12. Ernährungsbericht – Erfahrungsbericht – und wie das Abnehmen langfristig gelingen soll

Heute hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung- DGE ihren  zwölften Ernährungsbericht vorgestellt. Der Wortlaut der Presseerklärung ist am Schluss des Artikels – im Wesentlichen ist alles beim Alten.

Ein Detail, das die Frankfurter Rundschau hervorhob:

Die krankhafte Form des Übergewichts – Adipositas – unter Kinder im Vorschulalter ging um 1,8 Prozent zurück. Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, wertete die Gewichtsabnahme als positives Zeichen und verbuchte sie als Erfolg einer intensiven Aufklärungsarbeit.

Dabei wurde eine Fotostrecke eingefügt:
“Wie das Abnehmen langfristig gelingt”

Vielleicht fällt das ja auch in die Rubrik “intensive Aufklärungsarbeit”, an der Frau Aigner keinen Anteil hat.

1. Schreiben Sie alles auf
Als ersten Schritt empfehlen Ernährungswissenschaftler, ein Tagebuch zu führen. …

Das Ernährungsprotokoll als Empfehlung ist altbewährt. Praktisch ist es allerdings nicht leicht zu finden; die Portionsdiät stellt so ein Formular zur Verfügung.

2. Vorsicht bei tollen Versprechungen
Auch im Internet finden sich viele Hilfsangebote. Diese sind aber nicht immer seriös. „Wenn Versprechungen gemacht werden wie ‚Zehn Kilo in nur einer Woche verlieren’, ist das Humbug“, versichert Nicole Merbach von der Stiftung Warentest. Stattdessen sollte überprüfbar sein, ob das Programm auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert. Außerdem sollte es alltagstauglich sein. Wichtige Fragen sind: Wie viel Zeit kostet mich die Diät? Wie aufwendig ist die Zubereitung der Rezepte? Kann ich die Zutaten leicht besorgen?

Die Portionsdiät folgt den Empfehlungen der DGE. Was Alltagstauglichkeit betrifft: Es gibt viele Beispiels-Rezeptze, die wenig Zeit fordern, und Jeder kann seine eigenen Rezepte einbringen.

3. Diäten sind keine Dauerlösung
Als endgültige und dauerhafte Lösung von Gewichtsproblemen funktioniere kein Diätprogramm, versichert Ernährungsberaterin Anja Bath. Allerdings schränkt sie ein: „Es gibt Diäten, die man als Einstieg nehmen kann.“ Im besten Fall können sie also dabei helfen, die grundlegende Ernährungsumstellung einzuleiten, die Experten für unerlässlich halten.

Das ist zu kompliziert gedacht. Natürlich kann man sich das Prinzip der PD auf Dauer zu eigen machen.

4. Beispiel „Brigitte“-Diät
…… Zum Erfolg sollen Rezeptvorschläge führen, die den täglichen Kalorienkonsum steuern. Zwischensnacks sind nicht mehr erlaubt. Es darf ruhig mal ein Hungergefühl aufkommen. Zwischen den Mahlzeiten sollten vier Stunden Pause sein, …

Rezeptvorschläge sind wohl der Kern bei Brigitte. Die Rezepte sind auf niedrige Kalorienzahl ausgelegt, regen aber kaum dazu an, gewohnte Essen – notfalls sinnvoll abgewandelt –  in die Diät einzubringen.

 

5. Beispiel Weight Watchers
….. Wer mit dem Programm erfolgreich abnehmen will, sollte auch an den Treffen lokaler Gruppen teilnehmen, das steigert die Erfolgsaussichten. Das reine Onlineangebot der Weight Watchers schneidet bei der Stiftung Wahrentest dagegen nur mittelmäßig ab.

Ein Punkt, der zu denken gibt. Aber Selbsthjilfegruppen, die Portionsdiät und Gruppentreffen vereinbaren, sind auch denkbar und machbar, den richtigen Anschub vorausgesetzt.

