Kulturwandel und Ernährungswende – Unbedingt!

Einen „Bohlen-Rausschmiss bei RTL“ hatte der Tagesspiegel zu vermelden, denn „Er hat das Pöbel-TV erfunden, doch damit ist jetzt Schluss“.
Prall gefüllt mit Neuigkeiten auch der nächste Satz: „Nach 20 Jahren lief «Deutschland sucht den Superstar» am Wochenende zum ersten Mal ohne Dieter Bohlen.“

Ja, ja, 20 Jahre sind eine lange Zeit, ein drittel oder viertel Fernsehzuschauerleben, beinflusst von einem Fernsehmacher, der was aus seinem Leben gemacht hat. Mehr oder weniger, häufig mit verspiegelter Sonnenbrille, als Dauerjuror, Entertainer und Prodzent.

„Dieter Bohlen war einzigartig in der deutschen Fernsehlandschaft. Seine Absetzung erzählt auch die Geschichte eines Kulturwandels.“

Stimmung, Begeisterung, Siegerpose, reißerisch inszeniert in der Kulturrhetorte.

So mancher Kulturwandel wäre darüber hinaus wünschenswert. Deutschland sucht unentwegt, nach Super-Models, Spitzen-Hobbyköchen, Bestseller-Autoren, historisch bedeutsamen Superkanzler*innen, immer mit einer Jury im Nacken, immer im Wettbewerb um Höchstleistungen.

Was hinter seiner Absetzung steckt, wollen wir garnicht wissen. Das chauvinistische Benehmen, die rüpelhafte Männlichkeit tut keinem der rund 3 Millionen Zuschauern gut, das gilt auch für die bereits mitgedachten Zuschauerinnen. Die Medienwelt hegt

„… ungewollte, unterschwellige Vorurteile. Die meisten Film-Gewerke sind ja von vorneherein gegendert gedacht. Während im Bereich Make-up und Kostüm zu 90 Prozent Frauen arbeiten, ist das Verhältnis bei Kamera und Ton umgekehrt. Das hat mit Geschlechterzuschreibungen zu tun. So werden Frauen in der Branche immer noch als Risiko gesehen und vermutet, dass sie nicht alles fürs Projekt geben, weil sie sich nebenbei ja noch um Haushalt und Kinder kümmern müssten.“

 

Insofern müssen wir „das mit dem Kulturwandel“ berücksichtigen – man könnte meinen, wegfallende Arbeitsplätze in allen Bereichen – von industrieller Produktion bis Einzelhandel sei schon genug Kulturwandel, auch die Rollenbilder ändern sich, und Bohlen wird zum Beispiel für aussterbende Showbusiness-Dinosaurier.

„Die Suppe“ bleibt – grammatikalisch – weiblich. Sie hat sich hier ein wenig vorgedrängelt und will beweisen, dass sie sich auch ohne Fleisch, hier jedoch mit Knochen, machen lässt. Basis ist also ein Sud von Putenknochen, Zwiebel, Ingwer – und auch ein paar Karottenschalen sind hierfür ausgekocht worden. Ob hier auch der beliebte und unschädliche Umami-Geschmack wahrnehmbar ist, kann ich nicht sagen. Immerhin: Maggi ist hier völlig entbehrlich. Sie braucht keinen Geschmacksverstärker wie Glutamat.

 

„Die Welt retten – mit Glutamat ist unbedenklich“

– sagt Mai Thi Nguyen-Kim, die in Zukunft vielleicht Harald Lesch und einen zaubernden Fernseharzt ablösen wird – oder sich auf YouTube beschränkt.

Die Melodie des Vortrags, verwendet bei einem durchschnittlichen Beipackzettel, könnte auch hier eine gewisse Pseudospannung erzeugen. Kompakter und informativer finde ich das nicht-spektakuäre Video Genussmythen – Glutamat ORF HEUTE KONKRET – dass hier keine Million an „Klicks“ zusammenkommt, stört ja nicht.

