Der Geschmack der Billigwurst, ein Influencer*Innen#kochbuch, die Mühe mit den Sternen

Dem Danone-Chef Fabert wird das folgende Zitat zugeschrieben:

Wenn der Preis sehr niedrig ist, dann zahlt jemand anders den wahren Preis: der Bauer, der ausgelaugte Boden oder der Konsument selbst

Der Satz scheint seine Richtigkeit zu haben. Aus einem Sonderangebots-Bratwurst Test von Ludger Freese:

Konsistenz: gut…fest…leicht gummiartig. Der Darm (eine essbare Hülle aus Rinderkollagen) löste sich leicht von der Wurst. Bratverhalten: Die Bräunung der Wurst war sehr gut, platzte leicht auf (habe in der Grillpfanne bei leichter Hitze gebraten). Vor dem Probieren habe ich die Rostbratwurst etwas ruhen lassen, damit sie etwas kühler wird und intensiver schmeckt. …  Sie schmeckte einfach nach nichts. Es fehlte Salz (obwohl 20g/kg verwendet wurden), Gewürze…einfach alles. So eine Wurst lässt sich nur mit viel Ketchup oder Senf essen.

Schmeckt die Wurst nach nichts, liegt das wohl irgendwie an den Zutaten, oder sie bräuchte eigentlich Zeit zum Reifen, wird aber schnell verschweißt.

Eine Art „Aufschnitt im Glas“ hatte ich neulich mal probiert – zuerst war es machbar, dann stellte es sich als essbar heraus 😉

Vielleicht müsste man den Glasinhalt auch „Feinen Hackbraten“ nennen, denn er enthält auch selbst gemachtes Paniermehl – als Maßnahme gegen die Lebensmittelverschwendung, versteht sich. „Große Fischfrikadelle“ wäre auch keine falsche Bezeichnung 😉
Neulich hatte ich mal die Zutatenliste von eingeschweißten Fischfrikadellen gelesen; die werden gekauft!

 

Es sieht so aus, als würden Lebensmittel häufig diskutiert, Rezepte gibt es gratis, für Aufschnitt und auch genialen Aufstrich –  da fragt man sich, „Wozu heute noch Kochbücher?“ und auch:

„Wer kennt schon Pamela Reif?“

Während andere „Pamelas“ sich als Badenixen emporgearbeitet haben,  musste  Pamela Reif den Instagram-Weg gehen, um „Influencerin“ zu werden, mit großem Gefolge, Bauchmuskeltraining und Vorturnfunktion wie dereinst Jane Fonda.

Werbung für Wäsche ist und bleibt Werbung, sagen die Gerichte, und das auch, wenn das Model  (selbstverliebt) in den Spiegel schaut. „Narziss an der Quelle“ ist ein Klassiker, auch, wenn die Narzisse sich bewundern lässt, während sie sich selbst bespiegelt. Narziss war „allseits begehrt“ und hatte alle enttäuscht, keine(n) erhört, konnte gar sich selbst nicht erreichen – liebte „ein körperlos‘ Schemen“.

„Nun war die junge Karlsruherin nach Köln gekommen, um in einem Pop-Up-Store an der Luxemburger Straße ihr zweites Buch zu vorzustellen.
„You deserve this“ (Du verdienst das) ist ein Kochbuch mit über 70 „einfachen und natürlichen Rezepten …“, alle kreiert von ihr selbst.“

Das kann kein Universalkochbuch sein,  bezieht sich auf Salate und Schüsseln, das Model zeigt sich bauchfrei,  präsentiert Dinge wie „Schoko-Kürbis-Smoothie-Bowl“  oder empfiehlt  „Peanut-Butter-Jelly-Porridge-Bowl“ – eine Schüssel warmes Wasser mit Haferflocken, Erdnussbutter und Marmelade.

Als Pausenbrot geeignet – nicht aber für Schulhof oder Campus  – wäre dieses Vollkornbrot mit im Glas in Gemüsebrühe mit gewürfelter Möhre gegartem Hänchenschenkel-Fleisch. Die schöne Übung, Ketchup selbst zu machen, beherrscht Ihr doch?

 

„Darf die das?“ könnte man fragen und mit der „offenen Frage“ „was-befaehigt-eine-influencerin-kochbuecher-zu-schreiben“ zu ist einer „… schonungslosen Abrechnung mit der Scheinwelt narzistischer Gestalten, Influencer genannt, deren höchstes und einziges Ziel nach #nena die Selbstverherrlichung ist“ überleiten:

#nena weiß, worüber #nenaswelt authentisch berichtet und warum die Influencer-Welt sie anekelt:

Pamela beschreibt sich als  als unglaublich glücklich –  „…  Und alle anderen sollen es auch werden. Dank ihrer Rezepte, Tipps und guter Laune.“

Das riecht nach Betrug!
Klar, Narziss kommt gut an, weiß, was er versprechen muss, hatte schon immer ein großes Gefolge, und wer sich von ihm etwas erhofft, muss leiden und verwünscht ihn. Eine dumme, alte Geschichte, „nur ein Mythos“…

 

