Julie und Julia – Kochbücher, Schicksale
Geschrieben am 6. September 2020 von KPBaumgardt
Julia Child ist eine lebensfrohe Amerikanerin, die 1949 nach Paris kommt. In einer Kochschule entdeckt sie ihre Leidenschaft für die französische Küche und schreibt kurzerhand ein Kochbuch. Fünfzig Jahre später beschließt die 30-jährige Julie, in einem Blog übers Kochen zu schreiben … – Zwei Frauen, zwei Zeitebenen – eine Leidenschaft. Köstliche Komödie (2009) von Nora Ephron.
So die Ankündigung bei Arte – und leider gibt es den Film nicht in der Mediathek.
… Julia Child … war mehr als eine erfolgreiche TV-Köchin und Kochbuchautorin: Sie brachte die Finesse der französischen Küche in die USA und machte die Haute Cuisine im Land der unbegrenzten Möglichkeiten populär. … Julia Childs Kochbuch „Mastering the Art of French Cooking“ wird zum Bestseller und die exzentrische Autorin und TV-Moderatorin revolutioniert die amerikanische Kochkultur.
Die „Film-Julia“ in Aktion
Die „Film-Juilie“ bei der Arbeit.
Neuen Schwung im Leben wünscht sich rund 50 Jahre später auch Julie Powell. Ihr berufliches Dasein im New Yorker Großraumbüro ist an Tristesse kaum zu überbieten. Um ihre Energie sinnvoll einzusetzen, nimmt sich Julie vor, innerhalb eines Jahres sämtliche 524 Rezepte aus Julia Childs berühmtem Kochbuch nachzukochen.
In einem Internet-Blog will sie ihre Erlebnisse am Herd der Welt mitteilen. Und sie hat unerwarteten Erfolg mit ihrem Julie&Julia-Projekt: Immer mehr Fans sind begeistert von ihren unterhaltsamen und witzigen Erfahrungsberichten. Dabei wird Julia zu einer Art spirituellen Mentorin von Julie, denn die entdeckt schon bald ebenfalls eine flammende Leidenschaft für die Küche.
https://www.srf.ch/sendungen/a-point/endlich-auf-deutsch-franzoesisch-kochen-mit-julia-child
https://archive.org/details/JuliaChildMasteringTheArtOfFrenchCooking Eine Aufnahme von Julia Child im Jahre 1978. Lynn Gilbert/Wikipedia Commons
Das Kochbuch «Mastering the Art of French Cooking», das Julia Child erstellt hatte, mag seine Zeit und seine Funktion gehabt haben. Der Film dazu, im weitesten Sinne aus der Jahrtausenwende, hatte auch seine Funktion, wenn auch mit begrenzter Haltbarkeit: Heute droht er, vergessen zu werden.
„Mit den richtigen Grundzutaten und Meryl Streep als Sahnehäubchen serviert Schmonzetten-Regisseurin Ephron („Schlaflos in Seattle“, „E-Mail für dich“) mit „Julie & Julia“ ein leicht bekömmliches Feel-Good-Movie über Selbsterkenntnis und die Energie, sich selbst aus der Krise zu hieven. Julia Child würde sagen: „Bon appétit!““
Die Eltern der Spence School hassen mich eigentlich nicht – da gibt es überhaupt wenig Gefühl mir gegenüber. Ich bin einfach nicht wirklich ihr Milieu. Ich war kurz vor Thanksgiving auf einer Buchmesse und ich muss sagen, es waren die qualvollsten drei Stunden meines Lebens. Es hat etwas damit zu tun, mein Buch über eine finanziell und existenziell angeschlagene Sekretärin in Queens einer Frau mit perfekt honiggelben Klunkern, einem 3.000-Dollar-Pullover und einem verdächtig glatten Gesicht zu erklären, das mich nur runter bringt.
Es ist der leere Blick, der sich über ihre Augen legt, wenn Du „Queens“ oder „Zeitarbeit“ sagst. Sie verstehen es einfach nicht. Sie lächeln mit dem perfekten, eigeübten Verständnis, und Du hörst, was sie denken: „Dies ist eine arme Frau. Ich habe von ihnen gehört.“
Kochen ist, wenn Kultur heiß wird
Unser Übergewichts- und Ignoranzproblem
Häufig ist das Verhältnis zu Kochen und Essen nicht unbeschwert, sondern schwierig – das kann sich als Magersucht, aber auch als Fettsucht äußern, hat „emotionale Gründe“, womit so viel erklärt ist, wie wenn man die Jahreszeiten mit „saisonalen Gründen“ be-gründen will.
