Schmalhans‘  Ernährungsstrategie, Fleischwohlsteuern, Solidarität, Respekt und Toleranz

Gleichgültig, ob das böse, ungewollte Kind „Fleischsteuer“ oder „Tierwohlabgabe“ genannt, egal, ob es getauft wird oder nicht, wird es den Lebensmittelkonsument*innen in D zusätzliches Geld aus den Taschen ziehen.
Mit leerer Geldbörse ist schlecht einkaufen, und so wird der Schmalhans noch häufigerr als bisher zum Küchenmeister.

Nicht ganz ein Pfund – 400 Gramm – Obst und Gemüse, besser Gemüse und Obst pro Tag lautet die Verzehrempfehlung der Weltgesundheitsbehörde (WHO), doch dabei wird der reale Verbrauch hierzulande weit unterboten.

Das radikale Umdenken, wonach die Mahlzeiten schlicht neu und fleischlos oder „fleischarm“ gestaltet werden, findet jedoch nicht in der gebotenen Breite statt.
Tatsächlich kann eine Kürbis-Möhrensuppe gänzlich ohne Tierisches auskommen; den gewünschtem Fettgeschmack kann auch ein „Schuss“ Oliven- oder Hanföl beitragen.

„Gutes Essen für Deutschland“

Dieser Titel eines Strategiepapiers des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) verheißt nichts Gutes: Vieles von dem, was wir essen, ist importiert, und beispielsweise beim spanischen Obst und Gemüse ist Gießwasser nötig, aber chronisch knapp. Mit einem Trans-Europa-Kühlexpress-Dienst der Bahnen würde der Tranport nicht gerade klimaneutral, aber immerhin könnten die Autobahnen entlastet werden.
Das Strategiepapier erwähnt auch eine „sozioökonomische Dimension“, und

„In Deutschland hat der sozioökonomische Status wesentlichen Einfluss auf die Ernährung und somit auch auf die Gesundheitschancen der Menschen. Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Status erkranken häufiger an Adipositas und haben eine kürzere Lebenserwartung.“

Ob sozioökonomische Wurzeln beim Binge-Eating eine Rolle spielen oder ob es neuronale Grundlagen negativer Gefühle bei Essanfällen und bei Fettleibigkeit gibt, ob diese in einem systemischen Zusammenhang besser zu verstehen sind, und was eine  „Akzeptanzbasierte Verhaltenstherapie mit Smartphone-Unterstützung“ bewirken kann, wird noch untersucht.

Prof. Dr. Anja Hilbert vom Forschungsbereich Verhaltensmedizin der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Universitätsklinikums Leipzig (UKL).

Was es bedeutet, dass „… die Sozioökonomie nicht durch Objektbereiche, sondern durch die Problemstellung bestimmt [wird]“, kann ich nur vermuten: Dem Problem des „zu wenig“ beim für Ernährung verfügbaren Geld stellen sich die Tafeln mehr als das BMEL. Passend dazu gäbe es noch die „Utopie“ mit der allgemein verfügbaren „Biolebensmittelgrundversorgung„, doch die Angst vor heißen Kartoffeln wirkt hemmend.

Eine „zweckgebundene Bezahlkarte“ könnte bei der Biolebensmittelgrundversorgung technisch ein Problem lösen und eine allgemeine Normalität für Alle werden, frei von jeder Diskriminierung – im Bereich Asyl und Duldung wird sie (die Bezahlkarte) angestrebt, je bayrisch, desto mehr: Markus Söder hat behauptet: »Unsere Bezahlkarte kommt schneller und ist härter.« Auf welche unbewussten Vorgänge sich das beziehen mag, will niemand wissen.

Das Konzept „Biolebensmittelgrundversorgung“ könnte (etwas) mehr soziale Balance bewirken…

Verstehen wir  Adipositas als großenteils von Statusfragen abhängiges Phänomen, wird es schlicht zweitrangig, den Hebel bei der Lebensmitteleinkaufsliste anzusetzen.
Massnahmen, die den Status von unterprivilegierten – oder im herkömmlichen Verrständnis weniger leistungsfähigen – Personen aufwerten, wirken  lebensverlängernd.

Kreativität am Herd – hier mit selbstgemachtem Fladenbrot, © Nicolas Baumgardt – kann einen doppelten Gewinn bringen!

Was also demnach zu tun ist, wäre noch zu klären. Diskutiert und ergriffen werden solche psychosozialen Maßnahmen jedoch, soweit ich weiß, eher selten.
Dass die moderne Ernährungsarmut eine krasse Fehlentwicklung darstellt, die vielleicht sogar die Fähigkeit unserer (demokratischen) Gesellschaft, zu überleben, gefährdet, soll hier nicht bestritten werden.
Wichtiger ist möglicherweise, auf den Mangel an „allgemeiner Fürsorge“, mitmenschlichem „caring„, hinzuweisen und ihn zu beheben. Es handelt sich um eine humane Gemeinschaftsaufgabe, nicht nur um die Zuständigkeit einer Berufsgruppe.

