Herzlich gebloggt

Das Blog-event von „Bloggers United“ – der „Blog-action-day“ ist ein Waisenkind gegen das, was sich heute in der nationalen Boggosphäre abspielt:

Unter dem Motto „Ein Herz für Blogs“ wird gegenseitig verlinkt, was das Zeug hält, „So wie Früher„:
Ganz ohne den Linkgeiz, der heute so um sich gegriffen hat, und beim Veranstalter sammeln sich Kommentare und Backlinks, dass der Computer beim Aufruf der Seite schier in die Knie gezwungen wird.
Eine unübersehbare Masse an Bloggern und BloggerInnen, die da ihre Teilnahme ankündigt und beweist. Nun, Frau kann auch

einfach mal mitteilen:

… auch ich habe ein Herz für Blogs, also alle die auch bock haben daran Teil zu nehmen, dann geht auf MarcStyle Spion dort könnt ihr alles nachlesen…

Sicher: Ein vollwertiger Beitrag. Gefunden bei Selbstfindung:

Komisch, dass man als Mensch, der sich eigentlich nach nichts anderem sehnt als Zärtlichkeit, Aufmerksamkeit und Liebe zu bekommen, genau solche Typen ablehnt, die einem so etwas geben. … vielleicht … muss einfach nur ständig daran erinnert werden, was man für ein schlechtes Selbstwertgefühl oder auch mangelndes Selbstbewusstsein hat.

Erinnert ein wenig an die Geschichte von den zwei Königskindern, die nicht zusammen kommen konnten, oder an Narziss und Echo.
„Ich ziehe Dich an, lasse Dich aber nicht an mich heran“ war ja das inoffizielle Motto des Narziss, dessen Geschichte „unsere Psychologen“ zur psychologischen Kategorie des „Narzissmus“ verbraten haben, so sehr, dass man kaum noch etwas davon erkennt – oder man sieht vor lauter Wald die Bäume nicht mehr:.

Kai Müller, Veranstalter der Blog-Kuschelei,  über sich:

Mein Ziel ist es, eine Anlaufstelle für alle zu schaffen, die auf schöne Dinge (Einrichtung, Design, Musik, Klamotten, usw) stehen, und zwar abseits der Hochglanzmagazine.

Seit Dezember 2008 betreibe ich StyleSpion.de hauptberuflich, und kümmere mich nach wie vor um die Recherche, die Beiträge, die Vermarktung und auch die Umsetzung selbst.

Das weckt, zunächst einmal, doch jede Menge Sympathien: Abseits der Hochglanzmagazine sind wir schließlich alle auf der Suche nach ein wenig Erfolg mit den digitalen Publikationen in der Nische, nach etwas Aufmerksamkeit für das, was wir zu  sagen haben, wenn wir etwas zu sagen haben …

Und auch das „Wir-Gefühl“ hat noch nicht seinen Reiz verloren, der Mensch ist und bleibt eine Gruppenwesen, ist nur höchst selten ein eingefleischter, freiwilliger Einzelgänger.

In Verbindung mit dem Versprechen, ein wenig Blog-Gekuschel zu bekommen, erklärt das Wir-Gefühl sicherlich die hohe Akzeptanz des Mottos „Ein Herz für Blogger“, das ja nur eine leichte Abwandlung des „Ein Herzt für Kinder“, dereinst von der Bild-Zeitung geprägt, ist.

Beim Verlinken, soviel ist bekannt, entsteht die Möglichkeit, sich im Hypertext von einer Textstelle zur andere, von einer Seite zur anderen zu klicken.
Nicht allgemein bekannt ist:

  • Suchmaschinen bewerten Internet-Seiten danach, wie viele Links auf sie verweisen
  • Man kann den Links ein Attribut zuweisen, durch das der Link bei der Suchmaschine nicht gezählt wird.

Nun, wenn ich zum Stil-Spion verlinke, und mein Beitrag dort wieder, mit Link zu meiner Seite, auftaucht, dass ist das doch eine Sache von Gegenseitigkeit – sollte man meinen.

Tatsächlich ist dem nicht so: Es wurde das Attribut „nofollow“ eingesetzt, so dass all die Trackbacks in den Augen der Suchmaschine nur einseitig auf den Stil-Spion verweisen.

All die vermeintlichen Kuschellinks, die Hin- und Herlinks sind nur einseitig, nichts verweist von der „überaus herzlichen Seite“ zurück zu Kommentatoren oder Verlinkern.
Wo das „give and take“, das Geben und Nehmen, nicht auf Gegenseitigkeit beruht, muss man an  Ausbeutung denken, könnte man vom „Link-Saugen“ sprechen, ist man von der Wortbedeutung nahe am Blutsauger, dem  Vampir.

