Ernährung, Umwelt – Das Next Topfmodel

In Bayern ist nach dem erfolgreichen Volksbegehren der Weg frei zu einem Volksentscheid über Verbesserungen des bayerischen Naturschutzgesetzes. Das ist mal wieder ein Grund für eine kleine Feier – zumal mehr Naturschutz auch in den anderen Bundesländern gern akzetiert wird.

Der „amtliche“ Kommentar von Werner Eckert, SWR, lief auch in der Tagesschau:

„… Wissenschaftlich ist doch klar, dass die Art, wie wir momentan Landwirtschaft betreiben, nicht nachhaltig ist. Also sollte den Bauern daran liegen, aus diesem Dilemma herauszukommen. Stattdessen lamentiert die Lobby über das angebliche Bauern-Bashing durch das Volksbegehren. … Die [Bauern] machen, wozu die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sie zwingen. Es wäre klug, das zuzugeben und an einer guten Lösung mitzuarbeiten: Für mehr Bio-Anbau, mehr Abstand zu den Gewässern und mehr Naturflächen im Ackerland – wenn’s denn nötig ist, sollen sie dafür unser Steuergeld kriegen. …“

 

Die Wirtschaftsweise des Raubbaus an der Natur ist allerdings bisher von der Politik gefördert worden – mit dem „Nachhaltigkeitsargument“, die Umwelt würde von Autos, die Rapsöl verbrennen, schonend behandelt. Als „Extra“ gibt es den beliebten Rapshonig dazu, und Landschaften, die – so verändert sich Wahrnehmung – als „schön“ empfunden werden, solange die Ölpflanze blüht. Manchmal funktioniert „Ästhetik“ eben nur ohne Nachdenken.

 

Gleichzeitig kommt von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft inzwischen gemeinsam mit „Bioland“ die Forderung:

Pauschale Flächenbeihilfe für Bauern abschaffen

Demnach sollen „… die Zahlungen aus Brüssel … an gesamtgesellschaftlichen Leistungen der Landwirtschaft etwa für den Umwelt- oder Tierschutz ausgerichtet werden, nicht aber an der Fläche“.

Diese Leistungen erbringen auch viele Gärtner und Landschaftsgestalter, wenn auch oft, indem sie Schottergärten und lausige Parks anlegen. Verbraucher interessieren sich für die Qualität der Lebensmittel; hier könnten die Subventionen auch „abgebaut“ und sinnvoll verbraucht werden, um mal eine andere Variante ins Spiel zu bringen.

Es geht den meisten Beteiligten offenbar mehr ums Geld als um die Ökologie. Will man naturschutzgemäßes Wirtschaften belohnen, könnte (sollte?) man gleichzeitig auch Natur-schädliches Wirtschaften bestrafen – am Besten so, dass niemand mehr auch nur auf die Idee kommt, etwa Acker, Wiese oder Wald zu versiegeln.

Immer alles zu belohnen, was eigentlich selbstverständlich ist, ist andererseits nicht mehr weit von gesellschaftlichem Wahnsinn. Wenn zum Beispiel der „Antrag auf Erstattung des Mehraufwands für Fassadenbegrünung“ Routine geworden ist, haben die, die aus eigenem Antrieb „ihre“ Umwelt ökologisch gestaltet haben, draufgelegt. Wenn jeder, der ein Bachgrundstück besitzt, für seine Zurückhaltung beim Gift-spritzen die Hand aufhält, können wir das „Eigentum verpflichtet“ aus dem Grundgesetz streichen. Wenn afrikanische Bauern Wiederaufforstung betreiben, um ihr Land vor Erosion zu schützen, müssten wir unsere Beiträge zur UNO vervielfachen.

Völlig vegan: Hummus-Brot mit scharfen Gürkchen.
„Etwas Besonderes“ verspeisen zu wollen – oder hinsichtlich der Ernährung „eine Lifestyle-Entscheidung treffen“: Gründe für die Entscheidung, was aufs Frühstücksbrettchen kommt, gibt es reichlich. Das schafft „Identität“, das Gefühl, man selbst zu sein, wenn man schon viele „Ichs“ hat. „Ich, ich, ich, ich zuerst!“ Woher kommen diese „Ichlinge„, hat Matthias Richling diesen Begriff geprägt, und seit wann gibt es das Phänomen?
Dazu gibt es im Laufe der Zeit eine Artikelserie „Narzissmus„.

 

Alle Macht den (Ernährungs-) Räten!

