Lebensstiländerung durch intelligenten Magenballon – Magensonde! Markteinführung in D
Geschrieben am 1. April 2009 von KPBaumgardt
Das „Magen-U-Boot„, das hier bereits im Dezember des Vorjahres vorgestellt worden ist, kommt pünktlich zum vegetativen Frühlingsbeginn auf den deutschen Markt. Das verschreibungspflichtige High-Tec-Abnehmehilfe verspricht,
anders als herkömliche Diäten, eine Unterstützung der natürlichen Kognition, also ein Bio-Feedback zwischen Darm- und Stammhirn.
Die Funktionsweise
Die “NIPOSTOSEN” genannte Magensonde (Nippon Stomach Sensor – japanische Magensonde) bezieht ihre Energie über Piezo-Elemente, die aus den Bewegungen der Magenwand elektrischen Strom gewinnen.
Haarfeine, ultragenaue Rezeptoren für die jeweiligen Bestandteile des Speisebreis, der sich im Magen befindet, werden von einem leistungsfähigen Mini-Computer aufbereitet und per Blue-Tooth an das kommunizierende Patienten-Handy weitergeleitet, auf dessen 3-D-Display der Patient sich informieren kann, wie viel Energie er schon zu sich genommen hat, ob ihm irgendwelche Nährstoffe fehlen, und was er gegebenenfalls noch zu sich nehmen sollte.
des Geräts hat auch den Philosophen Peter Sloterdijk begeistert, der nun seiner Abhandlung zur Rettung der Welt „Du musst Dein Leben ändern“ für die nächsten Auflagen das Kapitel „Wenn Du denkst, Du musst Dich überall durchfressen, hast Du falsch gedacht“ anfügen will.
Sloterijk in einem telefonischen Interview:
Wie das 20. im Zeichen der Reflexivität, sollte die Zukunft sich unter dem Zeichen des Exerzitiums präsentieren. Wir können uns aber von der lebenserhaltenden Technik nicht mehr befreien, also müssen wir sie nutzen.
Auch „Abnehmen und Diät“ sei eine jener Operationen, durch welche die Qualifikation des Handelnden zur nächsten Ausführung der gleichen Operation erhalten oder verbessert wird, sei sie als Übung deklariert oder nicht.
Und dabei sind, nach Meinung des Philosophen, auch technische Hilfsmittel legitim, ist doch die Technik, Teil der („zweiten“) menschlichen Natur, legitim:
“Wenn aber der Mensch tatsächlich den Menschen hervorbringt, so gerade nicht durch die Arbeit und deren gegenständliche Resultate, auch nicht durch die neuerdings viel gelobte ‘Arbeit’ an sich selbst, erst recht nicht durch die alternativ beschworene ‘Interaktion’ oder ‘Kommunikation’: Er tut es durch sein Leben in Übungen: Beim Bloggen, beim Frühstück, im Schlaf und beim Beischlaf“.
Wenn die Rückkehr der Religion verwehrt ist: “Weil es keine ‘Religion’ und keine ‘Religionen’ gibt, sondern nur mißverstandene spirituelle Übungssysteme”, sei die Hinwendung zur auch technisch vermittelten Selbst-Übung (Diät) ein vielleicht tröstlicher, und nicht zu verachtender Impuls des „Menschen, der von seinen Hoffnungshegern verlassen ist.“
Nur noch in der Technik finde der so verlassene Mensch, zur praktizierten Laienphilosophie verdammt, und in Sloterijks Büchern, eine „Krücke“ auf seinem sinnlosen Lebensweg.
Sloterdijk signiert heute Mittag die ersten hundert Magensonden in der Berliner Centralapotheke.
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