Jugendliche in der Abnehm-Klinik
Geschrieben am 7. Februar 2011 von KPBaumgardt
“Zugenommen hat nur das Selbstvertrauen” ist einer der ersten Sätze in dem Bericht der Berliner Morgenpost über vier Jugendliche, die beim Klinikaufenthalt abgenommen haben. Schön, wenn auch der Klinikaufenthalt schon eine drastische Maßnahme ist.
Und natürlich ist den Kids alles Gute zu wünschen – wozu auch gehört, dass ihre Anregungen aufgenommen werden:
Ich habe zwar auf der Kur gelernt, welche Sportübungen effektiv sind. Aber alleine mache ich sie nicht. Es ist so schwer, sich zu überwinden! Neulich habe ich zusammen mit meiner Mutter Heimtraining gemacht. Das war echt lustig, aber am nächsten Tag hatten wir solchen Muskelkater, dass es bei dem einen Mal geblieben ist.
Da gibt es also auch nach der Kur noch Hürden, die alleine nicht genommen werden. Organisierten Sport für (noch) übergewichtige Kinder gibt es nur allzu vereinzelt; da fehlt noch ganz viel, denn man kann von den Übergewichtigen nicht einfach verlangen. dass sie mit sportlich aktiven, allzu wettbewerbsorientierten Sportskanonen Schritt halten.
Während die Einen nach der Kur noch weiter abnehmen können, fällt dies anderen, deren Eltern nicht allzu informiert mit dem Thema umgehen, deutlich schwerer, oder ist ihnen gar unmöglich.
Die Familie ist sozusagen Teil der “Therapiekette”; wenn sie versagt, kann die Kur schnell umsonst gewesen sein. Wenn die ‘Familie versagt, weil sie nicht adäquat geschult worden ist, hat das Gesundheitssystem versagt.
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Finger weg von der Familie!
Liebe Eltern, wenn Sie etwas für Ihre Kinder tun möchten, dann lieben Sie Ihre Kinder BEDINGUNGSLOS!
Hören Sie nicht auf Pseudo-Expertengesülze, die letzten Endes vor allem ihren eigenen Posten rechtfertigen mit der Quälerei von Kindern, die nicht einem Normverständniss entsprechen, das wir noch aus der Nazi-Zeit kennen:
In seinen Reden hat Adolf Hitler oft das Bild rassischer Überlegenheit beschworen: „[…] der deutsche Junge der Zukunft muß schlank und rank sein, flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl. Wir müssen einen neuen Menschen erziehen, auf daß unser Volk nicht an den Degenerationserscheinungen der Zeit zugrunde geht.”
Wenn Ihnen das nicht reicht, dann beachten Sie bitte: Die Kinder mit den Eltern, die sich am meisten um das Gewicht der Kinder Sorgen, werden am dicksten.
Desto weniger dieser Sorge an das Kind herangetragen wird, desto besser wird es sein. Helfen Sie viel mehr dem Kind klar zu sehen, das es immer liebenswert ist und bemühen Sie sich um eine gute Beziehungskultur zwischen den Familienmitgliedern. Sicherheit, Geborgenheit Vertrauen und Liebe machen erfolgreiche glückliche Kinder und kein guter Schulabschluss mit Studium und eine erhungerte dünne Figur.
Viel Erfolg liebe Eltern
MFG
@ Hannzi: Ersparen wir uns doch bitte die sinnlose Rückschau auf „nationalsozialistische“ Ideale.
Der Artikel war doch nur ein klitzekleiner Hinweis auf einen Zeitungsartikel, mit einem Zitat, das zwischen den Zeilen aufzeigt, dass das Mädel in der Kur nicht viel über Sport gelernt hat, oder die Mutter es überfordert hat.
Nein. Denn immer wenn wir diese Zusammenhänge ausblenden, dann vergessen wir was die Substanz dieser Leistungsideologie ist.
Das wird viel zu oft ausgeblendet, deshalb sind wir gesellschaftlich ja schon wieder fast soweit!
Politische Entscheidungen der letzten Jahre ähneln sich.
Der Karrieretypus heute und in den 30ern ähneln sich.
Mitlerweile darf man schon wieder dieselben Phantasien in Büchern verarbieten, wie führende Rassenideologen (Sarrazin).
Nein, der Körperkult von heute ist dem von früher sehr ähnlich und deshalb muss man das auch jederzeit anführen, selbst wenn es in so eine lapidaren Umgebung nicht angebracht scheint, so ist doch der Zwang zum Sport ein Ausdruck des Körperkultes von heute und somit ganz auf der Linie meines Hinweises.
Ich werde Ihren Hinweis aber gerne annehmen und mich künftig mäßigen und nicht gleich alles so breit argumentieren sondern versuchen mehr beim Original-Post zu bleiben. Danke für Ihren Hinweis!
