Couscous, „Frisch Gestrichen“, Kefir-Kohlsalat und Schmorgurke mit Senfsauce

„Essen ist immer eine soziale und auch politische Angelegenheit“ – klar, das ahnen auch die „Deutschlandtreuen Gesellen“, die von Weltoffenheit nichts wissen wollen, aber Obst, Gemüse und Fleisch verzehren, das hier erst heimisch geworden ist, aber nicht originär heimisch ist.

Wirklich exotisch ist die Hirse ja nicht, hierzulande eher als Brei verwendet (aber urspünglich auch für Nudeln) – super finde ich ihre Verwendung für Couscous – eine erstaunliche Sättigungsbeilage, die auch in der Weizen-Variante quasi als Instant-Produkt erhältlich ist.
Mit der Getreidemühle zu Grieß verarbeitet, kann man sie im Dampftopf zubereiten: In mehreren Arbeitsgängen immer etwas Wasser zufügen, auflockern, Deckel auflegen und so weiter. Das Foto vom Couscous mit Gemüse gibt es hier auch noch größer

 

Couscous wird allgemein dem nördlichen Afrika zugeordnet – Menschen, die von dort nach „hier“ wollen und im Mittelmeer kentern, scheitern, untergehen, dürfen von freiwilligen Rettern nicht geborgen werden (und offenbar halten sich militärische Einsätze nicht an das Gebot zur Seenotrettung) –

„Es gibt plötzlich zwei Meinungen darüber, ob man Menschen, die in Lebensgefahr sind, retten oder lieber sterben lassen soll. Das ist der erste Schritt in die Barbarei.“

Das ist unseren Restpopulisten, die von der „Schließung der Mittelmeerroute“ faseln, egal; ihrer „Popularität“ zuliebe verschleiern sie die Tatsachen und denunzieren Flüchtlinge als „Asyltouristen“ – das ist ein faschistoider Sprachgebrauch, der kein Mitleid kennt. Vietnamesische Boat-People waren naoch aufgefischt worden…

Der Mann, der sich nicht von einer Kanzlerin entlassen lassen wollte, die nur dank ihm ihren Job hat, demontiert sich und – nach dem Motto „Merkel muss weg“ seine „Chefin“, die auch nicht so heilig ist, wie sie tut.

Narzisstische, „passive Barbarei“ („passiv“, weil man ja nichts aktiv macht, nur hin- oder wegschaut) dominiert und lähmt demnach die öffentliche „Diskussion“, deren Vielfalt darüber hinwegtäuscht, dass längst nicht alle ihre Meinung hinausposaunen, sondern für sich behalten, was widersprüchlich in ihnen brodelt.

Doch die Diagnose „Narzisstische Kränkung“ – von da zu „narzisstische Störung“ ist es nicht weit – taugt nicht als politischer Kampfbegriff, hat auch keinen Trump vom Sockel geholt, und „Neo-Autoritarismus“ gehört, wie „Totalitarismus“, auch nicht so wirklich zu meinem Wortschatz.

In der New York Times NYT) finden wir dieses Zitat eines Historikers (Norman Davie):

„The dictators came in all shapes and sizes — communists, fascists, radicals and reactionaries, left-wing authoritarians (like Pilsudski), right-wing militarists (like Franco), monarchs, anti-monarchists, even a cleric like Father Tiso in Slovakia. The only thing they shared was the conviction that Western democracy was not for them.”

Heute sind die Antidemokraten „weg“ – jedenfalls stellen sie sich als wahre Volksvertreter dar. Der NYT-Kommentator findet, Merkel habe den „Feinden Europas“ den Boden bereitet, weil sie sich einer Obergrenze verweigerte und die hier aufgenommenen Asylbewerber über Europa verteilen wollte; diese Vorstellung habe mit ziemlicher Sicherheit zum Brexit beigetragen.

Die Frage ist, ob uns solche Kaffeesatzleserei weiterbringt. Die Rolle der (mittlerweile noch subtileren) politischen Propaganda und der Hetze und Gräuelmärchen, der geschürten Volksempörung wurde bei dieser „Analyse“ ausgeklammert.

Sattmach-Salat: Gedünsteter Spitzkohl, saurer Chinakohl, Zwiebel, junges Radieschen-Grün, Kräuter in Sauce aus „fettem“ Kefir, Essig, Senf, Habanero-Sauce, Salz.

 

Man kann auch bei Volksentscheidungen die Frage nach der Wahlfreiheit stellen – die ist, wie beim Essen,  doch nur relativ, und schlicht von Gewohnheiten überbeeinflusst.
So kommen unsinnige Entscheidungen zustande, die dann als „bindend, weil Volkeswille“ den gewünschten Kurs legitimieren. Überlegt das Volk es sich noch einmal anders, wird nicht erneut abgestimmt. Das heißt: Die Abstimmerei muss erst noch geübt werden, wie die Meinungs- und Willensbildung.

