Vorgeburtliche Festlegung des Bewegungsdrangs?

Wer kennt heute noch das Wort „Bewegungsdrang“?

Anders gefragt:  „Wer hat noch das Bedürfnis, sich zu bewegen?“

Oder ist „Bewegungsdrang“ etwas schlechtes, wie ein „klinisches Wörterbuch“ nahelegt:

Bewegungsdrang motorische Unruhe, unwillkürliche, übermaßige Beweglichkeit bei Manie und anderen Geistesstörungen.

So weit eine Definition von 1927, und das aktuelle „meyers“ definiert:

Bewegungsdrang, Medizin: übersteigertes, nicht oder nur schwer unterdrückbares Bedürfnis, sich ständig zu bewegen. Der in diesem Sinne verstandene Bewegungsdrang ist z. B. ein häufiges Symptom bei Manie, bei der agitierten Depression, bei hyperkinetischen Störungen und bei unterschiedlichen, das Gehirn in Mitleidenschaft ziehenden, organischen Störungen.

Das Loblied der Bewegungsfreude wird dagegen eher selten gesungen. Das Buch „Emotionen – Elixiere des Lebens“ () von Wolfgang Rost scheint dabei recht empfehlenswert.

Mäusen kann man einen Bewegungsdrang auch anzüchten, dann ist die Mittelkralle länger als die „Zeigekralle“. Also: Mal wieder eine Studie. Wer will, kann jetzt nachlesen, seine Zeigefinger und Mittelfinger abmessen  und den Quotienten ermitteln:

„Die Ergebnisse zeigen eine Verbindung zwischen dem Gehirn, dem Verhalten und Persönlichkeitszügen sowie der Form der Hand”, erklärt Peter Hurd, Professor für Psychologie an der Universität von Alberta. „Das eröffnet uns eine Tür zu der Annahme, dass bestimmte Aspekte der Persönlichkeit, in diesem Fall der Wunsch nach Bewegung, schon sehr früh im Leben festgelegt werden.“

Klar. Bei Kindern zum Beispiel, indem sie in einer „Babyschale“ festgeschnallt werden, wenn sie im Auto durch die Welt gegurkt werden. Oder in einem Kindersitz. Dann bekommen sie noch einen Flachbildschirm vor die Nase und halten Ruhe. Vielleicht.

  • Es gibt Kinder, die nicht für die Schulbank „gezüchtet“ sind.
  • Mehr und mehr wird Bewegung virtuell ausgeführt, etwa an Spielekonsolen.
  • Bewegungsdrang ist eine mögliche Option der Natur, die gesellschaftlich durchaus erwünscht sein könnte; die sogenannten „Fortbewegungsmittel“ sind, historisch gesehen, noch gar nicht soo alt.
  • Der „Zappelphilipp“ ist vermutlich eine im städtischen Milieu entstandene Form der Verhaltensstörung, entstanden auch im Zusammenhang mit den übersteigerten kleinbürgerlichen Anforderungen an Ruhe und Disziplin.

Wenn bei ADHS das Reiten eine probate Form der Therapie ist, könnte das weniger auf eine Krankheit, als auf ein natürliches Bedürfnis, mit Tieren umzugehen und sich zu bewegen, hindeuten.

 

Narzissmus und Diät

Alles im Lot?

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3 Kommentare zu “Vorgeburtliche Festlegung des Bewegungsdrangs?”

  1. Nicht nur reiten, auch simples spazierengehen wirkt: http://www.leben-ohne-diaet.de/blog/00975-spazieren-gegen-adhs.html

    Wobei ich bei dem Thema sehr vorsichtig bin. Erwecke niemals den Eindruck, die Eltern könnten mit einer Verhaltensänderung etwas positives für ihr Kind bewirken. Das nehmen die meisten sehr übel. Ihr Kind ist krank und braucht Medikamente. Aus, Fertig. Die Eltern sind nicht schuld.

    Irgendwie erinnern mich Deine Themen immer öfter an Dinge, über die ich auch schon nachgedacht habe. Diesmal hier: http://www.leben-ohne-diaet.de/text/buch/methode-610/nebeneffekte.html 😎

  2. @ Horst:
    Hab mich eben gewundert, warum ich Deinen Kommentar manuell zulassen musste – Word Press hält Kommentare ab einer bestimmten Anzahl von Links an, ist die Erklärung 😉

    Ansonsten noch eine Berichtigung:
    In der Studie selbst:
    … beeinflussen vorgeburtliche Stresshormone sowohl den Aktivitätsdrang als auch das Verhältnis der Fingerlängen von Ring- und Zeigefinger.
    Also nicht Mittelfinger und Zeigefinger. Aber mal wieder die Mäuseexperimente.

    Der Text von Wolfgang Rost untermauert das Ganze ja noch einmal wissenschaftlich; das Reiten hätte noch den Effekt, dass coenästhetische Effekte zwischen Tier und Kind auftreten, der Begriff stammt von René Spitz, könnte eigentlich relevant sein, aber unsere Wissenschaftler müssen ja ständig Neues erforschen, weil das alte Wissen nichts taugt, oder so.

  3. […] Leute von der Rolltreppe auf die Treppe zu bekommen ist gar nicht so einfach – aber man kann sie ja beim Spieltrieb “packen”. Also nicht ermahnen, sondern auf die Neugier setzen. Oder auf den Bewegungsdrang. […]

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