Diese zwölf Jahre (deutscher) Geschichte sind Geschichte, wie hunderte und tausende Jahre auch. Es wird dieses Grauen aber allzuoft zitiert, als hätte meine Generation eine Erbsünde zu tragen – was ich ablehne.
Die „Leistungsideologie“ ist keine Erfindung des Nationalsozialismus…
„Jeder ist seines Glückes Schmied“ oder „wie man sich bettet so liegt man…“ – Wer hat’s erfunden?
Es handelt sich wohl um menschliche Ur-Themen, Anklänge sehe ich auch im Märchen, „Hans im Glück“ handelt auch von Gewinn und Verlust & Selbständigkeit.
Körperkult und Ideale –
http://fressnet.de/b000.htm
bzw. Schönheitsideale mögen meinetwegen Kulturhistoriker zurückverfolgen und allgemeinverständlich aufarbeiten.
In dem Zusamenhang wäre auch zu erforschen, wie „Männlichkeit“ definiert wird, und wie Übergewichtige hier mit „Abweichungen“ zurechtkommen, welche Kompromissbildungen stattfinden, und ob es einen Ausweg gibt.
Dabei muss Körperkult ja nichts sachlimes sein – auf die Ausprägung dürfte es wohl ankommen. „Men’s Health“ geht da eien eigenen Weg, den ich nicht nachvollziehen mag 😉
„Ein – fast schon unfairer – Vergleich zum Thema „schlank = gesund“: Windhunde sind sehr dünn und laufen sehr schnell. Möpse sind dick und laufen langsam.
Müssen Möpse nur abspecken, um Rennen zu gewinnen? – Logisch, dass ein halbverhungerter Mops keinen Windhund besiegt.“
Das hat jetzt auch etwas mit „Rassismus“ zu tun?
Sarrazin – kenn‘ ich nicht;-)
Aber was Du da über ihn gesagt hast, ist wohl nicht mehr im Rahmen – Anführungszeichen oder ein „gewissermaßen“ wären schon sinnvoll…
Und „Sport“ ist von der Wortherkunft ja eigentlich „Vergnügen“.
Meinem Geschmack nach auch ein Kult, Skiflug-Wettbewerbe bräuchte meiner Meinung nach niemand, aber das ist eine Art Zirkus, und „das Volk“ mag Spiele – die sind heute immerhin etwas gesitteter als im alten Rom.
Außerdem gab es ja mal die Idee von den „friedlichen Wettkämpfen“, die im Idealfall das Bedürfnis, sich zu messen, befriedigen könnte, wo vorhanden 😉
Der Zwang zum Sport ist wohl nicht so allumfassend – ich kenne Einige, die sich dem erfolgreich, allzu erfolgreich entziehen. Wenn ich mich sportlich betätige, ist das mittlerweile nur noch freiwillig.
Noch etwas generell:
Dieses Blog hat „Abnehmen, Diät & Gesundheit“ als Untertitel.
Das hat zwar Zusammenhänge zu Politik und Gesellschaft, der eigentliche Dreh- und Angelpunkt ist aber zum Beispiel das Abnehmen. Wenn es hier gelingt, Wege, gangbare Wege aufzuzeigen, zu demonstrieren, d a n n ist viel gewonnen, und zwar auch in einem gesellschaftlich relevanten Zusamenhang.
Zum Beispiel über die Emanzipation von „Fertiggerichten“, von industriell vorfabrizierten Quasi-Lebensmitteln.
Aber auch – möglicherweise – von einengenden Vorstellungen, Denkgewohnheiten, gedanklichen Wirrungen wie „Ich kann mich einfach nicht zurückhalten“.
Bis hin zu globaler Verantwortung, die viele, die „einfach nur abnehmen wollen“, gar nicht wahrnehmen.
In einem anderen Kommentar von Dir war vom „Essen und Betäubung“ die Rede – du bist also schon ziemlich weit im Erkenntnisprozess.
Ja, wie gesagt war dieser Ausflug allzu politisiert. Möchte das auch nur noch mal sagen, das ich mich mehr On Topic halten werde, ich bin durch viele andere Foren gewohnt in diesen Zusammenhängen mitzudenken und mich zu äußern. Das es hier nicht so in dieser Form hingehört, habe ich verstanden.
_
Ihrer Aufforderung mehr zum Thema beizutragen, werde ich gerne an geeigneterer Stelle nachkommen.
MFG
@ Hannzi: Darf ich Ihnen das Du anbieten?
Bzw. ich hab‘ es schon mal verwendet, weil das mit der Anrede irgendwann einmal entschieden sein musste. Das ist schon länger her;
http://fressnet.de/blog/?p=434
— ok?
