Geheimnisvolle Übergewichts-Abwehr

Bis „die Vernunft“ sich in Sachen Gesundheit und gesundes Gewicht durchsetzen kann – das dauert und wird noch dauern, weil hier gewisse Unklarheiten auch nützlich sind, vor allem für „Diätschwurbler“, die vorgeben können, exklusiv das entscheidende Geheimwissen anzubieten – natürlich gegen Gebühr.

Man könnte also dem Publikum suggerieren, mit einer Geheimformel sei die Ernährung so zu gestalten, dass die Gesundheit ganz enorm von dem vermittelten Geheim-Wissen profitiert, was ja einen enormen Preis und Wert hätte und fast schon ein Glücksversprechen darstellt.

Vollständig öffentlich sind bei „Metabolic Balance“ die „acht Regeln“, nicht sonderlich originell und ähnlich „easy“ zu befolgen wie die 10 Gebote; ein Geheimnis wird aber um die Gestehung eines individuellen Ernährungsplans gemacht, der neben den allgemeinen Leitlinien zu befolgen ist, grammgenau.
Manche Regeln mögen einen regulierenden Effekt haben, aber die auflärende Funktion samt warum und wieso, Alternativen, Pro und Contra, Synthese und Mittelweg, Sinn und Zweck fallen unter den Tisch. Routine und Gleichförmigkeit sorgen für Kontinuität, aber Teile des Regelwerks sind unerfüllbar.

  •  Keine Zwischenmahlzeiten – Das erfordert Gewöhnung, Gewöhnung erfordert Zeit, Anleitung, Verständnis, Betreuung
  • Fünf Stunden Pause zwischen den Mahlzeiten – In der Grundschule hatten fast alle SchülerInnen ein Pausenbrot dabei, oft noch einen Apfel dazu. Eine fümf-Stunden-Essenspause hätte man als „schwierig“ empfunden.
  • 60 Minuten Zeit nehmen pro Mahlzeit – Mit der Realität der institutionellen Zeitverwaltung hat das rein garnichts zu tun. Wer für den Einkauf der Zutaten, die Zubereitung der Mahlzeiten, wer für den Abwasch zuständig ist, muss übrigens auch geklärt werden, und zwar einvernehmlich.
  • Jede Mahlzeit mit einem Bissen Eiweiß beginnen – Rational ist das wohl nicht zu begründen, also ist es durch den Wolf gedrehter Hokuspokus.
  • Es folgen noch ein paar halbgare, halb vernünftige, teilweise gar populäre „Regeln“, die den Sinn haben dürften, ein „Regel-Werk“ zu gestalten, an das die Klienten sich halten sollen, so dass sie das Gefühl haben können, über einen Anhalt zu verfügen.

Mit populären „Weisheiten“ ist jedoch kein Geld zu verdienen, wohl aber mit einem geheimen Verfahren, zu dem sonst niemand Zugang bekommt. Solche „Diäten“ sind eine Modeerscheinung, somit interessiert sich heute kaum noch jemand für die Geheimformel des Dr. Funfack.

Interessant ist und bleibt ein Verfahren, viel Geld mit einem relativ geringen Gegenwert zu erwirtschaften. Hierbei gilt: Das Versprechen der Wirksamkeit kostet wenig. Zu behaupten, man habe eine Methode, die, wo  nötig, heilt und hilft, ist praktisch kostenlos.

Reichtum, Schönheit, Gesundheit seien mit der richtigen Methode machbar, so das Versprechen. Man muss auch gar nichts versprechen, es reicht oft, den Kund*Innen den Mund wässrig zu machen. Schöne Menschen feiern bei exotischen Rhythmen am Strand, beim Sonnenuntergang, dass sie Rum-trinken bei der Werbeinszenierung.

Beim Verkauf von Seminaren, Skripten, Tests und vielem mehr betritt der Rausch des Erfolgversprechens die Szene. Man kann behaupten, über eine

Black-Box

zu verfügen. Lauter „Geheimsachen“, Daten, wie biometrische Informationen, Blutwerte usw. werden hineingeschaufelt, in einem geheimen Verfahren ausgewertet und ausgespuckt. Zentral ist hier die Geheimformel, mit der die Ergebnisse gewichtet werden.