Wenn Mai Thi Nguyen-Kim ernsthaft ankündigt, zu untersuchen, wie weit Glutamat Fleisch-Verzehrern Veganes höchst schmackhaft mache, um durch die folglich fallende Nachfrage nach Fleisch vielleicht Urwälder und die ganze Welt zu retten, ist das Illusionismus auf dem Boden öffentlich-rechtlicher Medienproduktion. Wo Geschmacksverstärker, also eigentlich Appetitverstärker, in von der Natur gewollten Form vorkommen, sollte man sie genießen.

Gegenüber der Idee, uns mit Geschmacks-Manipulationen künstlich unersättlich zu machen, wäre ein weiterer Kulturwandel nützlich. Das Grundübel – die gewissenlose Profitorientierung der Nahrungsmittelindustrie am BeispielGlyphosat – Urwaldrodung – Soja-Produktion“ zwingt eigentlich zur politischen Umorientierung:

Die Fehlgeburten nahmen zu, die Missbildungen, die Probleme mit den Atemwegen, dem Kreislauf, den Augen, den Nieren, der Haut, dem Magen. Die Krebsfälle häuften sich. Es heißt, im argentinischen Mittel sei jeder Fünfte bis Sechste von einem Tumor betroffen – in einschlägigen Agrargebieten soll es dagegen teilweise jeder Dritte sein, mancherorts sogar jeder Zweite. Irgendwann häuften sich die Berichte aus Monte Maíz, Avia Terai, La Leonesa oder Ituzaingó, die von gewaltigen Monokulturen umzingelt sind.

 

„Maultaschen mit Champignon-Cremefüllung in Tomaten-Basilikumsauce, mit geriebenem Käse bestreut“ – wer den Eindruck größer gestalten will, kann das, und sogar eine noch größere Darsteluung wählen. Eine Herkunftsangabe gibt es auf dem Etikett der Tomaten-Saucen-Glasflasche nicht, und das Wissen, dass „ItalienischeWare“ auch schon mal „Hergestellt in China, umgefüllt in Italien“ bedeutet, macht auch nicht froh: Das ist im Supermarkt auch schon die ganze „Orientierung an den Interessen der Verbraucher“.

Absolut zu empfehlen ist in dem Zusammenhang, sich im Umgang mit der Nudelmaschine eine gute Portion Routine zu erarbeiten – hier hatte ich zunächst einen zu trockenen Teig, der beim Dämpfen lederartig wurde – die Tomatensauce schaftte mit der nötigen Feuchtigkeit Abhilfe.

 

So geschehen im Multicooker – wir werden gleich noch sehen, wer den warum und wozu empfiehlt, doch zunächst kommt die überzeugte Empfehlung, für Reis doch unbedingt einen Reiskocher zu benutzen:

Pocket Hazel gibt sich entsetzt angesichts eines BBC-Lehrvideos über „Eierreis“, der ja aus asiatischer Perspektive ausschließlich nur dann gemacht wird, wenn noch Reis vom Vortag übrig ist. Manche verwenden hierbei Glutamat, andere, sie und ihre Familie, nicht, aber vielleicht sei Glutamat auch bereits in der Austernsauce enthalten.
Daran werde ich mich auch halten, und bei der nächsten Gelegenheit den „asiatischen Bratreis mit Ei“ erkunden. Es sprechen ja immer wieder neue Gründe dafür, wirkliche Zurückhaltung beim Fleischverzehr zu üben und vertrauenswürdige Lieferanten zu wählen:

Diese Bilder und die Geschichte der abgebrannten Fleischfabrik in Alt-Tellin dürften symptomatisch für „unsere“ Landwirtschaft sein, eine schlechte oder missachtete Brandschutzverordnung, der allgemeine Tenorlautet mitleidlos „kann vorkommen“, 57.000 verbrannte Schweine müssen jetzt ganz schnell verdrängt werden, damit bei der Ursachen-Ermittlung nichts ursächliches zu finden ist und ein Bauernopfer reicht, um den Schaden „wieder gut zu machen“.