„Gewichtszunahme kann mit erblicher Veranlagung zu tun haben, liegt aber meist an einer zu fett- und zuckerreichen Ernährung und mangelnder Bewegung.“
Da könnte das Gesundheitsministerium, das an der dreihundertvierunddreissigsten Internet-Gesundheitssite schraubt, doch gleich vermelden, dass das Problem von den falschen Rezepten herrührt, die unser Verhalten bedingen, und uns gleich die richtigen Rezepte verschreiben oder vorschreiben. Psychische und soziokulturelle Faktoren werden demnach nachrangig sein, beim „Gesundheitsbegriff heute“.
Es könnte auch auf die Portionsmengen und -Kalorien ankommen; beim Abnehmen deuten neuere Metastudien an, dass es günstig ist, eher unter als über dem individuell veränderlichenen Kaloriennaximum zu bleiben, also in einem denkbaren. praktisch gelebten Optimum, was im „Hause Spahn“ natürlich nicht kommuniziert wird. 😉
Egoismen, Eurozentrismus, Gier und Geiz?
Wo es um gesunde oder auch gute Ernährung geht, ist unser Blickfeld oft sehr begrenzt: Die globalen Nachbarn, die vor lauter Klimakrise und Überbevölkerung nicht genug zu Essen haben, deshalb und wegen den unmenschlichen Umständen auch vor modernen/uralten Kriegswirren fliehen oder unterernährt sterben, können mit den Bildern unseres Wohlstands nicht zurechtkommenn. Wo sie hierzulande in der Diskussion um die „Machbarkeit“ der globalen, ausreichenden und gesunden Ernährung für Alle vorkommen, wird das Thema alsbald unter den Teppich gekehrt.
Lieber verbreiten wir hochpolitische Erklärungen zur Bedeutund einer „Reizkriegsflagge“ auf den Stufen des Reichtages, und das tagelang. Es gibt damit viel Wind um Nichts, vor allem keine Fortschritte bei der Bewältigung der globalen Not:
Mit der dem Menschen möglichen Vernunft und dem richtigen Maß ist es machbar, 10 Milliarden Menschen zu ernähren.
Wieso und warum „Lancet-Diät“ – dazu gibt es hier einen Artikel…
Das Rezept „köstliches Boeuf Bourguignon – französischer Rindfleischeintopf mit viel Burgunder“ wird – Ihr habt es geahnt – gnadenlos oder wehmutsvoll aussortiert und kommt in die „Ablage 13“ oder in den Karton mit der Beschriftung „Blödsinn der Vergangenheit“. Das Rezept ist damit keinesfalls ausradiert, zudem jederzeit nachzuschlagen in dem eher überflüssigen Buch „1000 RECIPES TO TRY BEFORE YOU DIE”.
Mein veganes Kochbuch
Die Zeiten ändern sich. Damit sie sich richtig ändern, ändern wir uns auch – sorgen für merkliche Verhaltensänderungen, nicht nur verschiedene Interpretationen diverser Krisen. Das Klima als Dauerthema erspart uns nichts. Innerhalb der „Grenzen der Ernährung“ gemäß der Lancet-Studie ist vorwiegend Pflanzenkost geboten.
Zutreffend ist wohl halbwegs häufig, was ein Buchtitel namens „Cooking and Coping“ besagt: Dass in so manchen Fällen das Kochen eine Lebens-Bewältigungsstrategie ist. Gut, bei Anderen geht es nur um die Ernährung entlang fertiger Marken-Identitäten, und der Aufwand beim Fertigpizza-Auf-Backen ist wenigstens kalkulierbar. Das „Essen konsumieren“ ist schließlich auch bei denen, die es selbst produzieren, das eigentliche Ziel der Veranstaltung. Wir warten übrigens nach der Verschleppung der „Lebensmittel-Ampel“ noch auf den obligatorischen Nachweis des ökologischen Fußabdrucks beim Lebensmittel-Verzehr.
Knackiger Gurkensalat
Gurke schälen und mit Gurkenhobel in Scheiben schneiden, salzen, ein wenig guten Essig beifügen, stehen lassen.
Nach einiger Zeit das Gurkenwasser abgießen. Gurkenscheiben mit (saurer) Sahne oder Kokossahne, Salz und Pfeffer vermischen, Dill kleinschneiden, untermischen. Zur Not muss es auch Schnittlauch tun…
Leckere Ausnahmepommes
Längliche Salzkartoffel am Vortag der Länge nach vierteln und im Dampf „halbgaren“. Daraus am Folgetag gefällige Pommes-Stäbchen schneiden und vorsichtig in einen Topf mit genügend haißem Pflanzenöl geben. Beobachten, wie die Kartoffelstäbchen hellbraun werden und zum geeigneten Zeitpunkt mit Schöpfkelle herausnehmen, auf Küchenpapier ablegen und sodann zusammen mit dem Salat servieren. Voilá!
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