Übergewicht, Lebensstil und Lebenserwartung
Geschrieben am 24. September 2009 von KPBaumgardt
Statistik kann Leben retten, Gleichgültigkeit kann tödlich sein: Wenn Risikofaktoren statistisch ausgewertet werden, müssen wir uns “nur noch” an deren Ergebnissen orientieren…
Die Whitehall-Study, eine der größten arbeitsmedizinischen Studien überhaupt, erfasste zwischen 1967 und 1970 Gesundheitsdaten von insgesamt 18.863 britischen Staatsangestellte im Alter von 40 bis 49 Jahren: 42 Prozent waren Raucher, 39 Prozent hatten einen erhöhten Blutdruck und 51 Prozent zu hohe Cholesterinwerte.
Die Quittung stellte jetzt der Epidemiologe Robert Clarke von der Universität Oxford aus, der die Überlebenszeiten der Angestellten mit den damaligen Risikofaktoren in Beziehung setzte: Nach den Angaben … verkürzt Rauchen die Lebenserwartung um 6,3 Jahre, die Teilnehmer mit dem höchsten Blutdruck (oberstes Quintil) starben 5,2 Jahre früher, eine Hypercholesterinämie (oberstes Quintil) raubt 1,9 Lebensjahre. Mit einem schlecht bezahlten Job verliert man 5,4 Jahre, Unverheiratete büßen 2,2 Jahre ein, und Menschen mit Glucoseintoleranz oder manifestem Diabetes geben 3,6 Jahre auf. Übergewichtige (oberstes Quintel) verlieren 1,3 Jahre.
Was bei der Kombination mehrerer Risikofaktoren herauskommt, kann man sich denken…
Dafür sollte es sich eigentlich lohnen, seine Lebensgewohnheiten (nicht erst im Alter von 50 Jahren) zu überdenken und ab dem 40. Lebensjahr Blutdruck, Cholesterin und Blutzucker regelmäßig prüfen zu lassen, findet Peter Weissberg, Leiter der British Heart Foundation, welche die Studie zusammen mit dem Medical Research Council finanziert hat.
Was ich jetzt nicht verstehe: Warum die Empfehlung sich nur auf die Kontrolle von Blutdruck, Cholesterin und Blutzucker beschränkt. Routinemäßiges Wiegen und die Frage nach der Qualität der ehelichen/geschlechtlichen Beziehung müssten doch auch dazu gehören. Aber das sind wohl die Bereiche, von denen die heutige Medizin am wenigsten versteht.
Interessant finde ich auch, dass das Übergewicht allein gegenüber den anderen berücksichtigten Faktoren fast vernachlässigbar erscheint. Gesundheitlich interessant wird das Übergewicht offenbar erst, wenn es im Zusammengang mit anderen Risikofaktoren auftritt – was es bekanntlich ja sehr oft tut.
[Quelle]
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Mieser Blutdruck, Cholesterin und Blutzucker sind ja oft die Folgen mieser ehelicher/geschlechtlicher Beziehung. Wenn man Glück hat, dann schickt der Schulmediziner den Patienten zum Therapeuten, da ist er dann besser aufgehoben.
Danke, Du hast das noch mal verdeutlicht.
[…] “Lifestyle, Sport und psychomentale Balance” sind hier auch keine unbekannten Begriffe, die Risikofaktoren […]
[…] war eine etwas ältere Meldung der gleichen Gesellschaft. So wirklich neu und aufregend sind diese Meldungen allerdings […]
ich war bei einem psychiater – hat nichts gebracht.
@ rena: Psychiater sind manchmal auch allzu medizinisch orientiert und haben wenig Zeit .
Psychotherapie ist vielleicht vielversprechender, aber auch nicht einfach, das Passende zu finden.
[…] Übergewicht, Lebensstil und Lebenserwartung […]