gesegnete Mahlzeiten

„Gott bringt aus der Erde Heilmittel hervor/Kräftiger Weizen, Milch und Honig, Blut der Trauben, Öl“ Sir 38,4 und 39,26

Die Ernährungsweise prägt die Lebensweise, die Gesellschaft, die Kultur. Am deutlichsten wird der Einfluss der Produktionsweise beim Blick auf andere Kulturen, etwa solche, bei denen umfangreiche Bewässerungssysteme zu gesellschaftlicher Regulation führen, weil die notwendige und möglichst gerechte Verteilung des Wassers, die Grundlage des Gesellschaftssystems, ihre Auswirkungen hat.

Die „medizinisch“ optimale Ernährung … … beruht auf uralten Erfahrungen – Jagen und Sammeln haben viele Kulturen zugunsten von Ackerbau und Viehzucht aufgegeben, und die Lebensmittelprodukion beruht auf uraltem Wissen, uralten Erfahrungen.

Weizen, Wein, Milch, Öl und Honig

Wer da sagt, „Gott“ bringt diese Dinge hervor, identifiziert sich als Bauer und Züchter mit Gott, und würdigt die Natur als göttlich. Gesundes Essen ist der Natur abgerungen, ohne Domestikation nicht zu haben, während die Gesellschaft ihren Mitgliedern, wie ihren Zugtieren, das Joch auferlegt. Die Natur wird abgeschöpft, gemolken, ausgepresst, die Rohstoffe werden veredelt und in neue Produkte umgeformt, wie Brot, Käse, Wein.

Als Heilmittel galten Grundnahrungsmittel und die Stimulanz, das Abendmahl war alltäglicher, häuslicher Ritus, mit Sorgfalt behandelte Lebensmittel – und hier wurde nicht das Fleisch genannt – wirken heilsam, gesundheitsfördernd.

Die archaische Wortwahl, Traubensaft als „Blut der Trauben“ zu bezeichnen, verdeutlicht nur, welch hoher Wert der Kultivierung und dem Produkt beigemessen wurde – der Wein kam nicht einfach aus der Flasche, die Milch (die sicherlich auch zu Sauermilcherzeugnissen weiterverarbeitet wurde) nicht aus der Tüte.
Wir wissen zwar, dass Vollkorngetreide den Cholesterinspiegel senkt und vor Darmkrebs schützt, Milch Kalzium spendet, Honig entzündungshemmend ist, das damals im Nahen Osten vor allem verwendete Olivenöl eine messbar herzschützende Wirkung hat, aber wir tun oft so, als hätten wir deren heilsame Wirkung nicht nötig.

Wir tun so, als sei alles Wissen erst in der Neuzeit entstanden – weil erforscht und analysiert und statistisch aufbereitet. Wir hauen uns unsere Studien um die Ohren, auf den Schreibtisch oder ignorieren sie. Wir wissen, dass eine Tüte Weißmehl überall gleich viel kostet – ein Resultat der „wohltätig regulierenden Marktmechanismen“ – aber welche Lebensmittel in welcher Dosis heilsam sind, darüber haben wir keine Gewissheit – sonst hielten wir uns daran.

Nachtrag

In der Naturheilkunde gilt Essig als uraltes Hausmittel. So wurde Essig bereits in der vorbiblischen Zeit eingesetzt; im alten Babylon wurden die Ärzte „Essig- und Ölkundige“ genannt. Sie verwendeten die verschiedensten Essig- und Kräuteressigessenzen, um beispielsweise Schwellungen zu kühlen, Wunden zu säubern, Entzündungen, Fieber und anderes mehr zu lindern.

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Dieser Artikel gehört zu einer Serie über die Gesundheitsgebote des Jesus von Sirach. Die einzelnen Artikel ergänzen sich gegenseitig, und deshalb ist es sinnvoll, zu der Übersicht zu gehen.

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2 Kommentare zu “gesegnete Mahlzeiten”

  1. […] Weizen, Milch und Honig, Wein und Öl haben einmal als Grundnahrungsmittel, und/aber auch als Heilmittel gegolten. Beim Öl hat mit Sicherheit niemand an das im industriellen Messstab angebaute Rapsöl gedacht, es war das Olivenöl gemeint. […]

  2. […] Grundnahrungsmittel, Heilwirkung, Traditon, Schlichtheit […]

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Frische Kommentare

  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
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  • Julia: Da hast du recht, was das Fermentieren angeht, bin ich Spätzünderin 😂
  • Ulrike: Nachhaltigkeit und Produkte aus der Umgebung sind wichtig, da bin ich ganz bei dir. Alles...
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