Das Geheimnis steckt in der „BlackBox“ und ist nicht so einfach wie die Katze im Sack zu befreien – wobei es doch noch eine ganz einfache Erklärung gibt: „Wer 400 Euro ausgibt, um abzunehmen, ist auch motiviert, es tatsächlich zu tun. Und jeder, der wenig Fett und kaum Kohlenhydrate zu sich nimmt, dafür aber Gemüse und Eiweiß isst, wird abnehmen“.

Voll begeistert von der „vergessenen Sauerkrautsuppe“ zählt bei YouTube ein Food-Vlogger, der seinen Namen mit einem „Dr“ ergänzt, deren Vorteile auf – das lässt Spielraum für Abwandlungen und hat zu einer

Sauerkrautsuppe mit Linsen-Bandnudeln und Hackbraten

geführt:

Bei den hausgemachten Linsennudeln werden 50 % des Weizenmehls durch Mehl aus roten Linsen ersetzt. Diese Bandnudeln dürfen etwas dicker sein als gewöhnliche, hier waren sie in 2 1/2 Minuten bissfest.

Dazu gab es Dosensauerkraut, mit Apfelstückchen verfeinert, und Hackbraten aus dem Glas.

Ein relativ kalorienarmes, ballaststoffreiches Rezept, das schnell und mühelos zubereitet ist und geschmacklich für eine willkommene Abwechslung sorgen kann.


Mit den Rezepten, die auf den Gegebenheiten vergangener Zeiten beruhen, haben wir es nicht unbedingt leicht. Alte, geprägte Vorlieben sind nicht so einfach über Bord zu werfen,  m ü s s e n  aber durch Neues, das besser zu den immer moderneren Zeiten passt, ersetzt werden.

Das ist ein kollektiver Prozess, genauer: Ein – im Prinzip gemeinschaftlicher – Lernprozess. Dass der bei jeder Gelegenheit sabotiert wird, ist leicht zu durchschauen; nicht ohne Grund bildet sich in der Politiker-Riege eine Fleisch- und WurstesserInnenfraktion.

Zu verändern, was auf den Teller kommt, braucht Phantasie, Kreativität und Beispiele. Dabei kann es sich um die gezeigten Sauerkraut-Linsenbandnudeln oder um eine traditionellere Sauerkratusuppe handeln. Ein Fernseh-Rezept aus der Ratgeberküche – „Auberginen-Tahin-Schnitten“ –  lässt sich gegebenenfalls ohne Mühe abwandeln.

Gurkensalat zum Zuccini-Brot „ist mal etwas anderes“, das mit Experimentierfreude gar nicht so viel zu tun hat; das Urteil „Interessant, aber gewöhnungsbedürftig“ ist dabei mit dem Damokles-Schwert nah verwandt.

Rezepte zum Abnehmen bei Adipositas sind eine Empfehlung der „Ernährungs-Docs“ beim Norddeutschen Rundfunk.

Sättigend ohne viele Kohlenhydrate: empfehlenswerte Gerichte für Menschen mit starkem Übergewicht/Adipositas.

Bei solchen Rezepten spielt die Suchmaschine die Rolle der „Black Box“; was sie auf unsere Anfrage hin empfiehlt, unterliegt besonderen, geheimen Regeln.

Weniger Fleisch und Kohlenhydrate in der Ernährung sind nicht nur für Adipostias-Betroffene günstig, wenn auch Jugendliche sich häufig in einer „Chipmanie“ befinden.

Mittel- bis langfristig wird unsere Ernährung um weitere Segmente ergänzt werden, weil gesundheitliche Gesichtspunkte und ein verändertes/verknapptes Lebensmittelangebot dies erforderlich machen.

Die „Adipositas-Diät“ braucht „drastische“ Veränderungen eher gestern als morgen.

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  • N. Lang: Ein sehr schöner Bericht, beim lesen beschleicht einen direkt die Lust es doch selbst...
  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
  • ClaudiaBerlin: Mit all meiner fortgeschrittenen Lebenserfahrung kann ich sagen, dass das mit den...
  • Julia: Da hast du recht, was das Fermentieren angeht, bin ich Spätzünderin 😂
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