Ohne Essensgeld im Speisesaal?

Das bekannte Altmaier-Zitat

„Essen ist immer politisch – aber Essen darf nicht zum Lebensinhalt werden“

ziert neuerdings die Speisenkarte im Bundeswirtschaftsenergieministerium, wo „der Peter“, wie er von FreundInnen manchmal zärtlich genannt wird, dafür gesorgt hat, dass aus „Kantine“ wieder das programmatische „Speisesaal“  geworden ist 😉

Tafeln hält Leib und Seele zusammen, gemeinsam zu speisen schweißt Familien oder Mannschaften zusammen, und wer da behauptet „Ich kann mit dieser oder jener Person nicht mehr zusammen essen“ zerschneidet das Tischtuch, hat ein ökotrophologisch-soziales Problem oder, anders gesagt: Keine Manieren.

Spitzkohlsalat mit Essig-Öl-Marinade – eine Vorspeise, die präbiotisch-sinnvoll ist.

 

Beim gemeinsamen Speisen am runden oder eckigen Tisch sollten keine problematischen Tischgesprächsinhalte den Essgenuss schmälern – wer nicht zusammen arbeiten kann, muss auch  nicht die Füße unter einen gemeinsamen Tisch strecken.

Andererseits gibt es – bei geschiedenen Eltern oder auch Geschäftsinhabern – Gründe, trotz Scheidung sachgebiets-bezogen weiterhin zusammenzuarbeiten. Es hat ja jeder weiterhin seinen Teller, nicht aus einem Topf essen zu müssen, sollte solche Problemfälle trösten.

 

Konkret geht es  immer noch um Seehofers unselige Aussage „Ich kann mit dieser Frau nicht mehr zusammenarbeiten“.

 

„Scharf“ kann zugleich schön sein!

 

Wenn einer so eine Aussage trifft, ohne Konsequenzen zu ziehen, ohne Entschuldigung und ohne sich um Verbesserung zu bemühen – da kommt der Verdacht auf, dass etwas (ober-) faul ist.
Als Blogger darf ich so eine Aussage parodieren  („Mir wird das … zu viel. Ich kann mit diesen Leuten nicht mehr arbeiten ;-) „)
– wenn dieser Ungeist Andere ansteckt, leidet der „Common Sense“, der Sinn für Gemeinschaft schwindet dahin wie ein Wasserreservoir in der Wüste, wenn es jahrelang nicht mehr regnet.

Nur, weil in der Brühe Mini-Maultaschen und Champignons schwimmen, ist das noch längst keine Hochzeitssuppe 😉

 

Einen Artikel von Saskia Esgen mit dem Titel „ich-kann-mit-diesem-mann-nicht-mehr-arbeiten“ habe ich deshalb mit Befremden zur Kenntnis genommen – die Abgeordneten, die uns zum Wohl des Volks – gut entlohnt, mit eigener Diäten-Erhöhungsbefugnis – repräsentieren, haben schließlich eine Vorbildfunktion, und wenn einer sich schlecht benimmt, darf das doch kein Grund sein, mit gleicher Münze zurückzuzahlen – oder?

 

Die CSU verhält sich skrupellos

Etwas Gutes hat die Eskalation im Streit zwischen CDU und CSU:   Sie legt offen, dass das im Kern kein Kampf um die Flüchtlingspolitik mehr ist, sondern ein Kampf um die Macht – skrupellos geführt wie wenige in den vergangenen Jahren, gefährlich nicht nur für die Koalition, sondern auch für den gesellschaftlichen Frieden und für Europa sowieso.

Doof ist nur, dass der Kampf um die Macht, der trotzige Aufstand gegen Elternfiguren („Mutti“ und „Opi“), die demagogisch-lustvoll  als verbrannt bezeichnet werden, kein Kampf um die bessere Politik ist, sondern im Erfolgsfalle nur „neue“ Machthaber hervorbringt, Rechthaber, Durchsetzer ihrer „Machtbalance“, die unsere Gesellschaft von ausgewogener Verteilung und sozialer Gerechtigkeit und Teilhabe weiter denn je entfernen wird.
„Alle Macht geht dem Volke aus“ – Autokraten und Mitläufer fänden das gut.

