Vegetarische Ernährung und Esstörungen bei Jugendlichen

Ein gestern veröffentlichter Bericht bestätigt – bedingt –  die Ansicht, dass gesundheitliche Vorteile der „vegetarischen Diät“ die nachteiligen Effekte nicht überwiegen.

Den Wissenschaftler vom  College of Saint Benedict und der Saint John’s Universität, der Universität von  Minnesota und der  Universität von Texas, Austin, zufolge gibt es deutliche Anzeichen, dass es erhöhte Risiken für Essstörungen (bei Vegetariern) gibt, obwohl die Vegetarier der gesünderen Diät anhängen.

“Adolescent and young adult vegetarians may experience the health benefits associated with increased fruit and vegetable intake and young adults my experience the added benefit of decreased risk for overweight and obesity.
However, current vegetarians may be at increased risk for binge eating, while former vegetarians may be at increased risk for extreme unhealthful weight control behaviors,”
found the study.

Das Datenmaterial stammte aus einem „Project EAT survey“, einer Langzeitbefragung zum Ernährungsverhalten Adoleszenter und  junger Erwachsener im Alter von 15 bis 23 Jahren.  

Die Teilnehmer waren mehrheitlich (zu 85 %) nie Vegetarier gewesen,  11 % waren ehemalige Vegetarier und vier Prozent lebten zum Studienzeitpunkt vegetarisch.
Die Befragung umfasste die Frage nach impulsivem Essen, und ob die Teilnehmer dne Verlust der Kontrolle über ihr Essverhalten empfänden. Auch „extremes“ Gewichts-Krontrollverhalten, wie die Einnahme von Diätpillen, wurde protokolliert. 

Derzeitige Vegetarier aus der Gruppe der Älteren  (19-23) hatten einen niedrigeren BMI und waren mit geringerer Wahrscheinlichkeit übergewichtig oder fettsüchtig, verglichen mit jenen, die nie Vegetarier gewesen waren. 

In der Gruppe der Jüngeren (15-18) gab es einen höheren Prozentsatz der Teilnehmer, der, im Vergleich zu jenen, die nie Vegetarier gewesen waren,   “more extreme unhealthy weight control behaviors” zeigte.

Leider haben wir hier keine differenzierte Darstellung in Mädchen und Jungen, boys an girls.
Wahrscheinlich sind hier (wieder) mehr Mädchen als Jungs essgestört, und der Ausbruch dieser Krankheit in der Pubertät ist, wie die Manifestation narzisstischer Störungen, nun einmal alterstypisch.

Nach Ansicht der Forscher legen die Befunde nahe, dass die Ärzteschaft der rein vegetarischen Ernährung und den Beweggründen, dieser Art „Diät“ zu folgen, besondere Aufmerksamkeit schenken sollte, wenn sie Adoleszente und junge Erwachsenen zur „proper nutrition“ anleitet. 
Nun ist die „proper“ Ernährung sicherlich nicht verkehrt, was damit gemeint ist, können wir, die so ein umfassendes Wort nicht haben, uns aussuchen:

angemessen, anständig, dazugehörig, echt, eigen, eigentlich, einwandfrei, exakt, gebührlich, geeignet, gehörig, korrekt, maßgebend, ordentlich, ordnungsgemäß, passend, regelrecht, richtig, sachgemäß, sachgerecht, zuständig.

Es ist wohl auch die Pubertät der falsche Zeitpunkt, jemanden zum korrekten Essen anzuleiten, das sollte nach Möglichkeit schon weit vorher geschehen, möglichst, indem gute Vorbilder einfach die Möglichkeit bieten, sich mit ihnen zu identifizieren und sie zu imitieren.
Insofern beinhaltet die Studie in ihrem Arbeitsziel methodische Fehler, und die Esstörung, die tiefere Gründe hat, kann nicht mit Anweisungen beseitigt werden, schon gar nicht in einem Lebensabschnitt, in dem Autonomie (oder Scheinautonomie) das zentrale Thema ist.

Es kann natürlich sein, dass die Studie gewissermaßen das Pferd von hinten aufgezäumt hat. Mit der Essstörung, zum Beispiel dem unbedingten Willen, schlank zu sein, gehen automatisch gewisse Tabus einher, und die vegetarische Lebensweise ist ein sehr „gerader Weg“, um ein Tabu zu befolgen.

Allerdings kann man nicht mit statistischen Methoden verstehen, was ein Tabu ist und wie es entsteht.
Und ein Tabu kommt selten allein, zu strenge Tabus führen zu Problemen mit der Impulskontrolle, im Bereich des Essen auch zum „Binge Eating“, in der Folge zu Schuldgefühlen und Ängsten.
Insofern wirkt die Studie befremdlich und wie ein Aprilscherz.

 

Source:
Adolescent and young adult vegetarianism: Better dietary intake and weight outcomes but increased risk of disordered eating behaviors
Journal of the American Dietetic Association, Volume 109, Issue 4 (April 2009)
Authors: Ramona Robinson-O’Brien, PhD, RD, Cheryl L. Perry, PhD, Melanie M. Wall, PhD, Mary Story, PhD, RD, Dianne Neumark-Sztainer, PhD, MPH, RD.

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