Die Männer-Diät als Blitzkrieg im Focus
Geschrieben am 10. Februar 2009 von KPBaumgardt
Wenn ein studierter Pysiker mit einer Weight-Watchers-Funktionärin über spezifisch männliches Abnehmen spricht, kann es passieren, dass der „Interviewer“ sich zum Stichwortgeber degradiert.
Das Focus-Interview mit Karen Miller-Kovach, der „wissenschaftlichen Leiterin“ von Weight Watchers wirkt schon arg unkritisch, und Fragen nach Alternativen zum „Abnehmen nach Punkten“ suchen wir vergeblich.
Zwar erfahren wir, dass der Konzern jährlich etwa vier Mrd. Dollar umsetzt, aber nicht, wieviel davon wieder in die Werbung gepumpt wird, und wieviel davon als Gewinn ausgeschüttet wird; es bleibt offen, welchen Mehrwert die Kursteilnehmer erhalten, es bleibt offen, welchen Schaden sie möglicherweise erleiden: Womöglich hätte man vor dem Interview bereits über den Jo-Jo-Effekt bei recherchieren müssen, und sich nicht mit einer Aussage wie
Wir haben … nachgewiesen, dass die Teilnahme an unseren Treffen die Erfolgsrate deutlich verbessert. Der Gruppeneffekt und das Coaching verhindern, dass die Leute in problematischen Phasen ihre Diät frustriert abbrechen. Wir konnten auch nachweisen, dass Weight-Watchers-Teilnehmer, die jede Woche zu den Kursen kommen, nach zwei Jahren dreimal mehr Gewicht abbauen konnten, als in einer Do-it-yourself-Diät.
begnügen.
104 „Meetings“ ohne Unterbrechung – schafft das überhaupt irgendwer?
Interessant wäre auch die Frage, wie eine erfolgreiche Gewichtsabnahme in Eigenregie ausschaut – doch eher so, dass es da tausend Möglichkeiten gibt, die je zum Probanden passen.
In Eigenregie, oder „selbstgemacht“ bzw. „Marke Eigenbau“ wäre auch immer noch das Abnehmen mit Hilfe einer Selbsthilfegruppe, das aber wird nicht wissenschaftlich untersucht, und es wird nicht untersucht, warum es nicht untersucht wird.
Dass Männer nicht gerne über „Diäten“ sprechen, ist so neu nicht; dass sie jetzt auch ins Visier für „neuartige“, angepasste „Männer-Diäten“ genommen werden sollen – vielleicht wird ja auch daraus noch ein erfolgreicher Geschäftszweig; vielleicht etabliert sich demnächst eine „Focus-Männer-Diät“ neben der „Brigitte-Diät“, oder Männer lassen sich so weichklopfen, dass sie sich „freiwillig“ zur Teilnahmen an einem „Computer-Coaching“ bereit erklären?
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Abgelegt unter: Abnehmen, Nachhaltigkeit, Wissenschaft und Forschung | 6 Kommentare »
Habe gerade bei Weight Watchers angerufen. Hat keiner abgenommen. 😉
Die Männer-Diät gibt’sdoch schon, die nennt sich nur anders: Atkins-Diät.
Spaß beiseite: Ich halte weder etwas vom weightwatchen, noch anderen Diäten. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung finde ich wichtiger. Im Alter ein kleines Bäuchlein? Na und! Das ist hormonell bedingt normal und laut einigen Untersuchungen auch gesünder, als gertenschlank zu sein. Passt natürlich überhaupt nicht zum „Mainstream“.
Wenn sich niemand meldet, sind die Weight-watchers ExpertInnen gerade mit wissenschaftlichen Forschungen und Marktbeobachtungen beschäfdtigt – das ist dann wichtiger als die Frage, wieviele Punkte Olivenöl hat 😉
Das kleine Bäuchlein allein ist betstimmt kein Problem, wenn physisch und psychisch alles stimmt und die Bewegung nicht zu kurz kommt.
Problematisch sind die Fälle, die um das metabolische Syndrom herum gruppiert sind, oder wo es schon zugeschlagen hat – leider nicht zu wenige, und durchaus nicht ohne Gefahren.
Habe ja nicht behauptet, dass sich niemand gemeldet hat …
Natürlich meinte ich nicht die Menschen mit BMI jenseits der 35, sondern diejenigen ab Mitte 40, die statt Waschbrett- eher Waschbärbauch haben. Nichts wirklich Bedrohliches, also.
Die Erfahrungen mit WW sind durchaus unterschiedlich, gemeinsam ist aber fast allen, der Frust mit der Punktezählerei. WW ist nichts anderes als ein Unternehmen, das auf Profit aus ist, und sich dabei der Abnehmhysterie bedient.
@Mike
Dem Einen hilft sowas wie WW und dem Anderen nicht. Es ist doch individuell nutzbar. Es muss ja keiner zu WW gehen. Ich hab das auch lieber alleine mit meiner Frau gemacht und es hat funktioniert.
—
wollt Ihr auch endlich Frühling ❓
http://balschuweit.de/blog2/2009/02/11/bitte-mitmachen-wir-wollen-fruehling/
@ Lutz: Wie weit das wirklich hilfreich ist, lässt sich erst einige Monate nach Beendigung dieser Aktionen feststellen. Mitunter auch erst nach Jahren. Langzeitstudien zu WW gibt es meines Wissens nicht. Aber den JoJo-Effekt, den gibt es. Wenn also keine Ernährungsumstellung auf immer und ewig erfolgt, dann ist das Punkte zählen sinnlos, und hilft nur WW.
Es stimmt, dass das jeder für sich entscheiden kann und soll. Allerdings wären unabhängige Entscheidungshilfen – wie dieser Blog zum Beispiel – hilfreich, und die gibt es zu wenig.
Ach, und Frühling will ich auch 🙂
[…] Argumentationslinie ist die gleiche, wie sie im Focus-Interview die Weight-watchers “Spezialistin” vertreten hat: Männer mögens kräftig, lieben […]