Das positive Körperbild macht es leichter, abzunehmen
Geschrieben am 20. Juli 2011 von KPBaumgardt
von einer einjährigen Diätstudie an 239 übergewichtigen Frauen in Portugal berichtet “scinexx.de”. “Probandinnen, die eine gezielte Beratung und Therapie zur Verbesserung ihres Körpergefühls erhielten, fiel es leichter, diszipliniert zu essen. Sie nahmen im Durchschnitt drei Mal mehr ab als Teilnehmerinnen, die nur eine Beratung zur gesunden, kalorienarmen Ernährung erhalten hatten.”
Essstörungen können mit Problemen mit dem Selbstbild, genauer Körperbild oder Körperschema zusammenhängen:
"Probleme mit dem Körper-Selbstbild sind bei Übergewichtigen gängig, sie führen oft zum Trostessen und eingefahrenen Essensmustern, die Hindernisse für das Abnehmen darstellen", erklärt Pedro Teixeira von der Technischen Universität Lissabon. Es gebe daher einen starken Zusammenhang zwischen Verbesserungen des Körpergefühls und positiven Veränderungen des Essverhaltens. Besonders wichtig sei dabei auch das Verlieren der Angst vor dem "was andere Leute über einen denken".
Die Studienteilnehmerinnen nahmen an 30 wöchentlichen Gruppentreffen teil, , in denen eine tiefergehende psychologische Beratung zum Thema Selbstbild stattfand.
“Die Probandinnen lernten zudem Entspannungsübungen und Übungen zur Selbstwahrnehmung, unter anderem durch das Tanzen. Alle Probandinnen gaben regelmäßig eine Selbsteinschätzung mittels Fragebogen ab.”
Diese “tiefgehende Beratung” erwies sich als deutlich erfolgreicher als eine allgemeine Beratung zu gesunder Ernährung, Stress-Management und der Wichtigkeit, auf sich und ihre Körper zu achten.
Letztlich ist ja das Tanzen auch eine Übung in Körperbewusstsein – noch dazu mit Musik verbunden: Takt, Gefühl und Melodie im Einklang mit der Bewegung sind vielleicht ein menschliches Grundbedürfnis, das auch bei Männern zu kurz kommt.
Ältere Artikel zum Körperbild – Forschungen an der Ruhr-Uni Bochum finden sich hier auf der gleichen Homepage:
Der eigene Körper im Zerrspiegel
Neuropsychologische Grundlagen von Essstörungen
Inhalt:
Sich dick fühlen ohne Grund
Gestörtes Körperbild
Den Grundlagen von Essstörungen auf der Spur
Patientinnen im Langzeittest
Die graue Substanz ist der Schlüssel
Neue Erkenntnisse über die Extrastriate Body Area
Mandelkern im Visier der Forscher
Körperbildtherapie bringt Erfolge
“Die Forscher beobachteten auch eine deutlicher erhöhte Aktivität der Amygdala bei Betrachtung fremder Körper bei den Patientinnen mit Essstörungen verglichen mit den gesunden Kontrollpersonen.
Die Amygdala, der „Mandelkern“, ist Bestandteil des limbischen Systems und wird bei Angst oder unangenehmen Gefühlen aktiviert.”
Bei essgestörten Personen werden also archaische Gefühlsreaktionen hervorgerufen, wenn sie sich mit Anderen, mit Idealbildern vergleichen:
Der "moderne" Aufbau unseres Nervensystems und der Hirnstruktur baut auf entwicklungsgeschichtlich älteren Strukturen auf. Das Limbische System, der Sitz der Emotionen und Instinkte, ist der "ältere Kern", der sich schon bei den frühen Säugern vor etwas 150 Millionen Jahren herausgebildet hat. Der Neokortex, (die Großhirnrinde) als Zentrum kognitiver Prozesse entwickelte sich erheblich später, hat erst vor einer halben Million Jahren das heutige Volumen erreicht.
Sofern es biologisch vorgegebene Verhaltensprogramme gibt, stammen diese aus "archaischen Zeiten", reichen zurück bis zu den Anfängen des Lebens überhaupt. Spezifische Programe hat die Natur uns wohl aus dem Regelwerk für "Säugetiere" mitgegeben, besonders, was primäre Ernährung und Fortpflanzung betrifft.
„Wir interpretieren das als Zeichen dafür, dass sich Patientinnen stärker mit anderen vergleichen und bei diesem Vergleich in ihrem subjektiven Empfinden schlechter abschneiden“, erklärt Silja Vocks.
Tröstlich, dass auch diese nicht-normalen Gehirnaktivitäten durch entsprechende (Körper-?)-Therapie sich wieder normalisieren…
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