Miseren, Zukunfts-Wende, Vegane Fortschritte

Manchmal muss man gar nicht suchen, um zu finden, was man garnicht gesucht hatte, eine Antwort auf die leidige Frage etwa, “Worin besteht allzu oft die Ernährungsmisere?” – und hier kommt sie, die Stecknadel im Heuhaufen der Ernährungsdiskussionen:

Mein Leben wird dominiert von den Fragen «Was esse ich zum Frühstück?», «Was esse ich zum Mittagessen?», «Was für Snacks hab ich daheim?» und «Was gibts zum Abendessen?»

Zu ergänzen war noch

  • “… das mitternächtliche “Was haben wir noch im Kühlschrank”“,
  • die (bange) Frage, ob denn noch genug gekühlter Alkohol im Kühlschrank sei,
  • das “Und wie bringe ich die Zeit dazwischen rum?”
  • sowie die Alternative “Nicht viel denken, einfach nur futtern”.

Es gab in der Diskussion den Hinweis auf das  “intermittierende Fasten”,  das sich bereits “Fasten” nennt, wenn über 16 Stunden am Tag nichts gegessen wird, indem man das  Frühstück ausfallen lässt oder “Dinner-Cancelling” betreibt.

Das Frühstück könne  man beruhigt weglassen,  je nach Persönlichkeit, denn es bringt nicht viel in Hinblick auf  “Gewichtsreduktion”, zumal “das empfohlene Frühstück” ohnehin unter 200 Kcal. bleiben solle.
Gesund frühstückt es sich mit einem hohen Ballaststoffanteil, eben nicht “typisch anerikanisch” oder wie auch immer hochkalorisch, süß, fettig und “kaiserlich”.

 

Wer immer “nur ans Essen denkt” könnte essgestört sein, wer Pilze mit Ufos assoziiert (oder Ufos mit Pilzen?) muss ein Problem haben, neigt vermutlich zu Verschwörungstheorien – aber wer erklärt sich die Welt schon völlig rational, während die soziale Umwelt stets irrational agiert?

 

Die geheime Fleischindustrie-Arbeitsgruppe “A. Hildmann”, die einen zuvor langjährig “aufgebauten” Veganer der Öffentlichkeit als Verschwörungstheoretiker präsentiert, um allgemein die  “Fleischlos-glücklich”-Fraktion als “Spinner” zu diskreditieren, verfolgt jedenfalls Ziele, die den Auftraggebern rational erscheinen 😉 .

Reichlich irrational ist es, fnde ich, wenn Walter Kohl, Sohn des größten Bundeskanzlers aller Zeiten und Schöpfer der blühenden Landschaften, heutzutage zur besten Rede- (Fernseh-) zeit das Konzept einer billionenschweren ökosozialen Neuen Ordnung mit garantierter Verzinsung von “sagen wir mal 3,5 Prozent”, wobei wir zur Garantieverzinsung “später noch” kommen, vorstellt. Das ist Polit-Edutainment der Marke Lanz –  Diskussionen zur “aktuellen” Politik nach dem Motto “Sie haben ein außergewöhnliches Buch geschrieben – halten sie das doch mal in die Kamera, Danke”.

Sicher – mit Speck fängt man Mäuse, und das Geld auf den Null-Zins-Sparbüchern könnte gern  auch arbeiten –  Zukunftsinvestitionen im Bereich Nachhaltigkeit und Ernährung-Landwirtschaft  sind absolut vonnöten. Grausam und überflüssig wäre es gleichzeitig, wenn über den Brotpreis die Rendite der Rentiers erhoben wird, denen dann wieder nur “Kreuzfahrt, noch einmal im Leben” einfällt, um das Geld zu verjubeln.

Wenn wir uns darauf einigen oder eine Mehrheit organisieren, den obligatorischen  ökologischen Umbau der Welt zu betreiben und damit vor der eigenen Haustür anfangen, stehen wir unter Anderem vor dem Problem, Waren und Güter zu transportieren – bevorzugt per Bahn, doch zeigt die obige Karte “Mittelzentren ohne Bahnanschluss”, dass die Fehler der Vergangenheit zu großen Lücken geführt haben. Es wird teuer, und “eigentlich nicht rentabel”, dieses gerupfte Netz zu flicken. Wovon sollen hier die Investoren belohnt werden?

 

Die  Idee einer ökologisch-sozialen-markt-WIRTSCHAFT lässt zwar auch an das „Wirtshaus am Markt“ denken, wo die Nachfrage über „Pälzer Saumagen“ oder „Kadoffeln mit Griie Sos“ entscheidet – das ist nebensächlich gegenüber dem Grundsätzlichen; „Schmecken muss es“ und regional erzeugt sein, die Städtchen mit der Sozial-Wirtschaft müssen (im Stundentakt?) mit der Bahn erreichbar sein – schon für solche bescheidenen Ziele gibt es viel zu tun!

