Was Prä-, Pro-, Post- und Psychobioten mit Stimmung und (Über-) Gewicht anrichten
Geschrieben am 8. April 2023 von KPBaumgardt
Als die Stuttgarter Zeitung am 19.02. einen Artikel „Gesundheitstrend: Die Postbioten kommen!“ herausbrachte, war von dem Trend mehr zu lesen als zu spüren.
Immerhin hat in dem Zusammenhang eine Suchmaschine „Postbiotika kaufen“ als denkbare Anfrage vorgeschlagen, doch da mit „Postbiotika“ die Ausscheidungen („Stoffwechselprodukte“) der Probioten, wie z. B. Milchsäure oder auch Alkohol und Co2 samt gegebenenfalls der durch Erhitzung o. ä. abgestorbenen probiotischen „Keime“ bezeichnet werden, gibt es für Yoghurt- und Sauerkrautesser keinen weiteren Bedarf.
Die Erweiterung des Sprachschatzes rund ums Biom im „narrative Review“ erinnert an die Bedeutung von Darmbewohnern und Fermentation, ein eigentlich interessantes bis faszinierendes Feld, auf dem ich schon vor langer Zeit recherchiert hatte, nachzulesen unter „Darmgehirn, Darmbakterien, Stimmung und Übergewicht„.
Zwischen Kimchi und Sauerkraut: Chinakohl und Rettich mit Salz und etwas Chili, von Hand komprimiert im Drahtbügelglas und fünf Wochen fermentiert. Dazu frische Frühlingszwiebel mit Hanföl.
Bifidobakterien verändern die Gestimmtheit. Milchsäure macht Mäuse mutig.
Das war die „sensationelle“ Essenz meiner o. a. Internet-Recherche, und so war auch der folgende Fund weniger überraschend:
Psychobiom: Darmflora beeinflusst die Psyche und umgekehrt
Jeder Mensch hat eine individuelle Zusammensetzung verschiedenster Darmbakterien. Diese sogenannte Darmflora bestimmt mit, ob wir uns depressiv, munter oder ängstlich fühlen. Das „Mikrobiom“, also die Gemeinschaft der Kleinstlebewesen im Darm (Bakterien, Pilze), das Einfluss auf unser psychisches Befinden nimmt, wird „Psychobiom“ genannt.
Der Mensch als leib-seelische Einheit mit all ihren Affekten erkennt „so langsam“ die Bedeutung von Sauerkraut und Kimchi, Joghurt und Kwas, Bionade, Kefir und Rohkost.
In der Ernährungsberatung wird auch der Standpunkt vertreten, dass die wenigsten Entscheidung rein verstandesmässig getroffen werden, so dass eine Ernährungsumstellung durchaus 2-3 Jahre in verlässlicher Begleitung brauchen wird, mit dem Ziel, eine lustvolle Ernährungskompetenz zu erlangen. Dementsprechend groß ist der Bedarf an Langzeit-Adipositas-Seminaren.
Im Bereich „Schulung“ sind z. B. Kurse zu „Fermentation“ denkbar – wegen Kompetenz, Selbstwirksamkeit und Selbsthilfe.
Ähnlich wichtig wie das Essen ist der gekonnte Umgang mit dem Trinken, das eine Doppelfunktion hat, wie der Mythos berichtet: Narziss hatte beim Trinken (aus der Quelle, wo er sich in sein Spiegelbild verliebte) einen „anderen Durst“ entwickelt. Das Sprichwort „Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen“ übertreibt also nicht, alles hat seine Funktion, wenn es auch nicht immer optimal zugeht.
Die aktuelle Diskussion der Werbung im Lebensmittelsektor, die sich häufig an Kinder richtet und sie zu zuviel Süßkram-Konsum verführen will, zeigt den Mangel an kritischer Ernährungskompetenz bei den Eltern, zeigt auch, dass „das Umfeld“ auf die Einzelnen und ihre (unbewussten Kauf-) Entscheidungen einwirkt.
Neue Produkte auf den Markt zu bringen, wird manchmal als Angriff gegen die Gewohnheiten verstanden, und nichts ist so mächtig wie die Gewohnheit. Ein „biomgesunder“ Tempeh-Bratling auf Kimchi fällt in diese Kategorie, ist aber auch selten und schwer zu bekommen, also wertvoll.
Fermentierte Tomatenmark-Mandelcreme mit paniertem Sojatempeh-Stäbchen – genauso schön und gut wie Fischstäbchen und gleichzeitig die fleischlose, nachhaltigere, also zeitgemäße Alternative.
Es ist anzunehmen, dass solche Speisen das „Darmbiom“ fördern und (indirekt) positiv aufs Gemüt wirken: Die Darm-Hirn-Achse ist ein in zwei Richtungen verlaufendes Kommunikationsnetz, das das Darm- und das Hauptnervensystem miteinander verbindet.
Dieses Netzwerk ist nicht nur ein Bestandteil des Körperbaus, es umfasst auch „Kommunikationswege“, die Drüsen und Körpersäfte, Stoffwechsel und Immunsystem betreffen.
Auch am Kartoffelsalat lässt sich aufzeigen, dass es fast immer eine große Bandbreite an möglichen Rezepten gibt. Auch hier lassen sich Fermente „einarbeiten“, um Geschmack und Genuss, der oft auch eine Frage der Erwartung , Erfahrung und Wahrnehmung ist, positiv zu beeinflussen.
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