicher sei, und kalorienfrei.

    Die Fruchtzuckerproblematik ist – glaube ich – nicht allgemein im Bewusstsein angekommen; hängt auch damit zusammen, dass all die Zuckersorten auseinanderzuhalten recht kompliziert ist. Und wenn „überal“ Fruchtzucker drin ist, wird das ja nichts „böses“ sein… zumal er „für Diabetiker geeignet“ ist…

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  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
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