Eine mediale Dauerberieselung, die den Teufel an die Wand malt, Feindbilder erstellt  und den Groll der Besitzlosen auf „Feinde“ lenkt, die das nicht verdient haben, lenkt von unseren eigentlichen Problemen ab und übertüncht sie:

 

DAS LIED VON DER TüNCHE ( Brecht 1930)

Ist wo etwas faul und rieselt’s im Gemäuer,
Dann ist’s nötig, daß man etwas tut.
Und die Fäulnis wächst ganz ungeheuer.
Wenn das einer sieht, das ist nicht gut.
Da ist Tünche nötig, frische Tünche nötig!
Wenn der Saustall einfällt, ist‘ s zu spät!
Gebt uns Tünche, dann sind wir erbötig,
Alles so zu machen, daß es nochmal geht.
Da ist schon wieder ein neuer
Häßlicher Fleck am Gemäuer !
Das ist nicht gut. (Gar nicht gut.)
Da sind neue Risse!
Lauter Hindernisse!
Da ist’s nötig, daß man noch mehr tut!
Wenn’s doch endlich aufwärtsginge!
Diese fürchterlichen Sprünge
Sind nicht gut! (Gar nicht gut.)
Drum ist Tünche nötig
Viele Tünche nötig!

Mit viel frischer Tünche steht das Projekt „Transit-Residenz“ in Seehofers Verkaufsprospekten, zugespachtelt und notdürftig gestrichen ist die Wohnungssituation nicht der Rede wert – allein bei Mittelstandsfamilien muss man noch denen, die es kaum brauchen, noch ein paar Euros aufdrängen, die Sozialpolitik hat man nicht gestrichen, sondern getaucht, der  Verteidigungshaushalt ist, in aufgesprühter Tarnfarbe gehalten, kaum wahrnehmbar – Fassade ist alles…

Kinder sind unsere Zukunft – die Kinder der Anderen werden von den Eltern getrennt, wenn sie das Pech haben, dass die Eltern in die USA „einwandern“ wollten, illegal und ungenehmigt, weil die Eltern keine Alternative sehen. Eine dreiviertelmillion Lehrer, die wissen müssten, dass solcher „Kinder-Raub“ zu Traumata führt, bleibt stumm, aber auch in anderen Ländern sind die Pädagogen nicht zuständig, wenn die Politik sich auf ihr Gebiet begibt.

Die SPD hatte vor Urzeiten mal oppositionelles Talent und staatsmännisches Format, aber ihre fortschrittlichen Qualitäten den GROKO-Anforderungen angepasst, bei der LINKEN sieht es nach gespaltener Meinungslage aus – ansonsten hat man bei der „alternativen“ parlamentarischen Oppositionsarbeit für Deutschland den Eindruck, diese RepräsentantInnen hätten bei der Zeitumstellung etwas durcheinandergebracht und auf „permanent fünfte Jahreszeit“ umgestellt.

Die Freude an der aggressiv-sadistischen, geschliffenen Kritik setzt auch die genannten barbarischen Gifte frei – diese toxischen Wünsche zu erfüllen, hat Seehofer sich bemüht, damit „rechts hinten“ nicht überholt, sondern noch mehr der barbarischen Tendenzen befreit.

Außerparlamentarisch äußern sich Sorgen, Mahnungen, Erwartungen:

„Berliner werden zum Wässern von Bäumen aufgerufen, da irreversible Schäden drohen. Bauern verbrennt das Getreide. Waldbesitzer kämpfen gg Brände… und die Weltbank erwartet Millionen Klimaflüchtlinge. Und wir? Reden statt über #Klimawandel & #Fluchtursachen über »#Asyltourismus«“

Wir stehen durchaus vor großen Herausforderungen und Umwälzungen. Fortschritte in der Medizin durch „künstliche Intelligenz“ ist ein Multi-Milliardenmarkt, der seinen Tribut fordern wird – ob hier noch ein Scheibchen für die Verbesserung der präventiven Ernährungsmedizin abgezweigt wird? Oder liefert das mächtig intelligente „Big Data“ auch Anleitungen, wie wir  bessere psycho-sozialen Lebensbedingungen schaffen?

 

Die Mehrheit  genießt den Sonnenschein oder leidet unter der Hitze, nimmt aber kein größeres Problem wahr, solange für „Brot und Spiele“ gesorgt ist:  Das könnte sich immerhin ändern.

Bekanntlich trägt der Fleischkonsum zum Klimawandel bei und belastet direkt und indirekt die Umwelt – da hilft die Forderung nach Veränderung nicht viel, wenn nicht beantwortet wird, wie das gehen soll. Vielleicht so: Fleischlos leben – immer öfter, zum Beispiel.
Hier: Salatgurke als Schmorgurke mit Kefir-Senfsauce, Kartoffel-Möhrenstampf und Schalotten.

 

 

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