Empfehlungen ohne Wirkung und die Wirksamkeit der eigenen Einsicht…
Geschrieben am 23. Juni 2009 von KPBaumgardt
Während Ernährungswissenschaftler mittlerweile dazu tendieren, zum Abnehmen Nahrungsmittel mit geringer Energiedichte zu empfehlen, bleibt das Dilemma, dass Ernährungsprogramme. die in Studien erfolgreich sind, in der “täglichen Praxis” eher wirkungslos bleiben.
Nach Ansicht der Psychologin und Ernährungsberaterin Susan Woods kann dies ohne eine langfristige und bedeutsame Verbesserung der psychischen Situation der Betroffenen nicht gelingen.
Die Patienten halten sich weniger an das, was ihnen empfohlen wird, und richten sich nach dem, woran sie glauben.
Die erlebte Unwirksamkeit der Maßnahmen sei subjektiv bestimmend; die Frustration durch eine gescheiterte Gewichtsreduktion führt dazu, dass Appelle und erhobene Zeigefinger nur die Angst (und Scham) wieder zu versagen, verstärken.
Anmerkung: Über die Auswirkungen gescheiterter Diät auf das Selbstwertgefühl gibt es allerdings keine geläufigen Studien, auch nicht über die Auswirkungen von Schönheits- und Schlankheitswahn.
“Erlebte Selbstwirksamkeit“
Vorrangig sei es daher, subjektive Theorien der Entstehung der Fettsucht zu entwickeln. … In psychologischen Studien hat sich die Angst vor dem Versagen als wichtiger Faktor erwiesen, der die Patienten abhält, Ernährungsempfehlungen zu beachten.
Das hieße, die “Patienten” tun lieber nichts, um keine Fehler zu machen. aber “nichts” machen kann auch ein Fehler sein…
Wer bisher bei der Gewichtsreduktion und dann beruflich oder sozial noch Misserfolge erlebt hat, wird auf die Suggestion, das eigene Verhalten ändern zu können, mit Angst und Resignation reagieren.
Nun könnte man vorsichtig die Widerstände thematisieren, die der Umstellung des Verhaltens entgegenstehen.
Wenn sich die Therapeuten im Gespräch, wie dies fast immer der Fall ist, allein auf die Empfehlungen zur Ernährung konzentrieren, werden in den Patienten Widerstände wachgerufen, warum es ihnen im Alltag unmöglich erscheint, ihr Verhalten zu ändern.
Werden vom Berater dagegen die Hindernisse im Umfeld angesprochen, die es Patienten subjektiv nicht erlauben, sich anders zu verhalten, dann folgt darauf nicht selten ein positiveres „Ja, aber“. Die Patienten äußern dann Wünsche und Motivationsgründe, Gewicht abzunehmen.
(Also eine kleine Umverteilung der Rollen, bei der der Therapeut zeigt, dass er sich in den Patienten hineinversetzen kann).
Es sei ein psychisch normales Phänomen, dass Patienten ihren Lebensplan nicht ändern wollten. Diese Tatsache stehe nicht selten im Widerspruch zu den Ratschlägen der Ärzte.
Den Arzt, der sich für meine Lebenspläne interessiert, habe ich allerdings bisher noch nicht kennen gelernt…
Susan Woods riet daher, Empfehlungen so zu gestalten, dass die Betroffenen ihre Lebenspläne weitgehend beibehalten können, selbst wenn die Behandlung dann nicht optimal sei. Doch bestehe dann erst überhaupt die Chance, dass Patienten Empfehlungen beachten. Diätberatung, so gesehen, erweist sich als durchaus schwierige Kunst, die von Ärzten besonders großes Einfühlungsvermögen erfordert.
Von der Wirksamkeit der eigenen Einsicht hatten wir es ja bereits in der Überschrift. Hier wäre vielleicht die ärztliche Einsicht gefordert, dass der Patient mit einem „Da müssen Sir nur wollen“ oder „ach, gerade jetzt im Sommer reicht doch auch einmal ein grüner Salat“ wenig angfangen kann. Es nutzt auch der direkte Hinweis auf die Diätfehler – was ja ein komplexes Thema ist, das sich nicht nur auf Essen und Trinken bezeiht – wenig…
FAZ-Artikel: “Wenn der Doktor die Kalorien zählt”
via Gesundheits-Blog: Dialog zwischen Darm und Gehirn
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