Männergesundheit, Geschlechtsspezifische Ernährung und Gleichberechtigung der Geschlechter – Interview mit MANNdat e.V.

Der Begriff „Männergesundheit“ ist mit einem Artikel zum „Men´s World Day“ bei Fressnet.de eingezogen. In diesem Zusammenhang kann „Mann“ sich fragen, wie gleichberechtigt er denn ist.

Der Verein „Manndat e.V.“ hat das Ziel, Benachteiligungen von Männern bekannt zu machen und zu beseitigen. Ein Artikel der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE):  „Ernährungsphysiologische Differenzen zwischen Mann und Frau“ – Gender & Ernährung – männlich, weiblich, anders? – (via „Pimyourself“) gab den Anlass, dem Pressesprecher von MANNdat,  Eugen Maus, einige Fragen zu stellen:

 

FN: Herr Maus, wie relevant sind Studienergebnisse zu einem unterschiedlichen Ess-Stil bei Männer und Frauen, die sich evtl. mit einem „Männer essen Stullen, Frauen Schnittchen“ zusammenfassen lassen?

E. Maus: Wir verstehen uns als (außerparlamentarische) politische Initiative. Wie Frauen und Männer essen, sehen wir zuallererst als deren persönliche Angelegenheit. Insbesondere staatlichen Umerziehungsversuchen stehen wir sehr skeptisch gegenüber. Etwas ganz anderes sind private Initiativen, die wir durchaus begrüßen.

FN: Bei „Fressnet“ wird unter „Diät“ ja ein „gesunder Lebensstil mit Maß und Ziel“ verstanden. Frauen haben ihre „eigenen“ Zeitschriften, in denen Fragen der Ernährung, Rezepte und zunehmend auch Wellness eingehend besprochen werden. Haben die Frauen es dadurch leichter?

E. Maus: Es ist sehr zweifelhaft, wieviel bei dem ganzen Blätterwald an Frauenzeitschriften wirklich für Frauen rauskommt. Das ist ja zum größten Teil Kommerzialisierung, die vielleich sogar mehr „Nebenwirlkungen und Risiken“ zeitigt, als Nutzen. Das letzte was wir uns wünschen, ist nun so eine Buchstabensuppe auch für Männer – eine schreckliche Vorstellung, nicht nur für einen Feinschmecker.  

FN: Viele glauben, es gäbe eine spezielle Männer-Diät. Könnte es andererseits sein, dass Männer Gesundheitsprobleme eher als Frauen verdrängen? Eigentlich sind übergewichtige Männer ja auch nicht übermäßig „männlich“; haben Sie eine Erklärung, warum Männer diesen Zustand, wenn er denn eingetreten ist, relativ selten wieder ändern?

E. Maus: Als Psychologe habe ich rein privat natürlich Hypothesen, z.B. individuelle Gewinn/Verlustrechnungen: Was gewinne ich, wenn ich abnehme, was wenn ich esse und trinke? Aber dazu aus Sicht unserer Initiative:
Mangelnde politische Aufmerksamkeit für Gesundheitsprobleme von Männern wird oft damit begründet, Männer würden sich ohnehin nicht um ihre Gesundheit kümmern. Das ist natürlich zynisch. Wenn das denn so sein sollte, dass Männer sich zu wenig um ihre Gesundheit kümmern, dann könnte genau das beispielsweise ein Ansatzpunkt für Aufklärung sein.

Frauen wird schon sehr früh eine höhere Aufmerksamkeit für ihren Körper nahegebracht (z.B. bei Untersuchungen zur Verschreibung der Pille) Es gibt großangelegte Programme zum Brustkrebsscreening, Frauengesundheitszentren, einen Frauengesundheitsbericht für die Bundesregierung. Nichts dergleichen für Männer. Würde man auch Jungen und Männer frühzeitig ein Gesundheitsbewusstsein vermitteln, dann könnte sich das Verhalten sehr wohl ändern.

FN: Der „Männertag“ ist relativ unbemerkt vorbei gegangen. Gorbatschof hatte bei der Ausrufung wohl vorwiegend Fragen der Gesundheit der Männer im Auge, die schon beim Blick auf die unterschiedliche Lebenserwartung als vordringlich erscheinen. Wo liegen beim nächsten „Tag des Mannes“ Ihre Prioritäten?

E. Maus: Der internationale Männertag hat bislang noch wenig Bedeutung erlangt, aber das ist letztlich Sache der Initiatoren, dafür zu sorgen. Für uns ist jeder Tag Männertag. Aber werden wir um den Internationalen Männertag herum inzwischen häufiger angefragt und bringen dann natürlich unsere Themen ein. Wir konnten unsere Positionen inzwischen in zahlreichen Medienbeiträgen und auch in persönlichen Gesprächen mit Politikern einbringen. Die gleichberechtigte Hautkrebsvorsorge für Männer beispielsweise wäre möglicherweise ohne unsere Einflussnahme nicht so schnell gekommen.

FN: Den Begriff „Gender-Mainstreaming“ kann man wohl nicht als allgemein bekannt voraussetzen. Sollte Mann ihn verstehen, und wenn ja, warum?

E. Maus: Vordergründig nimmt das Programm GM bzw. nehmen seine Initiatorinnen in Anspruch, einen geschlechtersensiblen Blick auf alle politischen Maßnahmen richten zu wollen. Angeblich ist das also ein Programm für Frauen und Männer. Aber selbst wenn man diesen Anspruch ernst nimmt, dann zeigt die Praxis doch, dass GM nichts als eine weitere Schiene der Frauenförderung ist.
Das Programm wurde von Feministinnen initiert, es ist im Frauenministerium angesiedelt, und nirgends ist erkennbar, dass spezifische Probleme von Männern damit beseitigt werden sollen, wiewohl die Milliarden dafür überwiegend von Männern erwirtschaftet werden. GM ist ein weiterer Versuch, das Gleichberechtigungsgebot im Grundgesetz zu einem Frauenfördergebot umzufunktionieren.

FN: Herr Maus, vielen Dank für das Gespräch!

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