Vor hundert Jahren, als in Weimar die Verfassung Deutschlands die „repräsentative Demokratie“ festgeschrieben wurde, war damit die Formel „Alle Macht den Räten“ gelöscht oder überschrieben.
„Ernährung für Alle“, „gesellschaftlich organisierte Ernährung“ braucht Fachkompetenz – deshalb wohl die Gründung von Ernährungsräten. Das ist wahrscheinlich kein Rückbezug auf „Arbeiter- und Soldatenräte“, die den Kaiser in Pension schicken. In Frankfurt hat es ein Treffen gegeben, drei zentrale Forderungen haben sich herauskristallisiert:

  • Alle Menschen sollen Zugang zu gutem und gesunden Essen bekommen.
  • Wir brauchen transparente Preise, die Umweltschäden durch Produktion mit einbeziehen.
  • Verbraucher sind nicht allein verantwortlich, das heißt wir brauchen neue politische Rahmenbedingungen z.B. Subventionierung nach öko-sozialen Kriterien und nicht nach Fläche.

– Politische Forderungen sollten schlicht und einfach sein – hier wie dort, in der Agrarpolitik, der Energiefrage und so weiter 😉

 

Wenn Handkäse mit Ananas-Musik plötzlich zum Renner würde, habe ich kein Patent darauf. Aber so etwas wird auch nicht zur Mode, denn wir sind veränderungsresistent und phantasielos, und deshalb schmeckt’s nicht. Jede Wette!

 

Vor zehn Jahren hatte sich einmal der Kulinarik-Kritiker Wolfram Siebeck weniger mit der Politik des Essens als mit dem Essen der Politiker beschäftigt, und in seiner Studie herausgearbeitet, dass Ludwig Erhards „Linsensuppe mit Speck“ vielleicht mit kleinen, grüngrauen Linsen verbessert werden könnte, bestimmt mit einem halben Teelöffel Safran aufzuwerten sei. Siebecks Anmerkung

„Ich erinnere mich an eine Zeit, als er bekannte, dass der Pichelsteiner Eintopf seine Lieblingsspeise sei. Damit biederte er sich bei allen an, die vom Essen nicht mehr verlangten, als billig satt zu werden.“

könnte man auch als Andeutung eines gewissen Dünkels, als Wunsch und „Zwang“, einer kulinarischen Elite anzugehören – oder diese anzuführen. Wir wissen nicht, wie Siebeck ein Zitat wie dieses kommentieren würde:

„Ihr Lieblingsessen sind gestampfte Kartoffeln mit Löwenzahn, Speck und Essig (manchmal auch Fruchtzwerge), …“

Vielleicht enthalten diese „Typische Deutschen Gerichte“ vor allem eine gehörige Portion Veränderungsresistenz bei kleinem Mut zur Veränderung. Bei der Politik!

„Das Volk“ feiert derweil einen neuen Kimchi-Star und freundet sich mit dem Vorgang der Fermentation an 😉

 

„Die Politik“ produziert gleichzeitig

Heiße Luft und Rasende Phrasen

„Wir“ – „W – I – R sind Luxuselite“. Das Wir schließt alle, die das lesen, ein, auch mich, gemeint sind aber andere. Wenn professionelle Texterstellung derart mies mit Sprache jongliert, ist das erbärmlicher Journalismus. Also, bitte einmal nachbessern, beim „Freitag“.

Die Produktion des „Mega-Flugzeugs“ A 380 wird eingestellt. Nebenbei gesagt: Für den Flieger sind Subventionen in mir unbekannter Höhe geflossen, eine Startbahn im Hamburger Werk wurde in ein Naturschutzgebiet hinein verlängert – überflüssigerweise, aus heutiger Sicht. Die Kunden bevorzugen Direktverbindungen, möglichst ohne Umstieg – somit wird der Flieger nicht voll und nicht rentabel. Das stellt sich heute heraus und war nicht vorhersehbar?

Wir subventionieren unsere Luxuselite. Wenn die schamlos ihre Kondensstreifen in den Himmel zeichnet, zeigt das, dass wir zu wenig ins Eisenbahnwesen investieren – neue Züge für die Bahn, besserer Fahrplantakt, bessere Direktverbindungen könnten im Sektor Personentransport das Klima entlasten, mit minimalen Einschränkungen der Mobilität.

Bei Feinstaub und Stickoxis verlässt sich der Auto-Minister, dessen Amt offiziell „Verkehrsministerium“ heißt, auf Experten, die keine Kommas setzen können und schweigt, wenn er sich entschuldigen müsste.

