Verzehrregeln, gefüllte Pilzköpfe, Diät für Milliarden, für Dich und mich

Steht ein Erdbeeryoghurt an der tiefgelben Ampel (die übrigens ein „DauerBrenner“ ist) – doch die springt nicht um, gibt aber einem anderen Yoghurt den Weg frei:

Wo der eine 10 Gramm Fett und 14,x Gramm Zucker pro 100 enthält, ist der Andere halt bescheidener, oder auch Joghurt-haltiger. Eine reife Banane mit etwas Zitronensaaft, selbst püriert in Yoghurt und Kefir, ist eine Alternative zu Geschmacks- und Farbstoffen der Industrieprodukte, deren Warenangebot schon allein durch seine Präsenz den Charakter eines Kaufbefehls hat.

Dass das zu ständige Ministerium hier auf „die Freiwilligkeit“ vertraut, zeugt von größtem Urvertrauen. Wenn allerdings relevante „Pflanzenschutzmittel“ gerichtlich sanktioniert werden, muss einmal Schluss sein mit dem Vertrauen: Natürlich ist Broccoli „sicher“ – aber ginge es nicht noch sicherer?

„Curry-Hackfleisch gefüllte Champignons mit gedämpftem Broccoli auf gemischtem Reis“
Zunächst den roten Reis zum Kochen in reichlich Salzwasser bringen, nach 10 Minuten den weißen Reis hinzugeben.
Den garen Reis vermischen. Eine fein gewürfelte, kleine Zwiebel zusammen mit gewürfelten Pilz-Stiel-Stücken in der Pfanne mit Öl zusammenschnurren lassen, mit Currypaste („hot“) und Salz zum Hack geben, verkneten, vorsichtig in die Pilz-Hüte drücken, 2 1/2 min dämpfen, den zerteilten Broccoli für weitere drei Minuten mit-dämpfen, salzen und mit wenig gutem Öl übergießen. Alles in Schale arrangieren, weitere 2 min. im Dampf erhitzen & servieren.
 

Die Klima-Diät bezieht sich nicht nur aufs Essen; bei „Eat!“ jedoch gibt es auch alltagstaugliche Rezepte. Eine Nicht-Regierungsorganisation norwegischer Herkunft betreibt die Seite und arbeitet mit der Wissenschafts-Zeitschrift „The Lancet“ zusammen. In Norwegen erfährt das Essen ja eine derart hohe Wertschätzung bei exorbitanten Preisen, dass eine Touristin alleine, umd das Frühstück zu finanzieren, eine ihrer Töchter verkaufen musste – „Lucky it was my least favourite daughter.“ 😉

Wie auch immer – zur „Planetaryhealthediet“ gibt es einen „Praxisteil“ mit Rezeptvorschlägen, sowie den Instagramm-Hastag #planetaryhealthchallenge, der auch bei Twitter funktioniert, aber (noch?) eher selten angewandt wird.

Viel (gerne auch rohes) Gemüse, etliches pflanzliche Eiweiß und wenig „vom Tier“ finden wir dort unter der Voraussetzung, Mensch können mit anderen Menschen solidarisch sein, ohne je nach Zahlungskraft die größten Brocken für sich zu reservieren: Bei den nötigen „konkreten Maßnahmen“ kommt es den meisten doch darauf an, was auf ihrem Teller „landet“.

Im Bild: Hefekuchen mit Banane (im Teig). Eigentlich mehr Brot als Kuchen, dafür ist das „reife-Bananen-Brot“ mehr Kuchen als Brot, und verzichtet auch auf die gesundheitsbewusste Anweisung, doch gefälligst Vollkornmehl zu verbacken 😉

Dass es zwischen „Rote-Linsen-Bolognese“ und „Beluga-Bolognese“ keinen schrecklich bemerkenswerten Unterschied gibt – darauf kommt es nicht so an, sondern auf das „Dabei-Sein“ und darauf, das „Wesen der Linsen“ in aller Achtsamkeit zu vermitteln 😉

Hummus, Hummus und Fermentiertes gehören zur Welternährung – sind aber mit der herkömmlichen kommerziellen Lebenmitteldistribution kaum kompatibel und aus industrieller Herstellung selten magenfreundlich – praktikabel wäre es, bei der bestehenden Gemeinschaftsverpflegung hierfür noch einen „Nebenerwerb“, also Außer-Haus-Verkauf von Hausgemachtem, einzurichten.

