Ernährung und Ökologie, Diät und Umweltschutz (Fortsetzung)
Geschrieben am 5. Juli 2020 von KPBaumgardt
2007 muss ich in einer Phase des Sammelns gewesen sein – ich hatte Mosaiksteinchen gesammelt, zum Beispiel das Problem mit der Co2-Bilanz bei Lebensmitteln aus fernen Landen. Das hatte ich mal eben in ein Gesamtthema namens
Ernährung und Ökologie, Diät und Umweltschutz
eingeordnet.
Da ist es an seinem Platz innerhalb des Gesamtbilds, und wenn wir „Diät“ richtig verstehen, können wir das Wort auch mit „Lebensstil“ übersetzen, der wiederum einen eigenen Themenkreis rund um die psychische Verfassung, das entsprechende Verhalten und die Ausgewogenheit von beispielsweise Arbeit und Ruhe, Essen und Trinken und so weiter umfasst.
Ohne Nahrung keine Ernährung, logischerweise auch keine Nahrungsmittel ohne Landwirtschaft, ohne „Nahrungsmittelproduktion“, da die Zeiten des Jagens und Sammelns im Wesentlichen abgeschlossen ist, und zwar unwiederbringlich.
Wie bereits der Blumentopf auf der Fensterbank ein kleines Biotop ist, findet Landwirtschaft im „großen Ökosystem“ statt, zu dem Banales und Merkwürdiges gehören: Unter anderem Sandwüsten, Betonwüsten, Salzwüsten, Eiswüsten, Wasserstraßen, Autobahnen, Schlachtfelder, Heldenfriedhöfe und Truppenübungsplätze. An den letztgenannten, eingezäunten Orten sind auch seltene Pflanzen und Tiere zu finden, heißt es, doch es sei, unter Berücksichtigung der kriegerischen „Natur“ des Menschen, (weil ja der „Krieg Vater aller Dinge“ sei) eine illusorische Idee, sie zum Naturschutzgebiet zu erklären.
Es gibt sprachlich noch die alten Formeln von „Feld und Wald“ und „Stadt und Land“, doch die Gegensätze lösen sich auf, aus Feldern wird Bauland, Wald ist nicht mehr wild und still, und zunehmend wichtiger werden Feuerlöschschneisen zwischen den nadelnden Monokulturen, die der Borkenkäfer sich erobert. Die verdichteten Städte bringen Schlafstädte hervor und werden zum Ort für „Agrikultur“ mit Kunstlicht oder vertikaler Gärtnerei.
Wir verbrauchen, versiegeln Land, statt es zu nutzen – wie lange noch, und wie das gutgehen soll, kann niemand sagen. Dem Land zu nutzen, wäre auch eine Idee, die mit dem biblischen Beherrschungsgebot konformer geht als die gegenwärtige Praxis der Zerstörung. Urwälder werden im großen Maßstab zu „Sojaland“, wegen dem Futtermittelbedarf aufgrund des „Fleischhungers“, aus Gewinnstreben, und diese Felder sind bald ausgelaugt.
Zu viel Fleisch macht krank, zu viele Tiere, die mit Kraftfutter schnell gemästet werden, verbrauchen mehr Kalorien (Ressourcen), als die Erde hergibt, deshalb kam die Idee auf, dass wir uns global und verantwortlich ressourcenschonend sehr pflanzlich ernähren, damit für die globalen Nachbarn genug zu essen bleibt, statt in der Tiermast an den hungrigen Menschen-Mündern vorbei verfüttert zu werden.
Zu viel im Vergleich zur „magischen Ziellinie“ verzehren wir an Rindfleisch, „stärkehaltigem Pflanzenzeugs“ (hier stellen sich noch einige Fragen – zugesetzter Zucker scheint in dieser Aufstellung nicht zu finden zu sein), Eier, Geflügel, Milchprodukte; bei sonstigem Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten/Leguminosen, Vollkornprodukten und Nüssen bleiben wir unter den Vorgaben…
Die – im globalen Maßstab betrachtet – Reichen essen so viel Fleisch, dass die Nahrung insgesamt nicht reicht: „Wir essen zu viel Fleisch“. Mangel, Hungern und Verhungern im einen Teil der Welt, Überfluss und Übergewicht im anderen. Das Übergewicht, das vom industriell gemachten, geschönten und geschmacksverstärkten Billigessen resultiert, hat hierbei eine Sonderrolle. Wo der Zugang zu bezahlbarer Frischware allzu eingeschränkt ist, kann man auch nicht sparen, indem man selbst kocht.
„Immer mehr Alltagsgourmets experimentieren mit selbstgemachtem Tempeh und neuartigen Zubereitungsformen“ – das war Optimismus pur oder Galgenhumor…
Wo – warum auch immer (und das wäre die interessantere Frage) – zu viel gefuttert wird, lagert der Körper Energiereserven ein und es entsteht Übergewicht oder als Steigerung Adipositas.
Adipositas ist eine chronisch-fortschreitende Krankheit, die aufgrund der Vielzahl an Folge- und Begleiterkrankungen eine enorme Herausforderung für Patienten, Behandler und das Gesundheitssystem darstellt. Übergewicht und Adipositas sind nachweislich Auslöser von mehr als 60 Folge- und Begleiterkrankungen – darunter chronische Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus Typ 2 und Krebserkrankungen.