 

Rindfleischstreifen mit Salat von Dinkel-Kräuselnudeln und fermentiertem Gemüse. Das Fleisch, geeist dünn geschnitte, nach Langzeit-Marinade, gelbe Möhre und Champignon zusammen, seperat von der Roten Beete, die nicht alles rosarot färben sollte, fermentiert. Der Extra-Teelöffel gutes Olivenöl und etwas grobes Salz durften nicht fehlen.
 

 

Verhaltens- und Verhältnisprävention

Bei Alkohol kann der „Zusammenhang zwischen der Exposition mit Alkoholwerbungen und dem jugendlichen Trinkverhalten“ als erwiesen gelten. Logischerweise wäre auf der Seite der „Verhältnisprävention“ die Einschränkung bei der Werbung (ganz genau genommen müsste man die Werbung eher „Verführung“ nennen) ein Ansatzpunkt, während die Idee, „… Kinder und Jugendliche und auch deren Eltern zu kritischen Konsumenten zu erziehen“ die Wirkkraft einer romantischen Träumerei entfaltet.

Ohnehin ist die Idee, Erwachsene erziehen zu wollen, so absurd, wie einen quadratischen Kreis zeichnen zu wollen oder einen wütenden Stier mit einem roten Tuch zu besänftigen: So nämlich wirken die „missionarischen Maßnahmen“ besserwisserischer „Vorbilder“, die vermutlich selbst sowieso Wasser predigen und Wein trinken.

Sollte also die Umerziehung im Bereich gesunden Verhaltens, selbst wenn sie von noch-so-naturgesunden-Nacherzieher*innen versucht wird, weniger erfolgversprechend sein, bleibt die Frage nach der Veränderung der Verhältnisse als gesellschaftspolitische Frage: Zunächst nach angemessenen Arbeitsbedingungen für alle, wobei auch der große Bereich der Arbeit in den Blick zu nehmen ist, die außerhalb des Arbeitsmarktes stattfindet. (vgl. „Bericht über die menschliche Entwicklung …„)

Beschränken wir uns bei diesem Foto mal auf die rechte Seite (links war etwas mit tiefgefrorenem Fisch, der beim Versuch, ihn zu braten, allzuviel Eis in Wasser verwandelt hatte, missraten – mit herzlichem Dank an die Lebensmittelüberwachung und alle food-watcher).
Man kann mit Spinat (oder dem Substitut aus Feldsalat), Topinambur und Schwarzwurzel sowie Kondensmilch, Butter und Öl ein recht verträgliches, ballaststoffreiches Produkt erstellen, und jetzt braucht das Kind nur noch einen Namen.

 

Die talentierte Steckrübe

Durch das Steckrüben-Pommes-Rezept erst war ich auf die Idee gekommen, Steckrübe anzubraten. Gewürfelt und gebraten lassen sie sich gut mit Kartoffel kombinieren – Würzung nach Belieben. Die Suppe/Sauce, mit der die Würfel auf den Teller kamen, hatte gedünsteten Feldsalat und Kefir als Hauptbestandtteile.

Gedünstete Steckrübe und Kartoffel mit in Milch pürierter milchsaurer Roter Beete ergeben einen optisch doch sehr ansprechenden Stampf, und eine mit vielen Zwiebelschalen gefärbte, stark eingedickte Gemüsebrühe wird zur „Bratensauce“ zu gedämpftem Serviettenknödel aus altbackenen Körnerbrötchen…

Zum Schluss noch eine Artikelempfehlung zur „Darmpopulation“ bei der BBC; hier wird definitiv empfohlen, sich abwechslungsreich mit fermentierten Nahrungsmitteln zu ernähren – die werden in der Beratung und in der Praxis vielfach noch „vergessen“, können aber ausschlaggebend bei der Pflege eines gesunden Mikrobioms sein.

Fermentiertes kommt auch schon mal ohne Hitzezufuhr aus, also ohne Kochtopf; Yoghurt gedeiht, wenn es lauwarm ist. Die Suche nach dem „Next Topfmodel“ oder auch der nächsten Top-Diät verspricht, spannend zu bleiben 😉

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  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
  • ClaudiaBerlin: Mit all meiner fortgeschrittenen Lebenserfahrung kann ich sagen, dass das mit den...
  • Julia: Da hast du recht, was das Fermentieren angeht, bin ich Spätzünderin 😂
  • Ulrike: Nachhaltigkeit und Produkte aus der Umgebung sind wichtig, da bin ich ganz bei dir. Alles...
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