6. Kein Abnehmen ohne Bewegung
Einig sind sich Ernährungsexperten, dass sich fürs erfolgreiche Abnehmen nicht nur die Ernährung ändern muss. Ausreichend Bewegung sollte die zweite Säule sein. Dabei zählt jeder Schritt. „……

Fehlt noch die Aussage zur dritten und vierten Säule der Diät!

7. Das richtige Sportprogramm

ist dann immer das, was individuell passt.

Sorgen macht mir ein Leserbrief zum Artikel:

… Nachdem die Umverteilung von unten nach oben im vollem Umfang betrieben wurde, wundert man sich heute, dass immer nur die billigsten, und somit meist die ungesündesten Lebensmittel gekauft werden. Auch die Lebensmittelindustrie legt keinen besonderen Wert auf Ausgewogenheit ihrer Produkte. Erst stopft man die Menschen mit dem Müll voll, den man unbedingt loswerden will, dann beschwert man sich über das Ergebnis. Andererseits lebt ja die Wirtschaft davon: Die Lebensmittelindustrie, die ihren Dreck los wird, die Medizin bei der Behandlung der Symptome und Pharmazie beim Verkauf der notwendigen Arzneimittel, wie Blutdruck- und Cholesterinsenker, Was für eine Heuchelei!

Die Dosenravioli und Fertigpizzen mögen nämlich relativ preiswert sein – aber wer in der Lage ist, seine Ravioli selbst zu machen, kommt gegenüber der Dose immer noch günstiger weg. Selbst gemachte Vollkornpizza mit weniger Belag ist immer noch besser als dick Analogkäse auf der TK-Ware. Auf kommunaler Ebene könnte man dafür sorgen, dass die Möglichkeiten zum Gärtner ausgedehnt werden, Low-Budget-Kochkurse – für wenig Geld – könnten hilfreich sein, konstruiktive Veränderungen müssen realisiert werden.

Die dritte Säule der Diät war/wäre die Entspannung, die vierte: Kunst, oder Kultur, Esskultur zum Beispiel.

 

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Wie isst Deutschland? Ergebnisse des 12. Ernährungsberichts der DGE zu Trends im Lebensmittelverbrauch

„Die Deutschen verbrauchen seit dem Jahr 2000 mehr Gemüse. Der Verbrauch steigt um 1,1 kg pro Kopf und Jahr. Diesen positiven Trend begrüßen wir sehr. Er dürfte zu einer besseren Versorgung mit einigen Vitaminen sowie mit sekundären Pflanzenstoffen und Ballaststoffen beitragen.“ So lautet ein Fazit von Prof. Helmut Heseker, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE), zu den Trendanalysen zum Lebensmittelverbrauch im Ernährungsbericht 2012 auf einer Pressekonferenz in Berlin. Dem steht allerdings ein Rückgang beim Obstverbrauch von 800 g pro Kopf und Jahr gegenüber, der Getreideverbrauch steigt mit 1,2 kg nur noch verhalten. „Um das gesundheitsfördernde Potenzial einer Ernährung mit reichlich pflanzlichen Lebensmitteln auszuschöpfen, sollten die Verbraucherinnen und Verbraucher bei Gemüse und Obst sowie Getreide aus dem vollen Korn noch mehr zugreifen“ betont Heseker. So können Menschen dem Ziel näher kommen, täglich 5 Portionen Gemüse und Obst zu essen und mindestens 30 g Ballaststoffe aufzunehmen.

Der Verbrauch von Fleisch ist in den letzten Jahren konstant, lediglich der Verbrauch von Geflügelfleisch steigt um ca. 120 g. Damit essen die Deutschen nach wie vor zu viel Fleisch. Mehr als 300 bis 600 g pro Woche sollten es nicht sein.

Hintergrundinformation

Viele der Trends im Lebensmittelverbrauch in Deutschland, die der Ernährungsbericht 2008 dargestellt hat, haben sich fortgesetzt. Lediglich für den Verbrauch von Getreideerzeugnissen und Frischobst zeigen sich nur noch recht gebremste Anstiege bzw. sogar ein leichter Rückgang. Nach wie vor essen die Deutschen deutlich weniger pflanzliche und mehr tierische Lebensmittel, als die DGE in ihren Orientierungswerten angibt. Pflanzliche Lebensmittel zeichnen sich durch eine geringe Energiedichte aus und liefern gleichzeitig viele Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Ein hoher Verzehr dieser Lebensmittel, also von Gemüse und Obst sowie Getreide in Form von Vollkornprodukten, kann das Risiko für ernährungsmitbedingte Krankheiten wie Adipositas, Diabetes mellitus Typ 2, Bluthochdruck, koronare Herzkrankheiten und Darmkrebs senken.