Nehmens Sies mir nicht krumm. Ich bin der typische Distanz-Typ und brauche das Sie zum dran festhalten und Distanz schaffen 🙂
Ansonsten bin ich aber umgänglich. Und: Es hat nichts mit Ihnen selbst zu tun, nur mit mir.
Dennoch Danke.
@ Hannzi: Bei der Distanz (und/oder Nähe) sind die Bedürfnisse natürlich unterschiedlich, und jeder hat ein persönliches „Maß“. Insofern finde ich das durchaus in Ordnung, Wenn Sie beim „Sie“ bleiben.
Das „Blogger-Du“ hatte ich auch nur eingeführt, weil ich nicht dauernd hin-und herwechseln wollte, und eigentlich sollte sich das „Klientel“ dieser Seite als Gruppe verstehen, die quasi familiär und solidarisch „zusammenhält“, weil sie Gründe hat, etwas zu ändern, und gleichzeitig gemeinsam von gewissen (auch gesellschaftlichen) Strukturen so betroffen ist, dass unnötiges Leiden entsteht.
Mit einem „erschlichenen“ Wir-Gefühl stehe ich irgendwie auf Kriegsfuß.
Auch wenn uns das Thema beide bewegt, möglicherweise aus ähnlichen Gründen, sehe ich doch sehr unterschiedliche Herangehensweisen, wenn letzlich auch das Ziel ähnlich ist, nämlich Hilfe und ggf. Selbsthilfe. Während Sie aber offensichtlich das Diäten als Medizin gegen das Leiden verschreiben, fördere ich die Selbstakzeptanz und erst im Zuge einer Persönlichkeitsbildung strebt das Betroffene Individuum seinen selbst gesteckten Zielen nach. Gerade bei Fragen der Gewichtsreduktion sind das aber zumeist aufoktroyierte Ziele, die die Betroffenen gerade auf Grund des Gefallen-Wollens, des Dazu-Gehören wollens auf der Suche nach Anerkennung und Liebe in unterwürfiger Geste den gesellschaftlichen Zwängen oder dem Druck mißbräuchlicher zwischenmenschlicher Beziehungen einfach unhinterfragt verfolgen. Selbstverwirklichung ist etwas gänzlich anderes, kann sich aber auch in Gewichtsreduktion äußern.
Warum gehe ich darauf ein?
Wie ich einleitend sagte, bin ich eben kein Freund eines undefinierten wohligen Wir-Gefühls, gerade auch wegen der feinen Differenzen ist Abgrenzung weitaus natürlicher als das Streben in Gemeinschaften und das drückt sich eben auch in der Sprache im „Sie“ aus 😉
Beste Grüße
Das “Wir-Gefühl” stellt sich allerdings wirklich nicht durch eine Sprachregelung wie “Sag doch einfach Duzumir” ein, das ist wahr. Und wenn eine (Selbsthilfe-) Gruppe auseinandergeht, wird auch klar, wie weit das “Wir-Gefühl” trägt. Das gibt es dann viel Nostalgie, im Internet unter “stayfriends” und facebook, wo (Un-) Bekannte zu “Freunden” werden.
Diät verschreiben kann ich nun nicht direkt, weil ich kein Heiler bin, der seinen Klienten etwas ver-, oder vorschreibt.
Das alte Diät-Konzept, oder Rezept der ausgewogenen Lebensführung empfehle ich allerdings, einfach, weil ich ziemlich sicher bin, dass diese “alten Weisheiten” bis heute unübertroffen sind. Also: Balance von
Wobei ich zugeben muss, dass ich selbst immer noch am Üben bin…
Wichtig wie die Selbstakzeptanz finde ich auch die Toleranz, die man Anderen gegenüber entwickelt, und die ich selbst auch erwarten würde.
“…”schlank sei die, die vor Magerkeit kaum noch am Leben ist; nenne eine jede, die klein ist, “handlich”, die Dicke “vollschlank”. So sei ein jeder Fehler unter dem benachbarten Vorzug verborgen.”
Das ist doch eine recht radikale Sichtweise? Allerdings eine, die heute, in den Medien und auch bei denen, die sie konsumieren, nicht gilt.
Aber da – das Zitat ist aus der “Liebeskunst” von OVID (Buch II, Vers 663 ff.) – sehe ich die Formulierung eines zutiefst humanistischen Gedankens.
Wenn “Wir” Papst oder Weltmeister oder Plagiateure sind, mag ich nicht dabei sein, und bin es bestimmt nicht, was den letzten Punkt betrifft.
Aber irgendwie braucht jeder seinen sozialen Ort. Die kleinen, feinen Differenzen und das richtige Verhältnis von Nähe und Distanz – unbenommen.
Und natürlich gibt es auch den Narzissmus der kleinen Differenzen – was mich aber nicht daran hindert, auch mal handgeschabte Spätzle zu probieren, obwohl ich ja eigentlich ein Hesse bin 😉