Blasses Kalbfleisch, Tod in der Sahara – „ausgeweltmeistert“
Geschrieben am 1. Juli 2018 von KPBaumgardt
Kalbfleisch
In der „Weißmast“ – einer eisenarmen Ernährung, bei der das Kalbfleisch „schön“ hell bleibt, gibt es möglichst wenig Rauhfutter, manche Mäster filtern sogar das Eisen aus dem Trinkwasser. Die „Milch“, die die Kälber bekommen, ist in Wirklichkeit eine angemischte Kunstmilch, die Palmöl und Soja enthält. („Text zur Sendung“ am Ende dieses Artikel)
Diese Ernährung und Stress, der durch anregungsarme Umgebung entsteht, verursachen Magengeschwüre, von denen geschätzt 80% der Weißmast-Kälber betroffen sind – eine schmerzhafte Krankheit, die offenbar durch eine legale Mangelernährung mitverursacht ist.
Eisen braucht der Organismus aber auch, um das Immunsystem zu entwickeln – die eisenarm ernährten Tiere sind theoretisch häufiger Antibiotika-bedürftig.
Bei diesen Fakten über die Fleischerzeugung bekommt man immer mehr Lust, sich „fleischlos glücklich“ zu ernähren, wenn das auch in den „bildungsfernen Schichten“ nicht so recht funktionieren will.Auf die Idee zu den sauren Semmelknödeln bin ich auch nicht von selbst gekommen, aber – wenn man es findet – kann man das Rezept ganz kostenlos mitnehmen!
Dass das blasse und geschmacksärmere Fleisch der milchgefütterten Kälber gleichzeitig in der Verbrauchergunst höher liegt und höhere Preise erzielt, ist den Vorlieben der Verbraucher, der Nachfrageseite, zu „verdanken“ – oder ihrer Gewohnheit, denn objektiv heißt „geschmacksarm“ ja nicht „besser schmeckend“.
Fürs Tierwohl wäre es sinnvoller, den Mehrpreis in bessere Haltungsbedingungen, Auslauf für die Tiere etwa, zu investieren.
Überhaupt wäre es angemessen, die Fleischproduktion auf das Maß zu beschränken, das durch die Verfügbarkeit von Weideland gesetzt wird.
Das Gefühl, wenigstens ansatzweise im Einklang mit der Natur zu leben, ist in seiner Bedeutung nicht zu unterschätzen!
Menschen
Wer in der Sahara umkommt, hinterlässt kaum Spuren. Die IOM schätzt, dass für jeden Migranten, dessen Tod im Mittelmeer registriert wird, bis zu zwei in der Wüste ihr Leben verlieren – potenziell 30 000 Menschen oder mehr seit 2014.
Im zitierten Artikel geht es um eine mörderische staatliche Abschiebe-Praxis, die sich unseren Augen entzieht – wenn auch Nachrichtenagenturen und -Dienste unbehelligt von abschirmenden Wolken hochaufklösende Fotos der desorientierten Flüchtlinge in der Wüste besitzen und auswerten (können).
Auch Gerd Müller, Deutschlands Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, hört … [die Geschichten, die Migranten erzählen], als er im August [2016] Agadez (X) besucht. Die Europäische Union unterstützt dort ein Aufnahmezentrum für Migranten, die zurück in ihre Heimat wollen. Weil sie nicht mehr können, weil sie kein Geld mehr haben, weil sie keine Chance mehr auf eine Fortsetzung ihrer Auswanderungsreise sehen. Minister Müller besucht dieses Zentrum und sagt anschließend:
„Also, man sieht erst mal, was Hoffnungslosigkeit bedeutet, wenn man in die Gesichter schaut und mit den jungen Leuten spricht. Sie suchen nichts Anderes als eine Zukunft. Arbeit. Überleben.“
Oh ja, die Europäer helfen auch vor Ort, also in Afrika. Hilfe beim Aufbau eines Grenzschutzes wahrscheinlich. Aber wenig Hilfe, die man essen kann, von Ausnahmen abgesehen – Und ein paar Lastwagen Import-Reis sind für die Nahrungsmittelproduktion vor Ort Gift, wenn Lebensmittelhilfe die Märkte kaputt macht.