Weil hier die Verpackung mit einem Stück „Deutschlandfahne“ geschmückt ist, könnte man erklären, dass es chinesische Dosenpilze gibt, die nicht mit ihrer China-Herkunft bezeichnet sind – sogar chinesisches Tomatenmark mit italienischem Look gibt es in hiesigen Regalen. Auch das wirft Fragen auf…

 

Lebensmittel-Einkauf nach Farben

Die transparenten Verpackungen mit Paprika in grün, gelb und rot  haben nichts mit „Ampelkennzeichnung“ zu tun – selbst rote Paprika kann einigermaßen gesund sein, solange niemand sie mit Chemie geduscht hat 😉

Insofern haben an vielen Orten der Welt Fachleute sich über eine weiterführende Lebensmittelkennzeichnung Gedanken gemacht, und sind in der Nachbarschaft auf das „Nutri-Score“-System gekommen, das die Verbraucherzentrale Hamburg ausdrücklich befürwortet – hier der erste Teil ihres Fazits:

Wir brauchen dringend ein vereinfachtes Kennzeichnungssystem für Lebensmittel, denn die derzeitigen Informationen auf Etiketten finden viele Verbraucher zu kompliziert. Daher ist der Nutri-Score ein bedeutender Schritt in die richtige Richtung. Kein vereinfachtes System kann allumfassend sein, daher weist auch der Nutri-Score Lücken auf. Aber als weitere Informationsquellen stehen die Zutatenliste, die Nährwerttabelle oder Label (z.B. Bio oder gentechnikfrei) auf dem Etikett.

 

Kartoffelsalat mit Avocado-Creme (Avocado, Kräuteressig, Zitronensaft, Salz, grüner Pfeffer), Fleisch wie oben beim Vollkornbrot, Fenchel, gedämpft und Tomate roh.

 

Ich finde, man kann nicht vorhersagen, als wie hilf- und einflussreich diese „Nutri-Score“  Kennzeichung sich bewährt und  wir sollten es deshalb einfach testen, ausprobieren, statt hier mit vorgeschobenen „wissenschaftlichen“ Argumenten alles zu blockieren.

Wenn sich nach einiger Zeit herausstellt, dass „Nutri-Score“ relevant zu verbessern ist, ist der Zeitpunkt für Nutri-Score 2 gekommen – heute geht es um einen Anfang.

 

Das Brät vom „Aufschnitt im Glas“ lässt sich gut in Maultaschen verwenden, wenn auch hier nicht so gut erkennen.

 

 

Wer kennt Zora Klipp?

Franzi liebt Speck! – Rübensuppe selber machen“ ist eine der häufig geschauten „Koch ma!“ -Episoden. Die knapp halbstündigen „Kochshows“ sind auf YouTube zu sehen, vom Öffentlich-rechtlichen Fernsehen produziert, als Versuch, jugendliche Zuschauer zu erreichen.

So können die Programmmacher testen, welche Themen „ankommen“, und bei zu wenigen ZuschauerInnen wird die Reihe wieder gestrichen, zum Glück nicht gelöscht. Bei der TAZ gab es nun ein Interview mit der Hauptdarstellerin Zora Klipp, gelernte Köchin mit internationaler Erfahrung, auch geübt und flexibel im vegan-Leben.

Die Gastro-KöchInnen haben seltenst ein freies Wochenende, üblich sei der 12-Stunden-Tag, und der Feiertag beschert dem Gast-Haus den meisten Umsatz, also dem Personal das Eingebunden-Sein. Zora vermutet, dass inzwischen mehr „Mädels“ als früher im harten Leben der Köche mitmischen – von denen viele saufen und koksen, sagt aber nicht, was man sonst noch tun kann, um  den Stress zu kompensieren.

Zufällig kommt das Gespräch noch auf einen elektrischen „Küchenhelfer“ – für Risotto und Lasagne eher nicht zu gebrauchen, bei Mayonaise aber schon. Das war schon eine irritierende Passage…

Ich nehme ja für Mayonaise, wenn ich sie ausnahmsweise doch mal mache, einen Pürierstab – und bei bis zu acht Portionen Lasagne „geht“ der Multicooker, energie- und zeitsparend 😉

Lasagne, unter Dampf (-druck) zubereitet: Das ergibt zwar keinen gebräunten Käse auf der Oberfläche – wenn es auf die inneren Werte ankommt, macht das auch nichts. Aufschnitt im Glas und in Scheiben geschnittener Kräuterseitling fanden hier  ihre Verwendung – wie auch das extra-scharfe Ketchup.

 

Das Feature „Die Rechung bitte“ (52 min, Audio) ermöglicht einen Einblick in die Bedingungen der „gehobenen“ Küche – ARD Audiothek.

Die Sterne-Küche ist demnach häufig ein Zuschussgeschäft, das mit „Quersubventionen“, also der Verquickung mit einem Hotelbetrieb, oder vom Ruhm eine Fernseh-Starkochs und so weiter überlebt: Verdient wird in der Systemgastronomie.
Spitzen-Gastronomen hätten schon mit Gästen, die bei Reservierungen verläßlich sind, etliche Probleme weniger.

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  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
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