Geschrieben am 27. Juli 2008 von KPBaumgardt
Die Hoffnung
… auf ein Nahrungsergänzungsmittel, das – entgegen allen bisherigen Erfahrungen – doch als Fettverbrenner wirkt und ein Abnehmen ohne Mühe möglich macht, keimt immer wieder einmal auf:
So ist bei der Rheinischen Post – leider ohne Quellenangabe – zu lesen:
Neue Hoffnung knüpfte sich an die Nachricht, das entzuckerte Fruchtmark des Johannisbrotkernbaums (Carob) könne bei gesunden Menschen kurzfristig zu einer Senkung der Blutfettwerte bei gleichzeitiger Ankurbelung der Fettverbrennung führen.
Beim Deutschen Institut für Ernährungsforsachung (DIfE) (dem Institut, das auch über die Wirkung des grünen Tees geforscht hat) findet sich eine Pressemitteilung über Studien zu Carob
Inhaltsstoffe des Johannisbrotbaum-Fruchtmarks (Carob) senken kurzfristig Blutfettwerte und kurbeln die Fettverbrennung an
Das entzuckerte Fruchtmark des Johannisbrotbaums (Carob) ist reich an unlöslichen Ballast- und sekundären Pflanzenstoffen. Sein Verzehr kann bei gesunden Menschen zu einer kurzfristigen Senkung der Blutfettwerte beitragen und gleichzeitig die Fettverbrennung ankurbeln.
Die Pressemitteilung stammt vom 18.05.06; anschließend hat man nicht weiter geforscht.
Ein Erfahrungsbericht zu herkömlichem Carob-Pulver findet sich im „Forum Adipositas“ – mit einem ernüchternden Ergebnis und der vollkommen berechtigten Frage:
wie entzuckert man eigentlich Carobpulver, ohne dass man andere, vielleicht empfindliche Bestandteile des Fruchtmarks dabei verliert oder zerstört? Carob enthält wirklich verdammt viel Zucker. Wenn man die getrockneten Schoten aufbricht findet man überall Nester von glitzernden, kandisbraunen Zuckerkristallen. Zwar lecker, aber – hier leider etwas sehr kontraproduktiv.
Im Allgemeinen wird man z.B. bei einem Frucht-Shake tatsächlich nicht viel mehr als 2-3 Teelöffel Carob zugeben und damit deutlich unter der von den Potsdamern „verordneten“ Menge bleiben; der Carob-Zucker ist, so lange er ansonsten verwendeten Zucker ersetzt (z.B. beim Backen) kein wesentliches Problem.
Anwendung und mögliche Wirkung
Über die Verwendung von Carob lesen wir bei Wikipedia:
… dient Johannisbrotkernmehl als Backhilfsmittel in glutenfreiem Brot. Akute Ernährungsstörungen, Verdauungsstörungen, Durchfallerkrankungen, Erbrechen, Colitis und Zöliakie sind Anwendungsgebiete für Diätprodukte aus dem Samenmehl. Außerdem sind ein hoher Cholesterinspiegel, Diabetes mellitus und Fettsucht möglicherweise mit Johannisbrotkernmehl zu behandeln.
Ein aus dem Kern isolierter Stoff senkt erwiesenermaßen sowohl den Blutzuckerspiegel als auch den Cholesterinspiegel und wirkt gewichtsreduzierend.
Johannisbrotkernmehl wirkt bei einer Überdosierung leicht abführend und vergrößert durch sein Quellvermögen den Darminhalt. Es … kann in Einzelfällen Allergien auslösen.
Da haben wir wieder den ominösen Extrakt, der aber auch im Regal des Naturkostladens nicht auf seine Käufer wartet:
Kein Hinweis auf Regulation von Diabetes oder Übergewicht, aber der Hinweis, dass „… der Geschmack von Carob völlig eigenständig und im Grunde nicht mit dem von Kakao vergleichbar“ ist.
Das berücksichtigt man spätestens, wenn man das Carob-Pulver einmal gekostet hat.
In Diabetikerkreisen wird die Diabetes-senkende Funktion des Carob sogar geleugnet:
Q:
I read that carob powder can help control type II diabetes. Is this so and how?
A:
I don’t believe I’ve ever heard this one. Carob, St. John’s Bread, is used as a chocolate substitute, particularly for those people allergic to chocolate. Also, there’s no caffeine in carob. In powder form, both carob and chocolate, unsweetened, will not raise blood sugar in normal amounts. As a candy, carob is just as high in fats and sugars as chocolate.
Solche Antworten ermuntern natürlich nicht zu eigenverantwortlichem Handeln, etwa der Suche (oder Forderung) nach einem entzuckerten Carobextrakt.
Carob kann in Magen und Darm noch weiter aufquellen, sättigt so zusätzlich – das ist doch eine positive Funktion, die man nicht verschweigen sollte.
Die Erforschung gesundheitsförderlicher Wirkungen des Johannisbrotbaummehls (Carob) wurde nach vielversprechenden Anfangsergebnissen aus unbekannten Gründen eingestellt.
Die vorliegenden (erreichbaren) Publikationen sind für eindeutige Empfehlungen zu vage.
Die Möglichkeit, Mehl und Stärke durch ballaststoffreicheres und kalorienarmes Johannisbrotkernmehl oder Guarkernmehl zu ersetzen, ist kaum bekannt und entsprechend treffen entsprechende Empfehlungen auf Skepsis. |
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