„Jedes Jahr werden 22,5 Millionen zusätzliche Arbeitsplätze auf dem afrikanischen Arbeitsmarkt benötigt. Europa hat ein vitales Interesse daran, dass diese junge Generation in Lohn und Brot kommt. Mit den richtigen Investitionen kann dies gelingen. Die EU ist einer der größten Geber von Entwicklungshilfe weltweit. Dementsprechend groß ist ihr Einfluss auf nachhaltige Veränderungen in der Welt. Sie könnte nicht weniger befördern als ein Wirtschaftswunder „Made in Africa“. Davon würde die gesamte Weltwirtschaft profitieren – allen voran die EU, die vor ihrer Haustür einen potenten Handelspartner hätte.“
Der Arbeitsmarkt setzt einen funktionierenden Warenmarkt voraus. Dazu gehört eine Infrastruktur, die Ausbildung in Handelsdingen, vor allem die Fähigkeit, attraktive Waren zu erzeugen. Im Hintergrund wird die „Nachrichtenversorgung“ immer wichtiger – Medien erzeugen Leitbilder, Bedürfnisse – Klimaanlagen im westlichen Stil kann sich Afrika aber nicht im großen Maßstab erlauben.
Auch mit „low-tec“ kann man handelbare Lebensmittel herstellen – und Pilze züchten. (Es gäbe auch bessere Beispiele…)Solche Konserven muss man wenigstens nicht im Flieger transportieren, wie die „Kenia-Bohnen“, diese ökologisch sicherlich widersinnige Mode.
Dem Klima angepasste Formen des (traditionellen) Bauens, der Lebensmittelerzeugung, des Handels brauchen die entsprechenden medial vermittelten Leitbilder. Medienkompetenz fällt nicht vom Himmel, kann man aber vermitteln. Der Aufwand, Nachrichten (und Unterhaltung) zu produzieren, wird von der materiellen Seite her immer kleiner.
Noch scheint es so zu sein, dass afrikanische (kriminelle?) „Fluchthelfer“ ihre Klienten belügen können, was die Chancen ihrer oft qualvollen, tödlichen Reise und die gebratenen Täubchen, die im Zielland auf Wunsch vom Himmel fallen, betrifft. Mit solchen Desinformationen werden Lebensentscheidungen getroffen!
Handelsabkommen müssen auf die Bedürfnisse des erst noch zu schaffenden Arbeitsmarkts abgestimmt sein – der Norden ist auch dafür verantwortlich, Waren aus dem Süden nachzufragen.
Die traditionelle Handwerkskunst hat ein großes Potential, Einkommen zu generieren – dafür braucht es auch die Nachfrage aus dem Norden, müsste die 3.Weltladen-Bewegung vielleicht um den Faktor 100 vergrößert werden.
Europa hat in der Kolonialzeit massiv von der Ausbeutung der Kolonien profitiert, und Strukturen geschaffen (zum Beispiel Häfen, Eisenbahnlinien), die verfallen. Heute haben wir nicht einmal eine social-Media-Infrastruktur anzubieten, installieren hierzulande Solaranlagen, die elektrische Wäschetrockner befeuern, die mit dem gleichen Kapitaleinsatz in Afrika ganze Ortschaften mit Strom für Daten-Kommunikation und essentielle Aufgaben sinnvoll versorgen könnten.
In Deutschland besteht im „Kampf gegen die Fluchtursachen“ eine deutliche Tendenzen zu Abschottung und Zurückweisung, um die Ur-Deutschen vor Überfremdung zu schützen auf der einen Seite, ein schlingerndes „Wir könnten das immer noch schaffen und dabei human bleiben oder Lager des Ankerns (der Anker gilt als Symbol für Halt und Vertrauen) bauen“ auf der anderen.
Saurer Chinakohl mit Sauermilchkäse – keine Angst, das hat keine negativen Auswirkungen auf den Gemütszustand!