Der hohe Fleischverbrauch in Deutschland dürfte zwar wesentlich mit zu einer guten Versorgung mit Protein, einigen Vitaminen (z. B. Vitamin A, B1, B12) und gut verfügbaren Spurenelementen wie Zink und Eisen beitragen, Fleisch enthält aber auch unerwünschte gesättigte Fettsäuren, Cholesterol und Purine. Ein hoher Fleischverzehr kann je nach Zubereitungsart durch fettreiche Saucen bzw. Panaden auch eine erhöhte Fettzufuhr bedingen. Dass ein hoher Verzehr von rotem Fleisch das Risiko für Dickdarmkrebs erhöht und auch mit einem erhöhten Risiko für tödliche Herz-Kreislauf-Krankheiten assoziiert ist, ist mit wahrscheinlicher Evidenz belegt. Das sind wichtige Argumente dafür, insbesondere weniger rotes Fleisch – zum Beispiels Rind-, Schweine- und Lammfleisch – zu essen.

Mit dem rückläufigen Verbrauch von Butter und pflanzlichen Fetten, einschließlich Margarine, sinkt der Fettkonsum insgesamt – vor allem im Hinblick auf Übergewicht und Adipositas ist das positiv zu bewerten. Dass insgesamt weniger Streichfette verbraucht werden, ist gut, da damit der Fettkonsum insgesamt sinkt. Da auch weniger pflanzliche Öle verbraucht werden, dürfte das aber das Verhältnis von (mehrfach) ungesättigten zu gesättigten Fettsäuren ungünstig beeinflussen. Deshalb sollten wertvolle Pflanzenöle wie Rapsöl, Walnussöl und Sojaöl bei der Speisenzubereitung verwendet werden, um die für Herz und Kreislauf vorteilhaften mehrfach ungesättigten Fettsäuren aufzunehmen.

Mineralwasser und Erfrischungsgetränke verbrauchen die Deutschen pro Kopf und Jahr immer mehr, und zwar mit einem Zuwachs bei Mineralwasser von 2,9 l und bei Erfrischungsgetränken von 1,1 l pro Kopf und Jahr. Laut NVS II ist Wasser (Mineral- und Leitungswasser) das am meisten getrunkene alkoholfreie Getränk. Die Deutschen kommen damit der Empfehlung entgegen, den Durst überwiegend kalorienfrei zu löschen. Der Konsum von Limonaden und anderen Erfrischungsgetränken ist jedoch zu hoch. Ein hoher Verzehr von zuckergesüßten Getränken geht mit einem erhöhten Risiko für Adipositas sowie für Diabetes mellitus Typ 2 einher. Der Konsum von zuckergesüßten Getränken sollte daher, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, nicht noch weiter ansteigen, sondern deutlich gesenkt werden.

Der Alkoholverbrauch sinkt weiter, wobei Bier mit einem Minus von 2 l pro Kopf und Jahr von dieser Entwicklung am deutlichsten betroffen ist. Dass weniger Alkohol konsumiert wird, ist positiv, denn: Egal, ob Bier, Wein oder Schnaps – Alkoholkonsum zählt weltweit zu den bedeutendsten Gesundheitsrisiken. Etwa 31 % der Männer und 25 % der Frauen weisen laut NVS II eine Alkoholzufuhr oberhalb der als gesundheitlich akzeptabel angesehenen Alkoholmenge auf, die für gesunde Männer 20 g/Tag und für gesunde Frauen 10 g/Tag beträgt.

Pressekontakt:
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Isabelle C. Keller
Tel.: 0228/3776-643
E-Mail: mailto:keller@dge.de
Fax: 0228/3776-800

 

 

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