Nun hat, wer eine Parade ausruft, auch die Verantwortung dafür. Die TeilnehmerInnen haben sicherlich geglaubt, an etwas, das dem Allgemeinwohl dient, teilzunehmen.
Ideell mag das auch so sein; inzwischen haben wir ja Zustände, in denen manche einen Schock bekommen, wenn sie ungefragt verlinkt werden, fragen sich: „Will der etwas von mir; warum verfolgt der mich??“ Weil so viele Spammer unterwegs sind, ist das auch kein Wunder, und oft ist es schwierig, zu entscheiden: Ist ein Kommentar nur abgegeben worden, um auf eine Seite hinzuweisen, oder war es außerdem noch eine Meinungsäußerung?

Echte Spammer tarnen sich natürlich, üblicherweise gehört ein wenig „Honig ums Maul-schmieren“ dazu, aber auch der Unschuldsblick: „Ich blogge ganz ohne kommerzielle Interessen, und mein Blog, mein kleines, privates Tagebuch wird auch nur ganz wenig beachtet.“

Verständlich, dass die Sehnsucht nach wahrer Link-Liebe unter diesen Umständen – auch die Anziehung der Masse spielte hier mit herein –  groß ist.
Aber blauäugig ist es, zu glauben, dass es sie gäbe. Oder umsonst gäbe. Umsonst gibt es die Link-Verliebtheit, die Link-Freundschaft kostet schon Arbeit und Aufmerksamkeit, die Beachtung der Gegenseitigkeit und erfordert den gegenseitigen Respekt.

Nun fühlt man sich ein wenig wie der Rufer in der Wüste. Immerhin, noch jemand hat den „Nofollow-Trick“ bemerkt und kommentiert:

Der erste Schritt, der Blogosphäre aus der Misere zu helfen und sie – wie Roman sagt – auch für Nicht-Blogger interessant zu machen (indem Blogs über Suchmaschinen wieder besser zu finden sind), wäre wohl, auf dieses dämliche NoFollow zu verzichten. Dadurch kastriert man sich nämlich selbst und in Verbindung mit Inzucht kann dabei kein angenehmes Liebesspiel – um die Metaphorik zu komplettieren – entstehen.

Womit von Markus die einzige kritsche Äußerung zu dem „Blog-Zirkus“ gekommen zu sein scheint. Doch: Ein Zitat hat sich heute noch gefunden:

Wie geht die Aktion hier weiter? Werden die zahllosen Links irgendwo zusammenfasst. Oder geht es nur darum:

sachark: Kleine Prognose: Durch die Aktion “Ein Herz für Blogs” wird @stylespion in die Top 10 der Deutschen Blogcharts aufrücken.

Die Fundstelle finde ich gerade nicht, aber das Zitat stammt con Störtebecker

Nun, das war mal wieder viel zu viel geschrieben, und niemand versteht so recht, was das soll. So war das ja schon bei dem Artikel zum Blog-action-day-boykott: Kurze, positive Beiträge sind gut, Kritik wird nicht gerne genommen.

Kurz und positiv ist meine Blogroll und zur Besichtigung freigegeben, die alte Baustelle.

Meine aktuellen Lieblingsblogs sind auf der Seite mit den Rezepten für die Kartoffeldiät. Das klingt vielleicht kurios, aber die Kartoffel-Diät-Rezeptparade ist als echte Win-Win-Situation angelegt, wie sich das eben gehört.

Lieblingsblogs, Kurzdefinition: Blogs, die von Leuten geführt werden, die wissen, wie man inhaltlich und fair zusammenarbeitet.

Insofern freue ich mich über die existierenden Lieblingsblogs, und freue mich auf einige Weitere.

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3 Kommentare zu “Herzlich gebloggt”

  1. Jetzt habe ich endlich verstanden, was das ist, dieses „NoFollow“ Regelung. Wohl habe ich mitbekommen, dass es nicht sehr fein wäre, und auch festgestellt, dass sogar meine Kommentare mit „noFollow“ getextet wird (weisst Du, wie man das automatisch abschafft?), aber wieso das so schlecht sei, wusste ich wirklich nicht.

    Übrigens, einer meiner Töchter hatte am Wochenende einen Kartoffel-Rezept ausprobiert. Sie hat alles photodokumentiert und wollte es bei mir im Blog posten… mal schauen, ob sie es bis Ende Mai schafft!

  2. Hallo, Andrea,

    schön, das von Dir zu lesen. Um das vor-eingestellte „no-follow“ abzustellen, gibt es verschiedene Plugins, hier läuft dieses.

    Und über den Beitrag zur „Kartoffeldiät“ würde ich mich wirklich sehr freuen – zur Not würde ich einfach die Frist verlängern!

  3. […] Auch Projekte, die “nur so zum Spaß” stattfinden, funktionieren offenbar recht gut, es gibt also nicht nur den Konkurrenzkampf um die Leser, sondern auch die Lust am Miteinander, das “Kuschelbedürfnis“. […]

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