Bisphenol A, die Karotte und ihr Einfluss auf Fortpflanzung und Mythologie
Geschrieben am 17. November 2009 von KPBaumgardt
Wie stets um gesundheitliche Aufklärung bemüht, geht es hier um die Frage, was ein mysteriöser Stoff namens Bisphenol A in Hinblick auf Übergewicht bewirkt. Nach ersten Recherchen könnte die gemeine Karotte noch viel gefährlicher sein: |
Bisphenol A |
Auf einer Internet-Seite, die speziell dafür geschaffen wurde, “objektive Fakten” zum Thema zu verbreiten, also gesundheitliche Aufklärung zu betreiben (so sollte man meinen), wird
die natürliche phytoöstrogene Wirkung von Soja-Bohnen oder einer Portion Karotten
als deutlich höher eingeschätzt als die Wirkung des von der Öffentlichkeit verkannten Stoffes, den zu rehabilitieren die “Polycarbonate/Bisphenol A (BPA) group of the industry association PlasticsEurope” auf der domain “bisphenol-a-europe.org” sich anschickt.
Abgesehen davon, dass der Text, der mit Fremdworten wie
- „endokrine Disruptoren“
- BPA-basierte Materialien
- „adverse“ Effekte
- östrogenähnliche Aktivität
- phytoöstrogen
- potentielle Verbraucherexposition
- Parameter
gespickt ist, die schlicht und einfach nicht zum durchschnittlichen Sprachgebrauch gehören, und damit (gewollt?) unverständlich ist, finden wir merkwürdige Wortkonstruktionen, deren emotionaler Gehalt zwischen (geschätzt) 45 und 95 Prozent des hochsprachlich möglichen beträgt:
- chemische Schauergeschichten
- moderne Mythen
- über das Internet verbreitete Gerüchte
- Angst vor negativen Auswirkungen
- angebliche negative Gesundheitsauswirkungen
All das ist kein Grund, sich aufzuregen, finden wir doch auch Beruhigendes:
- Die wissenschaftliche Datenlage
- sachgerechte Verwendung von Produkte
- viele natürliche Stoffe und alltägliche Lebensmittel
- Mengen, denen ein Mensch niemals ausgesetzt sein kann
- natürliche phytoöstrogene Wirkung
- Mehr-Generationen-Tierstudien
Andererseits ist aus wissenschaftlicher Sicht hier darauf hinzuweisen, dass Mythen keinesfalls als Schauergeschichten abgetan werden dürfen: Sie (jedenfalls die ursprünglichen Mythen) enthalten das Wissen, die Weisheit, die Erkenntnis unserer Vorfahren, und im Interesse einer gewissen kulturellen Kontinuität ist es angebracht, achtsam mit ihnen umzugehen.
Mehr als ein Körnchen Wahrheit enthalten sie allemal, und oft kommt es vor, dass mehrere Mythen im Kern das Gleiche erzählen – aus je unterschiedlicher Sicht, oder dass ein Mythos den anderen braucht, um verständlich zu werden.
Bei den “modernen Mythen” handelt es sich streng genommen far nicht um echte Mythen.
Die Geschichte vom “technischen Fortschritt, von der Verbesserung der Lebensqualität, als die LP von der CD abgelöst wurde” etwa, kann man durchaus unterschiedlich erzählen.
Von daher lässt sich unschwer erkennen, was die Bisphenol-Seite selbst erzählt: “Es war einmal ein guter Kunststoff…”
Und ein wenig denken wir angesichts der “sprechenden Domain” “bisphenol-a-europe.org”an die Auseinandersetzungen um die
– denn im Kampf um die öffentliche Meinung kann es schon etwas wert sein, kritische Aussagen in den Suchergebnissen nach unten zu drücken.
“Ganz frisch” deshalb hier noch folgendes Zitat:
Bedrohung aus der Plastikflasche
Britische Wissenschaftler in Exeter haben jetzt bei 90 Prozent der Bevölkerung hohe Mengen Bisphenol A nachgewiesen. … Forschungsobjekt: Urinproben von knapp 1500 US-Amerikanern. Die nachgewiesene Menge setzten sie in Bezug zu Krankheiten der Probanden.
Die Resultate sind erschreckend: so hat der Epidmiologe festgestellt, dass diejenigen mit der höchsten Konzentration von Bisphenol A im Urin mehr als doppelt so oft an Diabetes oder Herzerkrankungen leiden. Außerdem konnte er nachweisen, dass ihre Leberenzyme defekt sind.
Da Menschen in der Regel über einen langen Zeitraum hinweg nicht von ihren Ernährungsgewohnheiten abweichen, nehmen sie auch eine konstante Dosis Bisphenol A zu sich. Und gerade die Langzeitbelastung mit der Chemikalie halten die Wissenschaftler aus Exeter für problematisch.
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