Stille Gans mit Kunst-Staub

Mit der Frage, ob der Staat vor der Plastikflut kapituliert, befasst sich das Bayrische Fernsehen (zu sehen auch bei YouTube), verwendet dabei das Stichwort „Verpackungs-Wahnsinn“ – und füttert die Zuschauer mit einer fein verwursteten Abfalltrilogie aus

  1. Anklage der Verschwendung
  2. Aufzeigen einiger Gefahren
  3. Hoffnung auf Linderung

ab.

Wenn der Chiemsee bei Überschwemmungen tonnenweise Plastik „schlucken“ muss und der Freistaat kaum adäquat reagiert, Fische Plastikteile statt Plankton aufnehmen und mit vollem Magen verhungern, kann man das bejammern oder anklagen.

Die Bilder aus den Weltmeeren, von Schildkröten, die sich in gekappten Fischerei-Netzen verfangen und von Wasservögeln, die vor Plastik-Ballast nicht mehr fliegen können, hat das eher regionale Fernsehen seinen ZuschauerInnen erspart…

Würde die vielfach beliebte Weihnachtsgans Wasserlinsen aus Plastik vorgesetzt bekommen – wer weiß, was geschähe. Vielleicht unterscheiden sie noch bei jedem Bissen, den sie fressen, „genießbar“ und „ungenießbar“. Beim Mikro-Plastik, das aus allen möglichen Quellen (auch aus „Kosmetika“) in die Umwelt und ins Abwasser driftet, ist jede Gegenwehr ausgeschlossen – und wenn die Plaste auch wieder ausgeschieden wird (man weiß es ja nicht, was da in welchen Mengen geschieht), weiß auch niemand, was mit der hormonellen Wirkung der Weichmacher ist, die man auch für PET-Flaschen braucht, und wer hat die nicht im heimischen Küchen-Sortiment?

Jeder Autofahrer kontrolliert dann und wann die Tiefe des Reifenprofils – was schwindet, wird schwarzer Staub: auch das ist Kikroplastik.

Die Umweltministerin hatte dazu auch ein paar Sätze gesagt, wenn die auch nichtssagend waren – der Tenor lautete (in meinen Ohren): „Was Trittin nicht geschafft hat, kann ich auch nicht.“

Die Hoffnung auf mehr Pfandflaschen, weniger Müll ist damit gestorben.Trotzdem:

Es gibt Hoffnung: Müllvermeidung.

Beim Quark zum Beispiel, ihn selbst, auf Kefir-Basis, herzustellen und ohne Verpackung auszukommen, wenn die Milch von einer „Milchtankstelle“ kommt.

 

Im Blog „Grünes Element„wird, wie beim Fernsehen, die Frage nach dem müllfreien Leben gestellt:

Heute darf ich meiner Blogger-Kollegin Manuela von Einfach Zero Waste Leben einige Fragen zum Lebenskonzept Zero Waste stellen.

Das ist klar – bei eineinhalb Pfund Müll pro Tag und Bundesbürger…

Es gilt:

Recycelbare Sachen sind nur recyclebar, wenn sie richtig entsorgt werden.

Die Wahrheit hinter diesem Satz ist allerdings, dass das Entsorgungss<ystem nicht funktioniert, wie es sollte. Es gibt keine Wertstofftonne für alte Telefone oder Kaffeemaschinen, keine Trennung bei Kaffee-Kapseln, keine Sammlung von Frittierfett, Aluminium, Weinkorken, aber, nebenbei bemerkt, Mineralöl in Lebensmittelverpackungen, die also streng genommen auch für den K0mposthaufen ungeeignet sind.

Manuela aber wäscht mit Efeublättern (Vermeidung von Waschmittelverpackung) und rät:

Die einfachsten Schritte in ein Leben ohne Müll sind: Stoffbeutel zum Einkaufen mitnehmen und so viel wie möglich lose kaufen, auf TetraPak, PET-Flaschen und Plastikbecher verzichten, Milch, Sahne, Jogurt, Soßen, Säfte usw. in der Pfandflasche kaufen und auf Papierverpackungen ohne Plastikfenster etc. achten. Ich finde es außerdem schön, etwas mit den eigenen Händen selbst herzustellen, dann eröffnen sich noch ganz viele Wege zu einem Leben ohne Müll.
Ein wichtiger Punkt ist, langsam umzustellen statt wie wild auszusortieren und wegzuwerfen, sondern alles aufzubrauchen. Währenddessen sollte man sich mit offenen Augen umsehen, um neue oder auch alte Alternativen zu entdecken.

Wenn die Grundbedürfnisse wie mietfreies Wohnen und Einkommen ohne Geldsorgen mal gedeckt sind, kann man so reden.

Ansonsten ist der Griff zum Yoghurt im Pfandglas auch eine Frage des Geldes, und der Rat, wie er hier ergeht, ist doch sehr „mittelschichtorientiert“, nur mit Tim Mälzer kann man sich selbst in Armut Bio-Nahrungsmittel leisten.

Das Schlussbild des Fernsehbeitrags: Plastiktüte, die in einen See eintaucht.
 

Am Fraunhofer-Institut für Verfahrtenstechnik und Verpackung hat Prof. Horst-Christian Langowsly Folien entwickelt, mit denen sich der Ressourceneinsatz deutlich reduzierten lässt – aber die Industrie will sie nicht, weil die damit realisierbare dünneren Verpackungen vom vorurteilsbehafteten Verbraucherurteil als unzureichend empfunden würden – so der Verdacht der Marketing-Abteilungen.

Wie die Alternative zum Verpackungs-Wahnsinn aussehen würde, ist allerdings noch längst nicht großflächig erprobt, noch nicht einmal in einer Simulation durchgespielt.

 

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