Agrarkrise, Ernährungskrise und die Phantastischen Neuen Maultaschen

Die Landwirtschaft ist nicht am Ende, aber auf dem Weg dorthin – in einem Teufelkreis aus Effizienz, Chemisierung, Rationalisierung, Umweltzerstörung durch Überdüngung und Monokulturen, ökonomischen „Zwängen“. So klingt es in einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung:

„Das Verhältnis zwischen Landwirtschaft und dem Rest der Gesellschaft ist angespannt. Viele Faktoren spielen eine Rolle dabei: preisbewusste Verbraucher und ein hochkompetitiver Handel. Agrarsubventionen mit ihren Anreizen und Fehlanreizen. Die Sprachlosigkeit zwischen Bauern und Konsumenten. Ein kompliziertes Knäuel ist entstanden, aus Regulierung und Deregulierung, aus technischem Fortschritt und Grenzen des Wachstums, aus gesellschaftlichen Ansprüchen und den Gesetzen der Ökonomie.“

Es geht um Zukunft, Erosion und Ethik, Milliarden-Subventionen, Entfremdung, Gesunde Ernährung für die Bevölkerung der einen Welt und immer wieder ums Geld, vor allem aber nicht so weiter wie bisher. Von den Zukunftsprojektionen mit Wüste in Spanien und Savanne in Frankfreich, Palmen in Berlin und dem Rhein als Rinnsal reden wir hier erst mal nicht. Es gibt viele Vorstellungen, die die Agrarwende betreffen, bei der Ernährungswende ist das Bild uneinheitlich…

 

Grüne Bohnen, Maultaschen mit Rote-Beete-Süßkartoffelfüllung auf Kichererbsen mit Tomate damit verlassen wir den Bereich des Üblichen, kombinieren unter Anlehnung an Gewohntes neu, und es schmeckt: „Mega“. Das war kurz gesagt, im aktuell allgemeinen Sprachgebrauch hieße das eigentlich „Megageil“ – der Ausdruck ist beliebt, aber  „sexistisch“, kommt nicht zur Sache: Es geht  ja einfach darum, dass das Essen alles bietet, um gesund satt zu werden – mit der Voraussetzung, dass es schmeckt, sowieso.

 

Kenner erkennen es auf den ersten Blick: Hier geht es nachhaltig zu, zweimal Hülsenfrüchte, nichts tierisches, wenig Mehl und pflanzliche Füüllung:

So ein Maultaschen-Nudelteig (oder Teig für Ravioli) soll nicht zum Reißen neigen, soll hochelastisch sein, und es gibt so viele „Geheimrezepte“ dafür, dass viele Profi- und Hobbyköche damit nichts zu tun haben wollen.

Schauen wir uns das Ganze erst mal ungekocht und noch mehr im Detail an:

Der Teig ist hier mit hochfeinem italienischen Weizenmehl, Dinkelgrieß, Ei, einem TL Olivenöl und Salz geknetet, hatte viel Zeit zum Ruhen und ist ein paar mal durch die Nudelmaschine gekurbelt worden. Wenn das zur Routine geworden ist, ist es immer noch jedes Mal spannend 😉

 

Was das „Bett“ für die Maultaschen betrifft, ist es zweckmäßig, einen Tag oder zwei Tage zuvor ein schlichtes „Kichererbsen-Tomaten-Dal“ zu kochen, und davon noch etwas übrig zu lassen:

Die Sauce/Suppe ist nicht so feuerwehrrot, wie das bei einer Tomatensauce möglich ist, denn hier war selbstgemachte Gemüsebrühe im Spiel, die von den mitverwendeten Zwiebelschalen gefärbt war.

 

„Die Stromkosten pro Kochvorgang reduzieren sich … um die Hälfte“, wenn man den Topf mit einem Deckel versieht, gegenüber dem Kochen mit offenem Topf.

Übers Einweichen von Hülsenfrüchten vor dem Kochen und  über die Stromspar-Optionen mit dem Muilticooker erfährt man nichts auf einer regierungsamtlichen „Energiespar-Hinweisseite“, die heute das Wissen der 50-er Jahre repräsentiert. Nebenan können kleine und mittlere Unternehmen ihre Digitalisierung  beantragen, das sollte man mal testen, z.B. für die Einführung einer gesundheilich relevanten, nicht-kommerziellen Gesundheits-App, die sich auf Ernährung und gesundes  Körpergewicht konzentriert.
Investieren  in den sozialen Sektor, in Bildung, Gesundheit und Kultur – also nicht direkt gewinnorientierte Investitonen schaffen ja auch einen Mehrwert!

