Herausforderung Adipositas und Strategien zu ihrer Bekämpfung in Europa – ohne Selbsthilfe!
Geschrieben am 6. Januar 2009 von KPBaumgardt
Im November 2006 fand in Istanbul eine denkwürdige Tagung statt:
Die WHO befürchtet, dass bis 2010 rund 150 Millionen Erwachsene und damit 20 Prozent der Bevölkerung in Europa nicht nur einfach übergewichtig, sondern richtig adipös sein werden. Derzeit sind in Europa die Hälfte aller Erwachsenen übergewichtig.
Nun, wir sind wohl kurz davor, kann sein, die politische Behandlung des Problems hat etwas gebracht, kann sein, die Zahlen haben sich verbessert, die Prognose kann aber immer noch eintreten.
Im Zusammenhang mit der politischen Sensibilisierung für das Problem Adipositas hat die World Health Organization (WHO) 2007 ein Buch herausgegeben, das einen umfassenden Überblick über die Gesundheits-Situation in der europäischen Bevölkerung und der Ansätze zur Bekämpfung der Adipositas versprach.
Teilweise noch aktuell, teilweise auch historisch interessant ist dieses Dokument, das den europäischen Nationen den Weg zu Krankheitsprävention (hier: „Adipositaspräventiuon“) und Gesundung der Bevölkerung weisen wollte.
Die Mehrheit der an diesem „Stoff“ interessierten dürfte das Buch jedoch nicht im Bücherschrank stehen haben, für diesen Fall gibt es jedoch die Möglichkeit, es in der Buchsuche online zu lesen.
Auffällig der nicht sonderlich lesefreundlich Sprachstil; auch die Inhalte scheinen sattsam bekannt.
Hinsichtlich körperlicher Betätigung könnte
… eine Kombination von informativen, verhaltensbezogenen, sozialen, umweltbezogenen und politischen Ansätzen sich durchaus positiv auf körperliche Bewegung auswirken.
Im Einzelnen wird es jedoch kritisch: So heißt es im Kapitel „Vorschule und Schule„:
Eine Untersuchung … kam zu dem Ergebnis, dass zwar in den meisten … Studien eine gewisse positive Wirkung auf das Ernährungswissen nachgewiesen werden konnte, dabei aber oft die letztendliche Wirkung auf das Essverhalten nicht untersucht wurde und in den übrigen Fällen die Ergebnisse allenfalls widersprüchlich waren. Es gab keine Daten zur Bewertrung der langfristigen Wirkung…
Wenn hier also irgend etwas deutlich wird, dann die Kritik an der erbärmlichen und wenig aussagekräftigen Datenlage.
Ansonsten wird mehrfach auf den erheblichen finanziellen und personellen Aufwand effektiver Programme hingewiesen.
Effektiv sei offensichtlich das Angebot, in der Schule ein gesundes Frühstück zu sich zu nehmen, wenn hier seitens der Schule Obst angeboten wird, kann auch das Süßwarenangebot an Automaten entfallen.
Hinsichtlich körperlicher Betätigung könnte
… eine Kombination von informativen, verhaltensbezogenen, sozialen, umweltbezogenen und politischen Ansätzen sich durchaus positiv auf körperliche Bewegung auswirken.
Alles in Allem also recht vage Ideen, im Einzelnen werden aber auch manche Fakten dargestellt, die vielleicht doch nicht allgemein bekannt sind, so zur Wirksamkeit der Besteuerung auf bestimmte Genuss- und Nahrungsmittel.
Wurde in der Studie auch nicht der therapeutische Königsweg herausgestellt und mehr die Notwendigkeit eines Bündels von Maßnahmen erahnt, so gibt es auch auf „europäischer Ebene“ eine besondere Merkwürdigkeit:
Bei Nutzung der Option „Dieses Buch durchsuchen“ erzielte das Stichwort „Selbsthilfe“ null Treffer.
Hin und wieder wird über das mangelnde bürgerschaftliche Engagement ja noch gejammert. Man darf sich aber fragen, woher das selbsthilfemäßige Engagement denn kommen soll, wenn es „von oben“ nicht einmal als Möglichkeit beachtet wird.
Was man nicht erforscht, kann man nicht beurteilen, geschweige denn empfehlen. Insofern wird es auch auf absehbare Zeit keine evidenzbasierte Leitlinie zur Behandlung des Übergewichts geben können, die die Teilnahme an einer Selbsthilfemassnahme empfiehlt.
Allein mit der Frage, ob Selbsthilfegruppen nützlich wären, könnten wir schon weiterkommen: Immerhin müsste man ja bei Bejahung der Frage einiges dafür tun, „so etwas“ ins Leben zu rufen.
Nur – Was???
Ergänzend stellt sich dann die Frage, was gegen den blinden Fleck, der die Wahrnehmung diese Problems stört, zu tun ist.
Vielleicht ist hier die Antwort auch nur experimentell zu finden, so ähnlich wie bei der Aktion „In 28 Schritten zum Wunschgewicht“ 😉
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