Bandnudeln, selbst gemacht, zu machen braucht ein wenig Übung, vielleicht auch nur genug Spezialisten. Dazu gibt es hier eine Sauce aus passierten Tomaten, Knoblauch, italienischen Kräutern, Champignons und gewürfeltem Räuchertofu. Leistbar ist das gerade so auch für finanziell Schwache, hat gleichzeitig den Charme der „emanzipativen Selbsthilfe“ und des „Anti-Konsumismus“.

Es wäre unprofessionell, etwa bei Fällen von Magersucht mit Hilfe hochkalorischer Nahrungsangerbote eine gelingende Therapie bewirken zu wollen – hier wie in so vielen anderen Fällen kommt die Zeitkrankheit „Depression“ hinzu, mit schädlichen Auswirkungen, die wir nicht für möglich halten wollen und verdrängen.

Sinn und Zweck im Leben zu sehen und zu haben, ist für die Prävention und Behandlung von Krankheiten sehr wichtig. Wer einen Sinn im Leben hat und was er/sie im Leben denkt und tut wichtig und sinnvoll findet, ist eher bereit, sich gesundheits-förderlich zu verhalten. Zu helfen, einen Sinn zu finden, ist somit Lebenshilfe.

Zu Sucht, Depression und Narzissmus findet sich in unserem Strategiepapier jedoch nichts – ersatzweise wird auf Seite 30 ein „zu wenig“ beim Leguminosenverzehr angenommen:

Die Planetary Health Diet empfiehlt einen Pro-Kopf-Verbrauch von 27 Kilogramm Hülsenfrüchten pro Jahr – nach Schätzungen des Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) liegt dieser aktuell bei etwa zwei Kilo.

Eigentlich wäre damit eine gehörige allgemeine Verhaltensänderung angesagt, wären Journalisten und andere „Multiplikatoren“ gefragt. Von der Zerstörung der Zerstörer hatte kürzlich das Küppersbusch-TV gehandelt, dabei fand sich  ein Tipp, wie man auch ohne Anleitungsbuch finanziell unabhängig werden könne:

Ach ja, aufbauen wäre produktiver als zerstören – aber wir haben zu viele Experten und Theoretiker des Bessermachens, Ausreden-Erfinder und Problemverkenner.
Die wenigsten Food-Designer, Rezepteerfinder und praktizierenden Köchinnen und Köche haben die Notwendigkeit, den Verzehr beispielsweise von Linsen anzukurbeln überhaupt „auf dem Radar“ – somit bleibt die Lösung, wo sie ist.

Die Nudel und ihr Verzehr – das ist ein weltweites Phänomen, bei uns meist mit Weizen gehandhabt, doch 1/5 Linsenmehl macht dem Nudelteig nichts aus. Diese Ravioli waren u. A. mit Tofu, Pilzen, Spinat und Weckmehl gefüllt – „Resteküche“ eben.

Wenn die Konsumenten schon jetzt bei Gemüse & Obst sparen (müssen),  ist zu erwarten, dass „Teuerfleisch“ dazu führt, dass relativ noch weniger für Pflanzenkost ausgegeben wird. Alternativ kann die Gesellschaft mit einem digitalen System rationell für eine Verteiluingsgerechtigkeit sorgen, wie sie in früheren schlechten Zeiten umständlich mit Lebensmittelkarten erreicht wurde.
Historisch bewährte Praxis wie die Herstellung einer Fleischbrühe auf  Basis von Knochen hat momentan eine Zwangspause, weil es keine Knochen im Selbstbedienungs-Kühlregal gibt – kann ein Ernährungsminister hier eine Änderung anordnen? Wird die dann auch befolgt oder „bis auf die Knochen“ bekämpft?

Bei der Original-Graphik hatte in der ersten Zeile noch „Wir sind mehr“ gestanden – doch das ist keinesfalls sicher.
„Wer ist „WIR“?“ – das muss sich noch herausbilden. Wir könnten den eingangs erwähnten Schmalhans bekämpfen, der ja von Geizhals, Blender und Protz, Neidhammel und Renommist gefördert wird.Dass es ein Märchen gibt, in dem u. A. ein „Hans Geiz“ vorkommt, könnte in diesem Zusammenhang von Interesse sein. Als Hörspiel gibt es „Hans Fallada | DER GOLDENE TALER | MÄRCHEN | HÖRSPIEL | Nimmer & Mehr“ bei „Nimmerundmehr„, dem Hörverlag in Gründung.

Wir könnten uns an einem Tisch zusammensetzen und Eintopf essen, gern mit einem kräftigen Landwein, Gedankenaustausch betreiben, gemeinsam Projekte fördern, die es verdienen.

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  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
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