Mythos Deutschland in der Kernschmelze der Journaille?
“ … das politische Chaos … nach einer Scheidung von CDU und CSU … [wäre] jenen egal oder sogar recht …, die hoffen, dass der Kernschmelze die Sintflut folge. … Die Lust auf Zerfall und Zerstörung ist auch in diesem Land wieder erschreckend groß geworden.“
Das war so ein Moment, in dem ich fast wieder zu einem Buch von Erich Fromm gegriffen hätte – „Anatomie der menschlichen Destruktivität“ – was mich davon abhielt war der starke Verdacht, dass „die FAZ“ doch bloß mal wieder zu den journalistischen Leuchtfarben gegriffen hat, anders gesagt: dramatisiert, weil auch kluge Köpfe das Drama lieben.
Der Sittenverfall, unsere Diskussionskultur betreffend, erinnert an eine Lawine, die, einmal losgetreten, nicht mehr leicht zu bremsen ist – im Gebirge kennt man das Problem, und vielleicht drückt sich hierin auch die Angst aus, die entsteht, wenn ständig neue Unwetter Dörfer oder Städte überschwemmen, Folgen des Klimawandels, mit dem wir nie gerechnet haben, aber rechnen müssen.
Vor lauter Lust an der Panik wird dann aus dem Nicht-mehr-dabei-sein-beim-Kampf-um-den-Fussball-Weltmeistertitel „der Deutsche Untergang„.
Nein – Deutschland ist nicht untergegangen, sondern hat bloß eine eher unwichtige Frage beantwortet:
Natürlich hat die Feststellung „Ausgeweltmeistert“ oder „Der deutsche Mythos ist beendet“ keine Entsprechung zum „Kampfbegriff Lügenpresse“ – dadurch ist Deutscher Qualitätsjournalismus aber längst kein reiner Quell der Wahrheit und Weisheit, sondern es gibt auch ein ungutes Quantum an Dummheit, Unverständnis, eine Unfähigkeit, anders als linear zu denken – was ich gelegentlich schon selbst erfahren musste:
„Kvass“ hier noch einmal als Ansatz, mit Ingwer-Gelbwurzelteebeuteln und getrockneten Aprikosen…
Da schrieb mal Eine zum Jahresanfang über „Diät und Abnehmen„, weil das Thema Anfang Januar ins Blatt gehört („Tradition“), und meinte, auch den Bloggern Gehör verschaffen zu müssen, brachte die Formulierung
„Blogs
Genauso, wie es Unmengen Blogs zum Thema Essen, Trinken und Genießen gibt, machen sich auch die Freunde von viel Sport und wenig Essen im Internet breit, zum Beispiel der Fressnet-Blog.“
zustande.
Auch damals hat es auf diesem Blog recht wenig zu Sport gegeben, mehr zum Versuch, gesunde und leckere, auch innovative und nachhaltige Rezepte zu entwickeln oder das Hinterfragen des gesellschaftlichen Wahns namens Diätenwahn – die knappe Spitze als öffentliche Verleumdung allein kann schon genügen, einen Blogger sprachlos zu machen.
„Breit“ machen sich nach solcher Journalisten-Ansicht nicht sie selbst, sondern immer nur die Anderen, notfalls mit Rezepten für Brotaufstrich – und den gibt es noch nicht einmal geschenkt…
Auf den Artikel von Lea Hampel war ich übrigens bei der Suche nach „Diät-Pyramiden“ gekommen; denen stehen Teile der Ernährungsberatung und -Medizin inzwischen skeptischer gegenüber; „Die klassische Ernährungspyramide, an die wir uns dunkel aus dem Bio-Unterricht erinnern, gibt’s bei brigitte.de zum runterladen“ hatte Hampel angemerkt – wozu man/frau sich das antun soll, hat sie nicht verraten.
Ob die Idee, die gesunde Ernährung mit dem abstrakten Modell einer Pyramide, eines exotischen Bestattungs- und Kultgebäudes, zu versinnbildlichen … optimal ist?