Damit hat es sich dann auch. Bei Corona gibt es Pläne für den Fall der zweiten Welle, die Übergewichtsraten steigern sich oder bewegen sich nicht nach unten. Fresswellen gingen einher mit gesteigerter Produktivität der Nahrungserzeugung, Zerstörung von Biotopen und größeren Normportionen, als Gesellschaftsspiel (Na, welcher Promi hat mal wieder abgenommen oder ein Buch darüber geschrieben?) wurde der Krampf betrieben, der als „Diäten“ begriffen wurde. Die bekannteste, ewig junge Repräsentantin dieses alten Gewerbes: Brigitte Weight-Watchers.
Als ich die „neue planetary health diet“ hier auf dem Blog vorgestellt hatte, hatte ich nebenbei auch einen Artikel zum Zusammenhang von Herz- und Kreislauferkrankungen und „Fehl/Mangelernährung“ angesprochen – rund die Hälfte der US-Bürger ist in der Hinsicht belastet.
Was die (überwiegend) pflanzenbasierte Ernährung betrifft, sage ich nicht: „Man muss es nur wollen“, doch „das Wollen“ hilft. Es hilft wenig, hier und da mal ein „veganes Rezept“ zu erfinden – dieses muss auch das Publikum ansprechen. Wer will schon ein zweitklassiges Lebensmittelfoto, das erklärtermaßen nur einen Anstoß darstellen soll, wer will schon Anstöße, wer will sich schon in den Speiseplan hineindiktieren lassen?
Seitens der (Lebensmittel-) Wirtschaft und der Politik ist mit gigantischen (Werbe-) Kampagnen die Veränderung unseres Lebensstils betrieben worden, und es ist eine „neue Landwirtschaft“ geschaffen worden, deren Kehrseite das große (unblutige?) Höfesterben ist.
Es ist offensichtlich, dass das keine positiven Entwicklungen sind. Nicht unter Umwelt-Gesichtspunkten, nicht in Hinblick auf die Tierethik, nicht hinsichtlich der menschlichen Gesundheit.
Wenn Schopenhauser meinte, „Gesundheit ist nicht alles, aber alles ist Nichts ohne Gesundheit“, ist das eine Erkenntnis, und kein seichter Böhmermann-Spruch, auch kein „Nuhr“.
„Alles haben müssen, alle Länder der Welt beflogen haben wollen, Konsumismus ohne Grenzen“ ist auch nicht gesund – Schopenhauer hätte das natürlich viel schöner formuliert, die griechische Philosophie wusste es:
Mäßigung:
Aufgabe der Begierde ist es, sich der Vernunft zu beugen.
Das alles belastet, ist kompliziert, unverstanden, wird nicht kommuniziert und als Antwort bietet sich gerade ein Buch an, das uns die Werkzeuge für den Bau einer besseren Welt nennen will; „Weniger ist mehr“. Ein Buch mehr ist nicht weniger, sondern mehr.
Da könnte man besser gleich ein Schweizer Taschenmesser mit 54 Werkzeugen zum Ausklappen kaufen, das Buch wird nichts nutzen – immerhin hat es den Titel „Small is beautyful“ auch schon einmal gegeben, ohne etwas zu bewirken. Greenpeace kann noch Tausende Transparente aufhängen, davon wird kein Kastenstand demontiert, ich kann noch -zig Rezepte mit Tempeh produzieren, und das Volk kauft weiter TK-Kost von Wagner, Oetker, Iglo oder No-Name: „Hauptsache, es schmeckt“, das ist amtlich.
Es schmeckt, woran man sich gewöhnt hat, es schmeckt, was man glaubt, zu essen, nicht, was man tatsächlich isst. Auf den Verpaclungen sind glückliche Tiere, idyllische Mühlen- und Wiesenhöfe, rundliche Hamburger mit akkuraten Sesamkörnchen mit lecker triefendem Schamelzkäse. „Der Mensch ist, was er ist“ heißt, der Mensch gibt sich Illusionen hin, wird gar selbst zur Illusion.
Die Nahrung, das, was die Illusion nährt, wird üblicherweise nicht kritisiert. Diese unkritische Haltung erklärt sich dadurch, dass die Lebensmittelindustrie an Stelle der Nahrung zubereitenden Mutter getreten ist und noch die Erwachsenen füttert. Kritik am geliferten Essen kommt also eher bei der vom „Pizzabäcker“ gelieferten Pizza als bei der hunderprozentig standartisierten Industrieware aus dem Tiefkühler vor. Letztere ist ohnehin das, was auch schon „Muttern“ immer aufgebacken hat.
Doch es geht auch anders. Ein Foto wie zum Beweis der guten, alten These „Es gibt nicht Gutes, außer man tut es“:
Auf Gemüse kann man sogar stolz sein, und zwar zu Recht. Das vermittelt sich hier ganz authentisch, bei Don Giardino geht es um ökologisches Gärtnern, Selbstversorgung, Permakultur, Artenvielfalt und Nachhaltigkeit. Sein Buch „Mein Weg in ein nachhaltiges Leben“ thematisiert eigentlich viel von dem, was auch uns interessiert.
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