Schlank mit Dickmachern
Geschrieben am 5. August 2012 von KPBaumgardt
Mal wieder wird uns eine “neue Diät” vorgestellt, mit der schönen Einleitung:
Gewöhnen Sie sich ab, zu wenig zu essen
Abnehmen mit Pommes und Eis, so die Schlagzeile, hinter der sich nichts anderes verbirgt, als der X. Aufguss der “Schlank-im-Schlaf” –Geschichte, diesmal bei RTL.
Nun sind Pommes und Eis ja eigentlich die klassischen Dickmacher, und deshalb klingt es paradox, wenn diese plötzlich als Schlankmacher vorgestellt werden – allerdings unter der Voraussetzung, dass Kohlenhydrate überwiegend am Morgen verzehrt werden.
Dabei spielen die Glykogenspeicher eine interessante Rolle, denn sie können, etwa bei der Carbo-Loading-Diät zu einem extrem schnellen Gewichtsanstieg von bis zu 2–3 kg führen – durch die Einlagerung von Wasser.Werden die Glykogenspeicher vollkommen geleert, führt dies wiederum zu einer Schwächung.
Wahrscheinlich kann man die Glykogenspeicher sogar einigermaßen “auf dem Stand” halten, wenn man Kohlenhydrate nur morgens isst – gesichert ist das aber auch nicht, und die Laune kann hier ganz schnell absinken, wenn dem Gehirn am Abend der Zucker fehlt.
Auch ist ein Abendessen ohne (streich-) Fett und Kohlenhydrate keine runde Sache, äußerst gewöhnungsbedürftig, und es ist eigentlich ein Hohn, nun zu behaupten, eigentlich sei das Ganze ja auch keine Diät, sondern eine Ernährungsumstellung, und zwar von der gesunden Sorte.
Dass der Begriff “leere Kalorien” umstritten ist, liegt auch daran, dass Zucker, der ausschließlich aus Glukose und Fruktose besteht, keine Mineralien, keine Vitamine bereitstellt, so dass bei der falschen Ernährung hier eine Unterversorgung auftreten kann. Ähnliches gilt ja auch für die leidigen Pommes-Frites.
Dass Personen im ärztlichen Kittel mit aller dadurch vermittelten Autorität ihre Rezepte verbreiten können, ist der Meinungsfreiheit – die wir ja behalten wollen – verdankt.
Weil mit der Widerlegung derartiger Irrlehren kaum ein Blumentopf zu gewinnen ist, werden sie selten diskutiert, sondern nur nachgebetet oder abgelehnt. Ein wohlfeiler Standpunkt ist inzwischen auch: “Diäten taugen nie etwas”, manchmal auch mit dem Hi9nweis, sie dienten nur dem finanziellen Gewinn.
Die Portionsdiät hat mit der “milliardenschweren Diätindustrie” (U. Knop) zwar nicht das geringste zu tun, fällt aber zusammen mit ihr unter den Generalverdacht: “Diäten sind Volksverdummung”.
Bei der Portionsdiät gelten natürlichere Regeln, gibt es keine Trennkost, sondern vernünftige Planung und ein bisschen mehr Mitarbeit und Übersicht – also ein konstruktives Konzept.
Womit die Gretchenfrage, Diäten betreffend, schon greifbar wird: Welche Konzepte sind nachvollziehbar, durchführbar, nachhaltig - also wirklich konstruktiv?
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