Bescheidenheit beim Abnehmen & in der Diät
Geschrieben am 28. November 2008 von KPBaumgardt
Die Diskrepanz zwischen Wunsch/Ideal und Wirklichkeit erzeugt gewisse Spannungen.
Das gilt für Bereiche wie Besitz, Schönheit, Anerkannt-werden, Erleben und Lebensfreude, Glück, Wissen, Können/Fertigkeiten, Beziehungen, Nähe, Freundschaft und vieles mehr.
Wird die Spannung so groß, dass Unwohlsein entsteht, könnte man auf die Idee kommen, durch entsprechende Anstrengungen auf der Seite des „ist“ weiterzukommen.
Sinnvoll ist hierbei sicherlich eine „Politik der kleinen Schritte“, wie sich bei sportlichen Aktivitäten Unsportlicher schnell herausstellt: Überforderung führt zum Sofort-Frust, Unterforderung verhindert Fortschritte.
Eine fatale Strategie zur Spannungsmilderung ist die Betäubung oder Sedierung: Schmerzmittel kurieren nicht; Alles bleibt, wie es ist, man erkauft die momentane Schmerzfreiheit mit dem Kater danach, der die „Pein“ nur vergrößert.
(Weisen wir hier noch auf den Zusammenhang Narkose-Narzisse-Narzissmus hin, auf die Gefahr hin, dass das zunächst zu kompliziert sein könnte; kurzer Hinweis: Narziss wird keinen Schmerz gespürt haben – jedenfalls den größten Teil seines Lebens nicht).
Auch führt das „Rauschmittel Essen“ zum berechtigten Einspruch des Gewissens, das aber, einmal korrumpiert, seiner angestammten Rolle nicht mehr gerecht werden kann und vielleicht nur noch aus der Verdrängung heraus gegen das sowieso schon beeinträchtigte Selbstwertgefühl „anstänkern“ kann.
Andererseits werden durch permanente Beeinflussung von außen (und innen) die Begehrlichkeiten geschürt. Die bekannten Versprechungen der Wundermittel schlagen genau in diese Kerbe.
Unverantwortliche Werbebotschaften – „Verlangen wir das Unmögliche“ (Auch die Studentenbewegung konnte – nicht zu knapp – „Sprüche kloppen“) – operieren auf der Ebene der sofortigen Wunscherfüllung, wo keine Frustrationstoleranz gefragt ist und Frustration garantiert sind.
Risiken und Nebenwirkungen sind: Verlust des Lebens nicht ausgeschlossen. Aber auch schwere Depression, Apathie („Da kann man sowieso nichts machen“, „Man muss sich arrangieren“, „Man muss zufrieden sein“) und Lethargie, z.B. bei posttraumatischer Verbitterungsstörung, mit Angststörungen in der Folge.
Der hier skizzierte „Teufelskreis“ von übergroßen Ansprüchen, deren Besänftigung im rauschhaften Fressanfall (oder pathologischen Hedonismus; den aufzugeben bedeutet dann, temporär einen Verzicht auszuhalten; ist der Verzicht einmal geleistet, bedarf es auch keines nennenswerten Aufwand mehr, ihn aufrechtzuerhalten), Frustration und weiterer Entfernung vom eigenen Ideal wäre logischerweise am ehesten durch die Verminderung der Ansprüche aufzulösen. In einem alten Lexikon (keinem Diät-Lexikon 😉 ) finden wir die folgende Definition:
Bescheidenheit, 1) die Mäßigung der eigenen Ansprüche auf Ehre u. Vorzüge vor Anderen nach richtiger Selbsterkenntniß u. Anerkennung fremden Verdienstes;
Das könnte, bis es „ankommt“, eine Weile brauchen…
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