„Optimistische, mutige Bilder eines guten Lebens im Jahr 2050“ sollte eine Broschüre des Bundesumweltministeriums vermitteln, doch das Kapitel „Landwirtschaft“ in der Broschüre „Wir schafft Wunder“  hat mit Rollenklischees jongliert, wo es nach Meinung der Bäuerinnen allen Ernstes um Gleichberechtigung geht. So eine Broschüre zu drucken und wieder einzustampfen, dann unillustriert neu zu drucken, könnte aus einem Lehrstück über „Die Hürden der Nachhaltigkeit“ stammen. Ein selbstkritscher Bürokratenapparat, der in der Lage ist, eigene Fehlentwicklungen nicht bis zum bitteren Ende durchzuziehen, muss hier einfach als wertvoller gesellschaftlicher Produktionsfaktor ausgezeichnet werden. Besonders wertvoll wäre er in der abgeschafften Form und bei möglichst geringen  Pensionsansprüchen  ;-(

 

Die regionale Landwirtschaft der Zukunft muss dementsprechend leistungsfähiger sein als heute, wo spanische und holländische Gewächshauserzeugnisse unsere Märkte sättigen, man wird im Inland und mit Solarenergie Tomaten trocknen müssen, um die winterliche Tomatenversorgung sicherzustellen, mit viel Glück Paprika und Gurken  auch außerhalb der Saison in regionalen Gewächshäusern ernten können. Dass Gewächshäuser auch die Landschaft verändern, muss rechtzeitig bedacht sein.
Im Gegenzug brauchen wir mit regionalem Wirtschaften weniger Transporte, Fahrzeuge, Parkplätze, Straßen, können vielleicht sogar Straßen zurückbauen und Städte neu gestalten.

 

800 Millionen Hungernde, mehr als eine Milliarde fehlernährte Menschen und parallel dazu zwei Milliarden Übergewichtige weltweit zeigen, dass das globale Ernährungssystem aus dem Ruder gelaufen ist.

Ein Systemwandel ist möglich, denn immer mehr Bürgerinnen schätzen gutes Essen und Klarheit darüber, wo und wie es erzeugt wird. … Das zeigt uns, dass gutes Essen und gute Landwirtschaft möglich sind – jetzt und in Zukunft, hier in Deutschland und überall.

… die Verantwortung für eine zukunftsfähige Ernährungsweise [obliegt] … der Politik, … .“

So weit ein einleitender Auszug der

Frankfurter Erklärung vom 25.11.18 – Ernährungsdemokratie jetzt! 

des Ernährungsrats Frankfurt/Main.

Man will zwar die Ernährung von der „lokalen Scholle“, hat aber auch Verständnis für das Bedürfnis der Städte, Bauland für den Wohnungsbau zu erschließen – doch inzwischen werden Büroraum-Leerstände erwartet, weil „Home-Office“ tatsächlich  funktioniert, und die gute alte Satzung mit den Klauseln zur „Wohnraumzweckentfremdung“ erlaubt sicherlich, dass man sie mal wieder anwendet, gerade um die „eigene Tür“ herum. Andererseits würde Büroraum als Wohnraum  gar nicht allzu große Umbauten erfordern. Das Klima schützen zu wollen und gleichzeitig das Land zu versiegeln folgt nur den paradoxen Regeln des soziopathischen Selbstbetrugs.

Die Verantwortung der Landwirtschaftspolitik ist eine schwere Last. Die Fleischproduktion in den „reichen“ Ländern „verzehrt“ in Form von Futtermitteln die Grundnahrungsmittel für die Not leidende Bevölkerung der armen Länder.  Der globalen Gerechtigkeit zuliebe müssten wir wieder auf eine „pflanzenzentrierte“ Ernährung setzen. Aus ökologischen Gründen ist es angebracht und nötig, mehr Hülsenfrüchte anzubauen und zu verspeisen.

Fermentiert erkennen wir manche Hülsenfrucht kaum wieder – hier ein Tempeh aus Erdnuss, Beluga-Linse und geschältem Hanf.

Während Fleisch- und Giftskandale das Ausmaß der politischen Verantwortungslosigkeit andeuten, werden die Werkzeuge der politischen Einflussnahme,  das heißt Milliarden an Subventionen von einem gigantischen Apparat schlüssel-gemäß verteilt. Es gelte, Existenzen zu sichern und und Natur zu schützen.

Angesichts der verschärften Klimakrise geht es um mehr. Es geht darum, die Selbstzerstörung unserer Zivilisation zu verhindern; Beispiele wie die Osterinseln zeigen, wie schnell das gehen kann. Der „menschlich verursachten“ Entwaldung dort entspricht die Zunahme des Co2-Gehalts der Luft sowie der Temperaturanstieg und die vielleicht nicht mehr zu vermeidende Dürre hier.

Man kann die Entwicklung mit einrm dampfbetriebenen Zug vergleichen, wenn der Kesseldruck immer größer wird und die Fahrt immer schneller. „Eben mal Dampf aus dem globalen Geschehen ablassen“ ist nicht so einfach, wenn der Kessel an allen Ecken und Enden angefeuert wird. „Später mal“ Kohlekraftwerke abschalten kann auch zu spät sein, die Energiekonzerne für deren Fehlplanungen belohnen und dies als „Entschädigung“ deklarieren, zerstört Vertrauen und nagt somit auch am „sozialen Kitt“.

