Skandal um Überraschungsei: Vorbei

Anfang August d.J. gab es recht merkwürdige Schlagzeilen, wonach das Überraschungsei verboten werden sollte. Ausgangspunkt war eine Stellungnahme der Kinderkommission des Deutschen Bundestages (vom Wortsinn her eine Kommission, die sich aus Kindern zusammensetzt?):

Sicherheits- und Gesundheitsrisiken für Kinder im Alltag minimieren!

Die Kinderkommission hatte also unter anderem gefordert:

  • Einführung einer Fahrradhelmpflicht
  • Keine Koppelung von Nahrungsmitteln und Spielzeug
  • Gewicht von Schulbüchern durch Verwendung von leichtem Papier (Paperback statt Hardcover) reduzieren.

Mit der kulturellen Wertschätzung des Buches wird es hier nicht allzu genau genommen, aber auch das Überraschungsei als Kulturträger blieb doch merkwürdig ungewürdigt.

Schließlich sind es oft wahre Kunstwerke, die sich in der gelben Plastikhülle, die von Schokolade umhüllt ist, verbergen. Sinnvoller wäre da doch die Forderung nach mehr Transparenz beim Figurenverkauf gewesen. Schade, dass die Kinderkommission kein Blog hat. Sonst könnten wir sie per Trackback benachrichtigen. Immerhin – einen elektronischen Briefkasten gibt es.

Die Überraschungseier-Figuren als Kulturträger

Recht bald kam es zu neuen Schlagzeilen, die von der mangelnden Durchsetzungsfähigkeit der gestellten Forderung künden:

Kein Überraschungsei-Verbot – Politikerin rudert zurück

Die Forderung war relativiert worden; die

FDP-Bundestagsabgeordnete Miriam Gruß hat versichert, dass kein Verbot von Überraschungseiern für Kinder geplant sei. Vielmehr gehe es um einen „expliziten Hinweis auf die Gefahren bei Kleinspielzeugen“, die kombiniert mit Lebensmitteln angeboten würden und für Kleinkinder eine Erstickungsgefahr bergen könnten, erklärte Gruß.
Sie relativierte damit eine unter ihrem Vorsitz erarbeitete Empfehlung der Bundestags-Kinderkommission von Ende Juli.

Und „weiterhin richtet die Kommission einen Appell an die Eltern, darauf zu achten, was ihre Kinder konsumieren.“

Als Ob Eltern das nicht schon längst machten. Sie kaufen Mineralwasser, das für die Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet ist, und wählen anhand der Angaben auf dem Etikett aus.
Wird Flüssigbrei verkauft, steht auch auf dem Etikett, wie gesund er doch sei, meldet die Kinderkommission sich nicht zu Wort.

Später kaufen die bestmöglichen Eltern die geeignete Schokolade für ihre Kinder nach den gleichen Auswahlkriterien. Es gibt jetzt auch – nicht umsonst – „Croissants“ mit dem Aufdruck „Kinder-Croissant“.

Ja, das muss schon ein merkwürdiges Volk sein, das solche Appelle braucht. Bei seinen Politikern nutzen irgendwelche Ermahnungen wahrscheinlich gar nichts mehr.

 

 

 

Narzissmus und Diät
Alles im Lot?


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Ein Kommentar zu “Skandal um Überraschungsei: Vorbei”

  1. […] dereinst die Kinderkommission des Bundestags gefordert. Und zwar völlig zu Recht: Die Entkoppelung von Essen und Spielzeug bezieht sich auch […]

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