Das hatte ich schon vor mehr als 10 Jahren gefragt – als Außenseiter, der mit einer kritischen Meinung leicht Außenseiter bleibt…
„Pelmeni“ aus der deutschen Mautaschenfabrik – „etwas russisches braucht man ja dann und wann“ 😉
Mittlerweile ist auch im Ärzteblatt von „obsoleten Ernährungsempfehlungen“ zu lesen – wenn es denn gelesen wird – die Krankenkassen bestimmen über ihre „Zentrale Prüfstelle Prävention“ diese (veralteten, obsoleten, nicht der Wisseschaft/Heilkunde entsprechenden) Ernährungsempfehlungen…
Ich darf hier noch auf einen eigenen Artikel hinweisen:
Pelmeni
Anlässlich der Fussball-Weltmeisterschaft kann/konnte man zum Austragungsort passende Fertiggerichte erstehen, etwa die Maultaschenähnlichen Pelmeni – die sind aber auch mit wenig Schwierigkeiten zu Hause machbar, wie Roxanas Video-Vorführung zeigt, oder auch das Rezept mit Schritt-für-Schritt-Anleitung im Russland-Journal, das auch eine Geschichte über die Herkunft der Pelmeni enthält:
Kalt schmecken sie nicht so gut, aber frisch angebraten… (und vermutlich 98,39% aller Russen glauben, das wäre eine originär russische Speise).Pelmeni (russisch: пельмени) heißt eine russische Nudel-Spezialität mit Fleischfüllung. Dieses Gericht stammt aus Sibirien und war eine beliebte Speise der Kutscher auf ihren langen Reisen durch das riesige, kalte Land. Die Pelmeni wurden zu Hause vorbereitet und eingefroren. So hatte man sie entweder stets vorrätig oder konnte sie auf eine Reise mitnehmen. Unterwegs brauchte man nur ein Feuer zu entfachen, einen Kessel mit Wasser aufzuhängen beziehungsweise etwas Schnee zu schmelzen und die Pelmeni darin zu garen. In den harten Wintern in Russland war diese warme, gut sättigende Speise ein wahrer Segen.
Armes Kalb – Abfallprodukt der Milchindustrie?
Auch die „Turbo-Milchkühe“ in Deutschland sind dem Naturgesetz unterworfen. Haben sie nicht gekalbt, liefern sie auch keine Milch. Doch was passiert mit dem männlichen Nachwuchs, der mit den ebenfalls mittlerweile hochgezüchteten Nutztierrassen, die als Fleischlieferanten bevorzugt werden, nicht mehr konkurrieren kann? Dieser Frage geht Fabian Sabo in dieser „45 Min“-Dokumentation nach. Ein kräftiges Bullenkalb bringt dem Milchbauern um die 80 Euro, ein schwächeres gerade einmal zehn bis 20 Euro, wenn er es verkauft. Bei Aufzuchtkosten von rund 130 Euro pro Tier ist das ein glattes Verlustgeschäft. Kein Wunder, dass Kälber zum unerwünschten Abfallprodukt verkommen, wertlos, hilflos und schutzlos. Manche Bauern lassen schwächere Kälber aus schierer Existenznot einfach verenden. Eine ehemalige Landwirtschaftsgehilfin sagt aus, dass sie angewiesen wurde, den Tieren kein Wasser mehr zu geben, damit sie verdursten: „Das Sterben und das Stöhnen der Kälber, das ist grauenhaft!“ „45 Min“ besucht Bauern, die sich anders verhalten. Sie versorgen ihre Kälber gut, wissen aber auch nicht, wie es wirtschaftlich weitergehen soll. Denn je niedriger der Milchpreis ist, desto mehr Milch müssen die Bauern produzieren. Und noch mehr Milch heißt noch mehr Kälber. Ein Teufelskreis. In der Schweiz hat man einen Ausweg aus dem Dilemma gefunden. Dort ist die industrielle Massenmästung auf dem Rückzug, artgerechte Haltung auf dem Vormarsch. Denn dort sind Verbraucher zunehmend bereit, mehr Geld für Milch und Fleisch zu bezahlen. …
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