Warum Schlafmangel Hunger macht, und warum “Schlank im Schlaf” unwissenschaftlich ist.
Geschrieben am 24. April 2013 von KPBaumgardt
Eine Untersuchung der Universität Manitoba im kanadischen Winnipeg zu Schlafmangel und Nahrungsaufnahme ergab, dass
die Übermüdeten im Schnitt 300 Kilokalorien mehr zu sich nahmen als die Ausgeschlafenen
Die Schlafrestriktion war durchaus beachtlich: Mit nur vier Stunden Schlaf mussten die Teilnehmer auskommen.
Die Untersuchung wurde in D wiederholt und bestätigt;
Zudem beobachteten die Lübecker Forscher, dass die müden Probanden mehr Appetit auf ungesundes, tierisches Fett hatten, also auf Schinken, Wurst, Käse und fettreiche Milchprodukte. Und auch Kuchen oder andere süße Backwaren standen hoch im Kurs.
Dass die körperliche Aktivität bei (“chronisch”) dauermüden Personen sich verringert, ist nachvollziehbar. Nicht vorhersehbar,. aber messbar ist eine Verschiebung des Hormonhaushalts:
Bei übermüdeten Probanden fanden die Forscher 30 Prozent mehr vom Hungerhormon Ghrelin im Blut als bei ausgeschlafenen. Gleichzeitig war das Sättigungshormon Leptin eher in geringerer Konzentration vorhanden. Wenig Schlaf verschiebt also das Gleichgewicht der Hormone auf die Seite von Hunger!
Mit der Übermüdung
sinkt auch die Insulinsensitivität, also die Bereitschaft der Körperzellen, Zucker und Insulin aufzunehmen und zu speichern. Unter derartigen Bedingungen entwickelt sich auf Dauer die Zuckerkrankheit (Typ-2-Diabetes mellitus).
Spekulativ ist ein letzter Aspekt:
Im Tiefschlaf scheint das Gehirn seinen Zuckerstoffwechsel insgesamt zu reduzieren. Aber es gibt einige Areale, die in dieser Schlafphase enorm aktiv sind und entsprechend viel davon brauchen. Sie haben mit Lernvorgängen und emotionaler Verarbeitung zu tun. Je tiefer man schlummert, desto mehr der dringend benötigten Energie steht diesen Regionen normalerweise zur Verfügung. Wenn das Gehirn dagegen nicht in den Tiefschlaf sinkt, steht diesen Regionen zu wenig Energie zur Verfügung, vermuten die Forscher. Das Gehirn reagiert dann mit einem Befehl an den Körper: Du musst mehr essen! Das Hirn programmiert das Essverhalten um und füttert sich sozusagen selbst, obwohl dem Körper insgesamt ausreichend Energie zur Verfügung stünde! Die Folge: Übergewicht!
Von dieser These ausgehend könnte man natürlich zweierlei fordern:
- Tut alles, was einer gesunden Schlafhygiene förderlich ist
- Die Abendmahlzeit sollte durchaus auch (langkettige) Kohlenhydrate enthalten, wenn das Gehirn auch des Nachts mit Glukose versorgt sein will.
Zum Punkt “Schlafhygiene” ist auch zu beachten, dass die Träume ihre Zeit und ihren Raum brauchen. Wer hungrig schlafen geht, oder wessen Gehirn nicht genug “Brennstoff” bekommt, wird schlecht schlafen und schlecht träumen: Wahrscheinlich von dem, was fehlt, also vom Essen. Desto hungriger wacht man auf…
Allerdings schläft es sich auch mit zu vollem Magen schlecht; aber, da die Träume ja ein psychisches Phänomen sind, haben wir hier ein weiteres Feld, auf dem die Psyche in die Gewichtsregulation eingreift. “Schlank im Schlaf” ist mehr als eine Eiweißdiät am Abend.
Theoretisch wäre bei Übergewichtigen auch zu fordern, dass ihr Melantoninstoffwechsel überprüft wird – ob Melantonin nun zusätzlich zugeführt werden sollte, eine Vorstufe, ein Derivat oder andere Maßnahmen zu ergreifen sind (Enrspannungsübungen, Stressabbau??) – das einmal mit dem Arzt zu besprechen, muss kein Fehler sein.
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