 

Dampfkohlrabi-Möhrengemüse mit panierten Ćevapčići aus Putenhackfleisch und Bratkartöffelchen als Beilage

Diesen Teller gibt es in keinem Balkanrestaurant, und vermisst wird er dort auch nicht. Für die panierten Fleischröllchen den passenden Namen zu finden, ist halt schwer; inspiriert war ich von einer TV-Sendung über die Tricks der Lebensmittelindustrie beim Panieren. Da wird doch tatsächlich in großen Anlagen Curcuma-gefärbtes Spezialbrot gebacken, zu dem einzigen Zweck, daraus Paniermehl herzustellen. Eine Lösung für übriggebliebenes Brot ist das nicht direkt – ich mache Paniermehl am Liebsten aus trockenen (Körner-) Brötchen und gebe dem (nach Bedarf gewürzten) Paniermehl neuerdings etwas Curcuma bei…

 

Neben süß, sauer, bitter, salzig und uami gibt es folglich die Geschmacksrichtung „paniert“, das ist das Brüderle von „mit Curry und Ketchup“. Zur Currywurst hätte neulich ein „war mal ein Hoffnungsträger, aber so was von…“-Politiker angemerken können:

„Wer selbst nur noch einen kleinen Zipfel von der Wurst auf dem Teller hat, ist selten geneigt, der allgemeinen Verteilung eines köstlichen 45-cm-Spießbratens an Andere freudig zuzustimmen.“

Das heißt, der gute Mann hatte sein Frühstück unterbrochen, um ein völlig sinnloses Interview zur Zukunft der europäischen Gemeinschaft zu geben: Wenn des Teufels Großmutter nicht weiß, was Sache ist, wie soll es dann Theresa wissen, selbst, wenn sie sich dreimal mit der Hexe im Märchen und einmal mit der Queen identifiziert. Woher soll der „deutsche Maddin“ erfahren, wie die Dinge weitergehen, wenn nicht vom Teufel?

Doch demokratische Politiker*und.innen bleiben „sich“ treu, verzichten bei aller Wählbarkeit auf eine Auswahl, selbst wenn es die gibt:

Hummus mit rohköstlichem, Fermentiertes (kleine, scharfe Champignons, Paprika, Sellerie) mit gebratenem Fleisch und Rührei zu etwas (auf-) Gebackenem vom Bäcker – das nach eigenen Wünschen zusammengestellt und portioniert – wenn die Bundeskantine das nicht liefern kann, wird der Abgeordnete es nicht gewünscht haben.

Was dem einen seine Currywurst, ist dem anderen seine Weißwurst. Beim Weiter-so werden wir das Ziel einer vorwiegend pflanzlichen Ernährung so wenig erreichen wie eine Beschränkung des Klimawandels.

„Nach uns die Sintlut“ ist gesellschaftlich opportun, man gönnt sich gegenseitig die „Kleinen Genüsse“, die auf Kosten der Allgemeinheit gehen, weil die CO2-Folge-Schäden ja global auflaufen und von allen ausgebadet werden. Das ist „elitärer Mannschaftsgeist“, die Attitüde von aufgestiegenen Genussbürgern: „Notfalls finden wir noch eine Arche, bis dahin machen wir Ferien, wie wir wollen“. Der abgehobene Lebensstil verträgt sich nicht mit der Kerosinsteuer, und so weiter.

 

Die Artenvielfalt ist die eigentliche Voraussetzung der Geschmacksvielfalt.

Und „entspanntes Essen“ ist eine weitere Voraussetzung, wenn es so schmecken soll, dass niemand mehr das Bedürfnis hat, sich für seine Disziplin mit sinnlosen Naschereien belohnen zu sollen. Entspannung hat auch psychosoziale Voreaussetzungen, ein gesundes Umfeld unter Freunden und in der Familie. Diese „Weisheit“ – eigentlich allgemein bekannte Wahrheit – wäre, selbst gedruckt in einer Zeitschrift, Gold wert.

 

„Orechietti“ – „Öhrchen-Nudeln“, relativ groß, vorgekocht und mit gedämpftem Rosenkohl „beladen“ auf einer simplen Tomatensauce schwimmend: „Nein Danke, ich hab‘ schon gegessen“ kommt da mit leichtem Naserümpfen von der Fraktion, für die alimentäre Innovation aus den Laboren und Versuchsküchen der Industrie kommt. Mit der schlichten Frage, welche Alternativen zum Rosenkohl hier (bei diesem Denkanstoß – ach, stundenlang lässt sich über Denkanstöße konferieren) denkbar sind, ist die gemeinte, „fraktions-übergreifende“ Fraktion überfordert.
 

Ich schlage vor: Gönnen wir einander den Becher Eis, jedoch nicht, wenn der nach dem Motto „…. das ist aber schön da muss ich gleich mal hinfliegen kostet ja nur 10€ oder so!“ mit einem tonnenschweren Schaden (in Bezug auf den CO2-Zuwachs) verbunden ist.

Rationieren wir an anderer Stelle – oder will jetzt jemand die Wal-Jagd wieder einführen und wirtschaftliberal-rational Katz‘ und Hund als Menschenfutter auch?

Lachs mit Bandnudeln – das darf als Delikatesse erlaubt sein, ist, „wild“ aufgewachsen, jedenfalls der „Kulturform“ vorzuziehen und hat preislich so oder so in den letzten Jahren enorm angezogen. Mit Knoblauch, Olivenöl und Salz an Linguini – gewiss nicht alltäglich.

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  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
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  • Julia: Da hast du recht, was das Fermentieren angeht, bin ich Spätzünderin 😂
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