Diät, Diäten und Demokratie
Geschrieben am 23. April 2010 von KPBaumgardt
Der Duden-Newsletter vom 20.02.2004 sei den Fressnet.de-LeserInnen hiermit wärmstens ans Herz gelegt: Da geht es einleitend um das “Wiegen”, bei dem je nach Bedeutung ein Wiegemesser oder eine Waage gebraucht wird und anschließend um “Diät und Diäten”.
Das ist ein relativ verständlicher Artikel, bei dem mir lediglich dieser Satz noch nicht “in den Kopf” will:
Dabei [bei Diäten] handelt es sich um spezielle Ernährungsweisen, die auf die Bedürfnisse von Übergewichtigen, aber auch von Kranken o. Ä. abgestimmt sind. Das Substantiv Diät wurde Anfang des 13. Jahrhunderts als medizinischer Terminus in gleicher Bedeutung aus dem Lateinischen entlehnt.
Die “Entlehnung in gleicher Bedeutung aus dem Lateinischen” kommt mit doch fragwürdig vor, denn
Lateinisch diaeta wiederum geht auf griechisch diaita zurück, dessen Grundbedeutung mit »(Lebens)einteilung« umschrieben werden kann.
Die Komplizierung liegt wohl daran, dass die Grundbedeutung sich zwar nicht ändert, innerhalb des Gemeinten aber eine Bedeutungsverschiebung stattfindet, von “Lebenseinteilung, Lebensführung, Lebensstil” hin zum banalen “Schonkost”.
Dann gibt es noch das, was die Volksvertreter bekommen, “Diäten”:
Von Kritikern gern als Überversorgung angeprangert, haben Diäten in der Tat – unter sprachlichem Aspekt betrachtet – mit Schonkost nichts zu tun.
Die vorsichtige Einschränkung: “…unter sprachlichem Aspekt keine Schonkost” musste hier sein. Nun sind wir hier nicht in der Duden-Redaktion, sondern unter uns, und staunen über eine Meldung mit der Überschrift:
Fraktionschefs werden ab Mai 2011 wie Minister bezahlt
Der Artikel liest sich wie der Bericht über einen Volltreffer im Lotto, also nehmen wir doch, so lange wir es noch haben, unser demokratisches Recht zur freien Meinungsäußerung wahr:
- Ach ja – “Fraktionschef müsste man sein” 😉
- “Na, so was, und das in Schwaben, ich dacht’, die wär’n sparsam… “
- “Da sag I nix, da kannscht eh nix mache, weil dui machet eh, wasse wolle”
Meine persönliche Prognose: Zu dem Thema äußert sich niemand, und Punkt drei findet am meisten Zustimmung ;-(
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