 

Die Diskussion über „Osterruhe und Herunterschalten“ (ein Wort wie „Lock-Down“ hat sich ganz klammheimlich in die Deutsche Sprache gemogelt und alle tun so, als wüssten sie, was es bedeutet – deshalb kann man dafür oder dagegen sein und „es“ oder „alles“ sowieso satt haben) – diese „Diskussion“ schaltet die eigentlich fällige Reform der Gesundheitssituation insgesamt gleich ab.

Vom Bio-Rhytmus her betrachtet ist eine „Osterruhe“ ja nicht nachvollziehbar, alle Winterschläfer sind unterwegs, die Jugend will vielleicht in den Mai tanzen und schon vorher draußen spielen.

Die Kanzlerin hat sich in einem Fernsehformat, das wie das öffentliche Gespräch unter Freundinnen wirkte, nochmals entschuldigt – es dreht sich wirklich alles nur um diese Viren, und keine Rede ist von den Ursachen, der Ausbreitung durch den Menschen, der glaubt, Wildtiere verdrängen und verspeisen zu dürfen und zu müssen.

Das Vertrauen der Nachläufer*innen in ihre Impfluenzer*innen muss schwinden, wenn Letztere alleine und gegeneinander oder garnicht entscheiden wollen – wenn der Dialog mit der Bevölkerung nicht funktioniert, weil die zu dumm ist, kann man gegensteuern, wenn man kein „Zusammen“ will, sondern Versagen und Wirtschaften in die eigene Tasche vertuschen muss, kann man sich abwählen lassen.

Wenn die politische Führung unsere Umwelt schon nicht nach den Regeln von Ökologie und Nachhaltigkeit behandelt wissen will, soll sie auch die Bürger, die die Umwelt verschandeln, zumindest symbolisch fördern:

Es gibt sie ja tatsächlich, diese „Steingärten des Grauens“, und es gibt Bücher, Filme, Zeitungsartikel dazu – wie auch Gegenentwürfe, jedoch wenig Rückumwandlung. Dass Helmut Kohl noch blühende Landschaften versprochen hatte, hat hierzu wenig Zusammenhang, heute fehlt die Wertschätzung für die hobby-) gärtnerisch erzeugten Lebensmittel, „urbanes Gärtnern“ bleibt utopisch angesichts der privaten Personenkraftwagen, deren Privat-Parkplätze Flächen, die begrünt sein sollten, blockieren.

Wie gelingt die Ernährungswende?

Wenn wir an Schlossgärten, Stadtgärten, Apotheker- oder Klostergärten denken, oder auch die Bauerngärten, mit oder ohne „angeschlossene“ Federviehhaltung, gibt es hier wohl mehr Abnahme als Mehrung. Manche Spitzenrestaurants bewirtschaften eigene Gemüse- oder Kräutergärten, um mit ganz frischen Produkten den kleinen, feinen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz, das Quäntchen mehr Geschmack für die Gäste zu erreichen, aber Eigenheimbesitzer*Innen bevorzugen den englischen oder spanischen Rasen und kaufen die Kräuter im Supermarkt oder rühren eine Tütensalatsauce an.

 

Noch ein paar Anmerkungen zur Nahrungszubereitung:

Deren Bedingungen ändern sich, die „Außer-Haus-Verpflegung“ (*) wird bedeutsamer und Verbesserungen sind nachvollziehbar möglich. Wer selbst kocht, profitiert wahrscheinlich hiervon:

 

Also, vollwertige Ernährung ganz einfach:

  1. Keine Limonade, sondern Wasser (oder Tee, möchte ich ergänzen – Etwas Feines ist auch Mate-Tee).
  2. Hoch verarbeitete Lebensmittel gar nicht (auch nicht für „Vorratszwecke“) anschaffen.
  3. Sich einen „Multicooker“ zulegen.
  4. Sich auf eine Handvoll Rezepte, die sehr gut, aber schnell sind, konzentrieren.
  5. (Mindestens) doppelte Portionen kochen – als Kurzzeitvorrat, um Zeit und Arbeit zu sparen.

Und damit tritt das ultimative Osterlämmchen auf, zeitgemäß mit atmungsaktivem Deckchen, damit auch dieser Artikel endlich zum Ende kommt:

 

 

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