 

„Prinzessbohnen“ aus Deutschen Landen (gern auch mal mit Dill statt Bohnenkraut)  haben ein Problem mit der Saisonalität, und so lassen wir uns ganzjährig aus anderen Kontinenten beliefern, was sich nicht mit unseren Klima-Überzeugungen vereinbaren lässt.
Die Tomaten-Meerettichsauce in der Tasse dominiert dieses vegane Gericht – auch hier gilt es, etwas mehr zu kochen, das dann bei dem Maultaschen-Gericht vom Anfang gebraucht wird.

 

In der Lebensmittelindustrie gibt es den Trend, „vegane Fleisch- und Fischersatzprodukte“ zu entwickeln und recht gewinnbringend zu vermarkten, so dass neuerdings auch vegane, panierte Stäbchen in der Tiefkühlung bereitliegen, die an Fischstäbchen erinnern: Die Lebensmittelindustrie geht auf Trends ein, setzt und beeinflusst Trends.  Der vegane Einkauf 2020 spült – so hätte es das Marketing gern, und so macht es die Werbung vor – „Mega coole neue Produkte“ in die Privathaushalte…

Der  „Trend dahinter“ bedeutet, sich die „Küchenarbeit“ möglichst komplett abnehmen zu lassen zugunsten vorkonfektionierter Waren. Wenn schon bei der Fernseh-Kochshow „Küchenschlacht“ Rote Beete nicht frisch verarbeitet wird, sondern verschweißt und vorgekocht daherkonnt, ist das wohl deutlich.

Und eigentlich sollte doch die Abfallvermeidung, einschließlich Verpackungsmüll, so sehr im Trend liegen…

 

 

Abschließend: Noch ein paar *kleine Feinigkeiten*:

 

Fairer Handel mit der „Dritten Welt“ soll durch zertifizierte Waren, die dann in „Dritte-Welt-Läden“ vertrieben werden, verwirklicht werden. So gibt es jetzt eine „Choco4change“ – „Klimaschokolade„, und niemand vom Vertrieb hat geahnt, dass deren Absatz erheblich verstärkt werden kann, indem die #Biolebensmittelgrundversorgung eingeführt wird…

 

 

Upcycling“ – Strategie gegen Lebensmittelverschwendung

Okara ist ein Produkt aus Sojabohnen – die Sojapulpe. Es fällt bei der Verarbeitung der Sojabohnen zu Sojamilch oder Tofu an und besteht zum größten Teil aus hochwertigem Protein, Stärke und Ballaststoffen. Außerdem gilt Okara als ein relativ guter Lieferant für „pflanzliches“ Eisen in der Ernährung.

Die Möglichkeit, Okara bei der Tempeh-Herstellung zu verwenden, wurde nicht erwähnt.

 

 

Weißwurstpizza

Während „heuer“ das Oktoberfest ausfällt, ist das  „Okotberfest at Home“ ausgerufen worden, und plastikverschweißte  Schweinshaxn bayrischer Art aus niedersächsischer Produktion (mit Farbstoff) präsentieren sich im hessischen Aldi.

Daneben soll es auch tiefgekühlte, mit Weißwurstscheiben belegte Pizza geben – das finden genug Konsumentn witzig, und es gibt tatsächlich den Typus mit einer Einstellung wie:

„Ja, ich würde die Pizza kaufen und zubereiten und essen, nur um sagen zu können: “I did it!“

So oder so – die „Pizzabäcker“ werden ihr Zeug los!

Emissionsarm einkaufen

Schön, in einem reichen Land zu leben – Deutschland ist so reich, dass es Geld an Autokäufer verschenkt, wenn sie ein (meist koreanisches oder amerikanisches) akkubetriebenes Mehrzweckfahrzeug kaufen. Ob es effektiver wäre, den „Verbrenner-Fahrer*innen“ auf dem Supermarkt-Parkplatz Parkgebühren abzuknüpfen?

Für so einen Feldversuch ist es wohl zu spät. „Die Wissenschaft“ hat es versäumt, eine unerlässliche Studie durchzuführen.

 

Die Diätfrage der Woche:

Welche der gewöhnlich 7 Mahlzeiten am Tag lässt man bei einer Diät weg?

Wir haben ganz offensichtlich ein Luxusproblem; bei sieben Mahlzeiten pro Woche würde niemand so etwas fragen.

 

 

1957

Unglaubliches zum Thema „Verhungern“

 

 

 

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  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
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