Wo nicht gottergeben aufgegeben wird, wird die Forderung nach der Bewältigung fer Klimakrise, der „Klimawende zum Guten“ erhoben. Für uns, im „Fachbereich Ernährung“ steht also „Agrarwende nebst Ernährungswende“ auf der To-do-Liste.

 

„Mahlzeiten auf vorwiegend pflanzlicher Basis, so zubereitet, dass es schmeckt und eine gute Nährstoffversorgung gegeben ist“ – so lautet wohl die zentrale Bedingung der unverzichtbaren Ernährungswende. Mit einer „Reformbewegung“ ist es diesmal nicht getan, wir brauchen wirksame Maßnahmen von Allen, für Alle.  Wir brauchen auch en wenig Zeit zum Ausprobieren, experimentieren, optimieren und koordinieren.

Scharf langzeitmarinierter Blumenkohlsalat, Grüne Sauce mit Ziegenmilchyoghurt und ganz vielen Kräutern (dabei auch ein Päckchen frische Brunnenkresse), mittelscharf gewürztes Linsen-Erdnuss-Hanftempeh aus der Pfanne, Dekorationsfrühlingszwiebel mit Präsentationsfehler, Mini-Bratkartöffelchen mit Schale plus hausgemachtes Kräuteressigketchup mit einer Spur Kirschsirup -das kann ich sehr empfehlen, und der Aufwand lohnt sich.

 

Wir haben eine „unendliche“ Zahl von Baustellen, mit diesem Raumschiff Erde, das gerettet werden soll.

„Baustellen, genau!“ sagt dann der virtuelle Stammtischbruder, und wegen der Baustellen braucht es auch kein Tempolimit auf den Straßen. Den Schmerz, den solche Dummheit bereitet, kann man ja wegspülen, und somit ist der „Bruder“ die meiste Zeit betäubt.

Großtante Gerlinde, die täglicher Pflege wegen ihrer Stützstrümpfe bedarf, will jetzt noch einmal „Eisbären gucken“ fahren, das Hygienekonzept auf den Kreuzfahrtschiffen überzeugt sie., die herzensgute ältere Dame.  Noch herzensbesser wäre sie, würde sie die gleiche Summe in die Rettung der Welt investieren. Exklusiv für sie habe ich etwas täuschend-Veganes entwickelt: Man schmeckt kein Fleisch, man vermisst aber auch keines:

Tiefkühl-Kichererbsentempeh in kleine Würfel schneiden, zusammen mit gewürfeltem oder geriebenem Knoblauch leicht anbraten, mit einer Marinade aus Chilipaste, getrockneten Tomaten in Öl, Ketchup, Salz, wenig Kräuteressig und Senf bedecken und vermischen. 10-15 min im Drucktopf dämpfen, abdecken, abkühlen und stehen lassen.

Für die Fertigstellung der „Tempehbolo“ ((auch im XXL-Format) zu bewundern) die benötigte Menge „gestückte Tomaten in Saft“ erhitzen, die beiseitegestellte Tempeh-Marinadenmassen einrühren, geviertelte kleine, frische Tomaten hinzugeben, umrühren, und nach 2-3 Minuten über in Salzwasser gegarte Bandnudeln geben. Mit 2 TL bestem Pflaznenöl pro Teller beträufeln, Basilikum zwecks Dekoration nicht vergessen.

 

Einmal abgesehen von der Notwendigkeit und dem Risiko, neue und innovative „Rezepte ohne oder mit niedrigem tierischen Anteil“ zu entwickeln, gibt es ja auch ein paar traditionelle vegane oder vegetarische Rezepte, die auch „Allesfresser“ mit Freude genießen – und ohne das magisch-totemistische Gefühl, per Verzehr einer unheimlichen Sekte beizutreten.

Was lernen wir daraus?

 

„Milchreis mit Kirschen“ ist, so möchte ich wetten, eine Rarität. Im Supermarkt zu finden ist eine eher undefinierbare „Rote Grütze“ mit viel modifizierter Stärke und Glukossirup, als schlechter Ersatz und mit einem Geschmack, der von „Geschmackssensation“ bestenfalls träumen kann.

Sicherlich – Kirschen entkernen kostet Zeit, Kirschen kosten Geld, sparen kann man aber beim Zucker. Mit dem hatte ich die entkernten und halbierten Kirschen sparsam „bestäubt“ und vom herausgesogenen Saft zwei TL, an das selbstgemachte Ketchup gegeben, als subtil wirksame fruchtige Komponente. Das aber nur am Rande.

Kirschen und Milchreis (hier 1:1 mit Kokosnussmilch) kann man getrennt und gleichzeitig im Multicooker stressfrei garen (14 min auf Stufe „Reis“) und, wenn der seinen Dampf „verloren“ hat,  servieren, zunächst jedoch nur – auch in der XL -Version betrachten. Dazu stellt Euch einen Geschmack der Superlative vor – da gibt es nichts zu verfeinern, sondern nur noch, die natürlichen Aromen zu genießen. „Lebensmittelqualität ist Lebensqualität“ ;-).

 

 

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