Subventionen und Steuervorteile versickern reichlich, ohne dass Alternativen gefördert würden; ob bei Stahl- oder Agrarsubventionen oder beim „Baukindergeld“:
Das geht nach dem Motto „Wer hat, dem wird gegeben“, plakativ gibt es auch wenige neue Chancen und der vorzeitliche Wahlslogan „Keine Experimente“ gilt untergründig nach wie vor.

 

Das „Etwas“, das sich von unten links in die Bildmitte schiebt, ist die (längst nicht kartoffelgroße) Kurkuma-Knolle, die hatte im späten Frühjahr durch Austreiben angedeutet, dass sie wachstumswillig ist 😉

 

Die Kritik am „bajuvarischen (?)“ rechts-gestrigen Geschwafel vom „…Weltsozialamt, von Asyltouristen, die hier Asylgehalt bekommen“ könnte Saskia Esken noch auf eine italienische Politik ausweiten, die Rettungsschiffen italienische Häfen versperrt.
Das erntet unter  der heutigen Stimmungslage doch nur die hämischen Bemerkungen, dass kein Flüchtling gezwungen ist, sich Schleusern anzu“vertrauen“ und „wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um.“

 

Es fehlen

  • die links-progressive globale Perspektive,
  • die internationale Vernetzung,
  • Gleichberechtigung und maßvolle Hierarchien,
  • die allgemeine gegenseitige Unterstützung,
  • der freie, von Scheuklappen unbehinderte Rundumblick
  • das Zusammengehörigkeitsgefühl derer, die sich für fortschrittlich, aber höchst selten für zuständig halten,
  • Ein gewisses Niveau jenseits der stoischen Grundhaltung „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht“:

 

„“Urban gardening?“ Das sind so grün-romantische, kleinbürgerliche Vorstellungen, symbolistische Verkrampfungen – das kann machen, wer will, hat aber nichts mit Politik oder Politikwechsel zu tun und wir machens wie die Radieschen – rot nur von außen!“

 

Zugegeben, der Witz ist eigentlich schon tot, wie auch das Folgende:

Wenn nun vielen Arbeitslosen das Geld fürs Essen fehlt, wird der Leitspruch „Wohlstand für alle“ „aktueller denn je“, muss jeder  „… tun, was er am besten kann. Ohne Fleiß, kein Preis. Niemand darf über seine Verhältnisse leben. Wer Fehler macht, muss daraus lernen – und alle helfen mit.

Wenn niemand über seine Verhältnisse leben soll, gilt das auch fürs „unter seinen Verhältnissen leben“, denn, dass jeder tut, was er kann, kann schließlich nicht bestritten werden.
Und unbestritten muss Leistung sich wieder lohnen. Wer „nichts“ leistet – dem fehlt die Aufgabe, oder dessen Leistung wird verkannt.

 

Wer – auch ohne über Geld zu verfügen – selbst kocht, Reste verwendet und Abfall vermeidet, kann, da er ja Zeit genug hat, preisbewusst in fünf unterschiedlichen Geschäften die Sonderangebote zu ergattern, täglich vollwertig, gesund und warm essen – so der Kommentar-Tenor. 

 

Das Schöne am Artikel übers fehlende Essensgeld waren, wie gesagt,  die Leserkommentare – Voller Belehrung und Besserwisserei, Fachkompetenz und Aneinander-Vorbeigerede. Die Geschichten von 1001 Nacht sind demgegenüber viel wohltuender. Mein favorisierter Kommentar:

Der Kleinbürger (unmündiger und hilfloser Mensch, der seine politischen und gesellschaftlichen Rechte kaum wahnehmen kann)  soll  sich mit dem Spießbürger (uninteressiert am Einfluss unterschiedlichster Interessengruppen in einer komplizierten Gesellschaft) darauf einigen, egoistische Ziele aufzugeben:

„Für unsere Gesellschaft gibt es noch einiges zu verbessern, damit sie gerecht und lebenswert bleibt und sich ständig verbessert!“

Genau! Bis das sich bewahrheitet, wird noch viel Wasser den Main herunterfließen, oder am Brunnen plätschern…

 

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